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Re: [InetBib] Ulmer-Brief an wiss. Autoren



Moin, Karl,

ich möchte mir doch diese Interpretation und die damit verbundene Unterstellung ("dass mehrere Leute sie falsch machen") nachdrücklich verbitten. Es handelt sich hier ganz klar um Lobbyarbeit seitens des Verlags, der Brief enthält massive Vorwürfe und Unterstellungen gegenüber Bibliotheken, und er fordert die Empfänger ausdrücklich dazu auf, "an an Ihrer Universität nach(zu)fragen, wie die Bibliotheken vorgehen und (...) das Problem mit (...) Kollegen (zu) besprechen.", mit dem Hinweis "Die Verantwortung
für das Handeln der Bibliothek trägt letztlich der Senat der Universität."

Wenn jemand als Autor und sagen wir Mitglied des Senats einen solchen Brief erhält, ist es selbstverständlich, dass er die Bibliothek davon in Kenntnis setzt und den Brief weitergeleitet, damit die Bibliothek sich dazu äußern kann. Dann ist es aber auch das selbstverständliche demokratische Recht der Bibliotheken, einen solchen breitgestreuten Brief öffentlich zu machen und genauso wie der Verlag zur Diskussion darüber aufzu-
fordern.

Wir leben hier immer noch in einer Demokratie und die Veröffentlichung des Briefes war vollauf gedeckt durch Art. 5 GG des Grundgesetzes, um die Meinungsbildung in einer die Oeffentlichkeit augenblicklich besonders beruehrenden Frage zu ermoeglichen, wie Klaus Graf und Eric Steinhauer zu Recht betont haben. Ein Geheimhaltungsinteresse des Betroffenen ist klar zu verneinen, da er ausdrücklich dazu auffordert, darüber an den Hochschulen zu diskutieren. Der Brief steht mitten im Meinungskampf um das Urheberrecht, der derzeit einmal wieder tobt, das Informationsinteresse der Öffentlich-
keit gebietet eine Veröffentlichung geradezu.

Der Lessing-Kontext ist in diesem Zusammenhang übrigens nicht unpassend, denn der Aufklärer und begnadete Polemiker Lessing stand mitten im Meinungsstreit und zögerte nicht, die antidogmatischen Thesen und die radikale Bibelkritik des Reimarus, die dieser in seiner „Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes“ geäußert, aber zu Lebzeiten nicht zu veröffentlichen gewagt hatte, unter dem Titel "Fragmente eines Ungenannten" als Kampfschrift gegen die Orthodoxie öffentlich zu machen, die Briefe des Hamburger Hauptpastors Goeze zerpflückte er nach Herzens- lust mit seinen Anti-Goeze Schriften, was solange ging, bis die Zensur einschritt und er ein generelles Publikationsverbot für das Gebiet der Religion erhielt. Nathan der
Weise war die Fortsetzung der Debatte auf der Bühne des Theaters.

Mit besten Grüßen,
B.-C. Kämper

Karl Dietz schrieb:
Moin Frau Schmidt,

die Dinge werden ja nicht dadurch richtiger, dass mehrere Leute sie
falsch machen.

Dennoch spez. im Kontext dieser Liste: da es ja nicht irgendwer war,
der es tat, sondern ein Vertreter der dbv-Rechtskommission in person
und auch der admin der Liste, einer der top ten admins, sich nicht
äußerte, wird es für inetbib schon seine Richtigkeit haben.

Life goes on.

In Sachen Briefe noch ein Hinweis aus 2008:

"

Herzog August Bibliothek erhält bedeutenden Lessing-Brief

Bei dem Brief Lessings aus dem Jahr 1778 handelt es sich um ein
wichtigstes Zeugnis zur Entstehung seines Dramas "Nathan der Weise".
Er konnte jetzt für die Herzog August Bibliothek erworben werden, das
geht aus einer gestern veröffentlichen Pressemitteilung der Bibliothek
hervor. Danach hat die Curt Mast Jägermeister Stiftung in Wolfenbüttel
die für den Kauf notwendige Summe von 35.000 Euro bereitgestellt. Der
Brief, der sich lange Zeit im Besitz eines Privatsammlers befand und
auf der diesjährigen Stuttgarter Antiquariatsmesse von einem
Autografenspezialisten angeboten wurde, wird künftig als Depositum der
Stiftung in der Herzog August Bibliothek aufbewahrt; er steht der
Forschung und einer interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung.

Gotthold Ephraim Lessings, damals in Wolfenbüttel Bibliothekar in
Diensten des Herzogs von Braunschweig, schrieb den Brief im Herbst
1778 an Elise Reimarus in Hamburg. Er berichtet in diesem Brief über
seine Arbeit am "Nathan" und erwähnt, dass der berühmten Ringparabel
eine Erzählung aus Boccaccios "Decameron" zugrunde liegt. Es handelt
sich nach Aussage der Herzog August Bibliothek um den bedeutendsten
bisher in den Antiquariatshandel gelangten Brief des Schriftstellers.

"

via boersenblatt.net


On 3/30/09, Barbara Schmidt <bschmidt@xxxxxxxxxxxxx> wrote:
Moin Herr Dietz,
einer unserer Wissenschaftler ist Autor bei Ulmer und bekam auch diesen
Brief. Er leitete ihn an uns weiter mit der Bitte um Stellungnahme und
weiterführende Informationen. Er wurde - wie schon von Herrn Müller
erwähnt - nicht zur Geheimhaltung aufgefordert und wollte, dass wir in
den Bibliotheken dies kommunizieren und diskutieren. Also sehe ich schon
von daher eine Berechtigung, diesen Brief weiterzuleiten! Im Auftrag der
Angeschriebenen!

Freundliche Grüße
Barbara Schmidt

Karl Dietz schrieb:
Müller schrieb:
Liebe wissenschaftliche AutorInnen!

Da das Schreiben von Herrn Ulmer vermutlich nicht alle betroffenen
Empfänger erreicht, möchte ich es auch über diese Liste verbreiten.

Hmmmm...

----------------------------------------------------------------------
 Betreff: Urheberrecht Von: Matthias Ulmer <mulmer@xxxxxxxx> Datum:
Tue, 24 Mar 2009 19:14:38 +0100

An: Undisclosed recipients: ;

Sehr geehrte Autoren des Verlages,

Der Adressatenkreis, den H. Ulmer ansprechen wollte, ist doch klar
genannt, Herr Müller. Und seine Autoren (m/w) wird er sicher kennen.

Ungeachtet der inhaltlichen Kontroverse kann ich also den Unmut von H.
Ulmer nachvollziehen.

Anders gesagt: UNS hat er nicht angeschrieben. Und zu UNS gehören
schon mind. schon zwei Tln. dieser Liste. Spannend. & wie schon
Ingeborg sagte: Es kommen härtere Tage... bzw. Bleibt alles anders.
Herbert G.

__________________________________________________________ Verlag
Eugen Ulmer Matthias Ulmer Postfach 700561 - 70574 Stuttgart
Wollgrasweg 41 - 70599 Stuttgart-Hohenheim Tel: +49 (0)711-4507-164
FAX: +49 (0)711-4507-214 mulmer@xxxxxxxx www.ulmer.de

Eugen Ulmer KG Sitz Stuttgart Registergericht Stuttgart, HRA 581
Geschäftsführer: Matthias Ulmer

MfG, Karl Dietz
www.karldietz.de

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