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Re: [InetBib] HTW Chur informiert: Neue Publikation über informationswissenschaftliche Begriffe



On Sep 3, 2009, at 7:23 AM, Boeller Nadja wrote:

Werte Kolleginnen und Kollegen

Gerne mache ich Sie wieder auf eine neue Publikation in den Churer  
Schriften zur Informationswissenschaft aufmerksam:

Rene Frei:
Informationswissenschaftliche Begriffe und Kernprozesse aus Sicht  
des Radikalen Konstruktivismus.
.
.
.
Die Arbeit steht neben den weiteren Veröffentlichungen unserer  
elektronischen Schriftenreihe, zum kostenlosen Download bereit unter:
http://www.fh-htwchur.ch/uploads/media/CSI_34_Frei.pdf

Ueber diese Publikation waere sehr vieles zu sagen. Besonders wichtig  
scheint mir aber die Aussage:

"Genau dasselbe gilt auch für die wissenschaftlichen Forscher, welche  
fruchtbare Hypothesen erzeugen sollen,
diese aber sofort wieder verwerfen müssen, sobald die Erfahrung ihnen  
widerspricht."

Mit anderen Worten, im Konstruktivismus wird deutlich, dass wir unser  
Wissen durch Hypothesenbildung gewinnen,
die aber erst dann zu Wissen wird, wenn die Hypothesen der Erfahrung  
standhalten.
Dass Wissen dabei nie absolut sicher sein, sondern immer nur  
zuverlaessiger gemacht werden kann,
ist seit Sokrates bekannt und wurde durch Poppers Theorie der  
Falsifikation und insbesondere durch die Informationstheorie von
Fisher, Hartley, Nyquist, Wiener, Shannon, Weaver etc. bestaetigt. Sie  
basiert grundsaetzlich auf der Wahrscheinlichkeitstheorie.
Das gilt auch fuer Wissen als begruendeter Information bzw. a priori  
Redundanz.

Etwas spaeter heisst es dann in der Arbeit:
"Aber auch die evolutionäre Erkenntnistheorie basiert auf einem  
logischen Fehler, denn wenn
Lorenz (1979, S. 167, zit. in: Glasersfeld, 1997, S. 87) schreibt:  
?Die Anpassung an
bestimmte Bedingungen der Umwelt ist äquivalent dem Erwerb von  
Informationen über diese
Umweltbedingungen?, so kann entgegnet werden, dass Anpassung lediglich  
verlangt,
Reibungen oder Kollisionen zu vermeiden. Will man durch das Sieb der  
natürlichen Auslese
kommen, so braucht es keinerlei Information über das Sieb, und es  
werden auch keine
Erkenntnisse darüber gewonnen; es genügt, wenn man durchgekommen ist  
(vgl.
Glasersfeld, 1997, S. 87)."

Das ist allerdings nur teilweise richtig, denn der Einwand  
vernachlaessigt, die Tatsache, dass die Evolution
Darwins eine "Gradualness" zeigt. Das war Darwins Kernthese. Sie  
beruht darauf, dass die vermiedene
"Reibungen oder Kollisionen" im Informationsspeicher (DNS) vererbt  
wird. Ueberlebt haben damit
in der Biogenetischen Evolutionsstragegie grundsaetzlich nur die  
Arten, deren "Hypothesen" genug Wissen
ueber die Umwelt gewinnen und vererben konnten. Die meisten Konstrukte  
gingen zugrunde, was Spencer zu seinem
bekannten "survival of the fittest" veranlasst hat. Das ist bei  
wissenschaftlichen Hypothesen nicht anders.

Durch diese Biogenetische Evolutionsstrategie haben alle Lebewesen  
mehr oder minder viel Wissen zum ueberleben
gewonnen.  Dabei haben Bakterien beispielsweise ihr eher geringes  
Wissen durch eine hohe Zahl an Nachkommen
ueber Jahrmillionen gesichert, waehrend hoehere Lebewesen, wie der  
Mensch, mit sehr viel mehr Wissen ueber seine Umwelt
kaum mehr Nachkommen braucht, als den Ersatz der Eltern in Jahrzehnten.
Der Mensch hat zusaetzlich zum unbewussten Wissen, das alle Pflanzen  
und Tiere haben, noch die Faehigkeit,
bewusst ueber sein unbewusstes und unterbewusstes Wissen zu  
reflektieren, d.h. seine gedanklichen Konstrukte
in inneren Modelen auch auf ihre Logik hin zu ueberpruefen. Dass diese  
Logik auch taeuschen kann, zeigt das zweite Zitat ;-)

MfG

W. Umstaetter
  
  
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