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[InetBib] Übt BING politische Zensur aus?



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

dass die Suchmaschine Bing (http://www.bing.com) seit einigen Wochen 
online ist, ist Ihnen bekannt. 

Wie heise-online heute berichtet, geht Microsoft mit Yahoo eine 
Partnerschaft ein 
(http://www.heise.de/newsticker/Bericht-Microsofts-Bing-soll-fuer-Yahoo-suchen--/meldung/142597
 
). Die Suchmaschine Bing rückt damit im Ranking nach Google auf Platz zwei 
vor. Google liegt bei 81 %, Bing folgt mit ca. 15%. 
(http://de.statista.com/statistik/daten/studie/13117/umfrage/suchmaschinen-nach-anteil-der-suchanfragen-im-juni-2009/
 
)

Dass die deutschsprachige Version von Bing (http://www.bing.com/?cc=de 
[Einstellung: alle anzeigen] ) recht prüde ist - man gebe z.B. "Dildo" 
oder gar "Strumpfhose" ein - fiel schon von Anfang an auf. Bing quittiert 
hier mit: 

"Der Suchbegriff Strumpfhose führt möglicherweise zu sexuell eindeutigen 
Inhalten.
Ändern Sie Ihre Suchbegriffe, um Ergebnisse zu erhalten."

Man könnte darüber lachen. Aber was soll man von folgenden 
Rechercheergebnissen halten, wenn man parteipolitische Themen 
recherchiert?

(Die folgenden Beispiele entnahm ich dem Verfassungsschutzbericht 2008.)

Angenommen Sie wollen sich über folgende Themen in der deutschsprachigen 
Bing-Version informieren, die lt. Verfassungsschutzbericht dem 
Rechtsextremismus zuzuordnen sind:
- Frank Rennicke (Liedermacher)
- Junge Freiheit (Wochenzeitung)
- Frontdienst (Onlineshop für braune Devotionalien)
- Thule-Seminar
(die Liste lässt sich fortsetzen ...)

Google verweist im Ranking meistens direkt auf die entsprechenden Seiten:
- www.npd.de/frankrennicke/
- www. jungefreiheit.de
- www.frontdienst.de
- www.thule-seminar.org

Was zeigt Bing an? 
- (grotesk!) Frank Rennicke: Der Suchbegriff frank rennicke führt 
möglicherweise zu sexuell eindeutigen Inhalten.
- Junge Freiheit, Thule-Seminar, Frontdienst: direkte Links dorthin? 
Fehlanzeige! Stattdessen erhält man als Rechercheergebnis Links, die 
entweder aus dem Umfeld der politischen Bildung oder der Antifa kommen. 
Eigentlich hilft dann nur der Umweg über den Wikipedia-Link ...

Bei Parteien, Organisationen, Zeitschriften aus dem (laut 
Verfassungsschutzbericht) linksradikalen Spektrum findet bei Bing eine 
entsprechende Sortierung anscheinend nicht statt:

- Junge Welt, Interim, Göttinger Drucksachen (Printorgane), FAU IAA, Rote 
Hilfe, Bye Bye Nato (linke Gruppierungen) werden alle ganz oben oder 
relativ weit oben im Ranking angezeigt. 

Auch bei radikalislamischen Organisationen (auch aus dem 
Verfassungsschutzbericht) gibt es zwischen Bing und Google Unterschiede, 
z.B.
- al-manar  (TV-Sender): google verweist direkt auf: www.almanar.com.lb 
oder
- risalat al-ikhwan (Zeitschrift der Muslimbruderschaft): google verweist 
direkt auf: www.ikhwanweb.com
Bei Bing mangelt es auch hier wieder an direkten Links.

Ich frage mich: Was soll das??? Brauche ich eine Suchmaschine, die mich 
für politisch unmündig hält und mir den direkten Zugang zu entsprechenden 
Webseiten verweigert? 
Und: Wie soll das weiter gehen? Werden mir später dann Links vorenthalten, 
die politisch brisante Themen in anderem Licht als dem Mainstream zeigen? 

Also entweder ist diese Suchmaschine noch sehr "beta" oder hier tun sich 
Abgründe einer Vorzensur auf ...

Sind Ihnen eventuell andere Themen aufgefallen, bei der die 
Rechercheergebnisse zwischen Bing und Google ähnlich voneinander 
abweichen?

Besten Gruß

Martin Steinmetz
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Dipl.Bibliothekar Martin Steinmetz
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