[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] Wahrheit, Sichtbarkeit und Kontrolle



Lieber Herr Steinhauer,

vielen Dank für die Antwort zum Thema Wahrheit und Sichtbarkeit. Das  
beantwortet meine Frage und  klingt sehr plausibel. Auch die darin  
formulierte Anforderung an Verlage erscheint mir richtig:

"Wenn und soweit Verlage Sichtbarkeit besser als ich selbst  
herstellen können, bleiben sie als Partner der Wissenschaft  
interessant. Man darf aber bezweifeln, ob dazu die Kontrolle über  
Inhalte für die gesamte Dauer des Urheberrechts wirklich nötig ist."

Wenn der Verlag nichts leistet, was der Autor nicht  selbst kann,  
dann macht er sich überflüssig. Und die Nagelprobe bestehen viele  
Verlage im wissenschaftlichen Publizieren heute nicht. Sie machen  
sich überflüssig und merken es oft noch nicht einmal.


Beim Thema "Kontrolle" kann ich nicht ganz so  leicht zustimmen. Ihre  
Betrachtung vergleicht die Wirkung, die von einer Publikation unter  
Zwang in OA, bei Google oder in Print bei einem Verlag ausgeht. Sie  
machen eine Abwägung der drei Varianten und bewerten diese  
entsprechend der Ziele eines Autors.

Das Problem der Publikationsfreiheit  setzt genau da an. SIE machen  
eine Abwägung, kommen zu einem Ergebnis und halten das für DEN AUTOR   
für verbindlich.

Wenn Sie diese Abwägung für sich, für Ihre Werke  treffen, dann ist  
das in Ordnung. Wenn aber ein anderer Autor bei der Abwägung zu einem  
anderen Ergebnis kommt, dann sieht es ganz anders aus.  Deshalb darf  
man nicht die Wahlfreiheit beschränken und sagen: ich weiß  
schließlich, was gut für Dich ist, sondern muss dem Autor die  
Wahlfreiheit lassen. Wenn Ihre Abwägung tatsächlich  
Allgemeingültigkeit beanspruchen kann, dann werden sich alle Autoren  
so entscheiden wie Sie, und die Welt ist in Ordnung. Wenn sich aber  
viele so nicht entscheiden wollen, dann ist es notwendig, dass denen  
die Freiheit der Entscheidung bleibt. Und darum lohnt es sich für  
diese auch für ihr Recht auf  Publikationsfreiheit zu kämpfen.

Ihre Abwägung ist für wissenschaftliche Schriften durchaus plausibel.  
Wenn Sie einen Verlag wählen, weil Sie mit Ihrem Werk gerne im  
Umfeld  des Programms stehen wollen um vom Renomee zu profitieren,  
dann ändert die Publikation im Internet daran nichts. Das sieht bei  
einem belletristischen Autor ganz anders aus. Noch mal anders beim  
Autor eines Kochbuchs oder eines juristischen Kommentars.

Übrigens können Sie  doch auch bei einer digitalen Publikation eine  
bittere Rezension bekommen und ein Student kann Ihren Text ausdrucken  
und bekritzeln. Unsicher bin ich bei der Resterampe: wenn ich hundert  
E-Books als Download gekauft habe, dann darf ich doch meine  
Festplatte mit den E-Books auch zum Schleuderpreis auf E-Bay anbieten  
und an jemanden verkaufen, oder?

Die Vermutungen über Verleger lasse ich mal achselzuckend bei Seite...

Herzliche Grüße
Matthias Ulmer

_________________________________________________________________
Verlag Eugen Ulmer
Matthias Ulmer
Postfach 700561 - 70574 Stuttgart
Wollgrasweg 41 - 70599 Stuttgart-Hohenheim
Tel: +49 (0)711-4507-164
FAX: +49 (0)711-4507-214
mulmer@xxxxxxxx
www.ulmer.de



Eugen Ulmer KG
Sitz Stuttgart
Registergericht Stuttgart, HRA 581
Geschäftsführer: Matthias Ulmer





-- 
http://www.inetbib.de


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.