Sehr geehrter Herr Herb,
nun muß ich mich doch noch mal zu Wort melden, da mir das Thema am
Herzen liegt und - meines Erachtens - ein Grundprinzip der Wikipedia
betrifft.
Natürlich ist die "wisdom of the crowds" nicht unfehlbar. Andererseits
ist es einfach sehr unwahrscheinlich, daß ein einzelner Autor aus dem
Stand heraus einen perfekten Artikel anlegt. Selbst wenn es um ein
Spezialthema geht, in dem sich niemand besser als der Hauptautor
auskennt, gibt es praktisch immer Sprach-, Tipp- und Wikisyntaxfehler
usw., die erst nach und nach durch weitere Autoren korrigiert werden.
In der Regel wird ein Artikel durch viele Leser und Autoren eher
besser als schlechter. Das ist auch ein Grund dafür, daß "lesenswerte"
und "exzellente" Artikel meist Mainstream- statt Spezialthemen
behandeln. Und - um auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen - die
derart ausgezeichneten Artikel erhalten konsequenterweise auch eher
eine hohe Wikibu-Punktzahl.
Auch wenn das Wikipedia-Prinzip nicht vor populären Irrtümern gefeit
ist, so können durch viele Leser auf jeden Fall Vandalismus und
ähnliche grobe Fehler wirksam und schnell bekämpft werden.
Mit freundlichen Grüßen,
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Martin de la Iglesia iglesia@xxxxxxxxxxxxxx
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for the Biology & Medicine Section of the Max Planck Society
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Zitat von Ulrich Herb <u.herb@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>:
Hallo Herr de la Iglesia,
Man kann nicht bestreiten, daß ein Artikel mit einer
größeren Wahrscheinlichkeit verlässlich ist, wenn ihn viele Leute
lesen und editieren usw.
Doch. Oder man verwechselt Konsens (oder gar Compliance) mit
Objektivität (was die Annahme voraussetzt es gäbe sie) oder Wahrheit
(was die Annahme voraussetzt es gäbe sie). Ihrer Aussage liegen (genau
wie der Herrn Walkowskis oder meiner) einfach unterschiedliche Ansichten
darüber zugrunde wie Information und Wissen zustande kommen. Dazu gibt
es vielerlei Überlegungen: Wird sie/es in der Diskussion entdeckt oder
formuliert? Oder wird sie/es produziert? Oder ....oder ... oder ....
Egal: Die Meinungen von de al Iglesia, Walkowski, Herb haben jede für
sich Plausibilität. Was mir aber wichtiger ist: Viele teilen bestimmt
Ihre Ansicht, wonach ein "Artikel mit einer größeren Wahrscheinlichkeit
verlässlich ist, wenn ihn viele Leute lesen und editieren", machen den
Umkehrschluss (dies unterstelle ich *Ihnen* nicht) und nehmen an, dass
Artikel, die selten gelesen/editiert werden, weniger verlässlich seien.
Das ist Unsinn: Artikel zu Spezialthemen fernab des Mainstreams
erschienen dann per se als schlechter als ein Artikel über die
Fußballbundesliga. Und zu dieser Annahme verleiten Wikibus Kriterien.
mfg
Ulrich Herb
--
http://www.inetbib.de