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Re: [InetBib] Europäische Digitale Bibliothek Europeana
Liebe Kollegen und Kolleginnen,
gerade zurück aus Brüssel vom 'Launch-Event' möchte ich auf dieser
Liste mitteilen, dass
a) Europeana heute erfolgreich gestartet wurde: sowohl heute Mittag
als auch vor einer Stunde noch ist der erste Prototyp der Europäischen
Digitalen Bibliothek erreichbar gewesen unter www.europeana.eu -
allerdings besteht auch jetzt wieder ein Serverproblem (Service
Temporarily Unavailable), das aber ausschliesslich mit der Server-
Infrastruktur zusammen hängt, die schlicht nicht für die heute
verzeichneten massiven (und höchst erfreulichen) Zugriffe (s. u.)
ausgelegt war!
Aber natürlich ist dies ein Prototyp, und daher übermittle ich zum
einen erst noch einmal die folgende offizielle
<Pressemitteilung>
Brüssel, 20. November 2008
Jetzt online: „Europeana“, die digitale Bibliothek Europas
Ab heute ist Europeana, die multimediale Online-Bibliothek Europas,
für die Öffentlichkeit zugänglich. Unter www.europeana.eu haben
Internetnutzer aus aller Welt nun Zugriff auf über zwei Millionen
Bücher, Landkarten, Aufnahmen, Fotografien, Archivdokumente, Gemälde
und Filme aus Nationalbibliotheken und Kulturinstituten der 27 EU-
Mitgliedstaaten. Europeana eröffnet neue Wege zur Erkundung des
kulturellen Erbes Europas: jeder, der sich für Literatur, Kunst,
Wissenschaft, Politik, Geschichte, Architektur, Musik oder Kino
interessiert, hat freien Zugang zu Europas größten Sammlungen und
Meisterwerken über ein einziges virtuelles Bibliotheksportal, das in
allen EU-Sprachen verfügbar ist. Aber das ist erst der Anfang: 2010
wird Europeana den Zugang zu Millionen Objekten eröffnen, die Europas
reiche kulturelle Vielfalt widerspiegeln, und interaktive Bereiche,
beispielsweise Gemeinschaften für besondere Interessen, bieten.
Zwischen 2009 und 2011 werden rund 2 Millionen EUR jährlich dafür
bereitgestellt. Die Kommission will ferner den privaten Sektor in den
weiteren Ausbau der digitalen Bibliothek Europas einbeziehen. Im
September 2007 befürwortete das Europäische Parlament in einer mit
überwältigender Mehrheit angenommenen Entschließung die Einrichtung
einer digitalen europäischen Bibliothek.
José Manuel Barroso, Präsident der Europäischen Kommission, erklärte:
„Mit Europeana kombinieren wir Europas Wettbewerbsvorsprung in den
Kommunikations- und Netztechnologien mit unserem reichen kulturellen
Erbe. Die Europäer haben nun schnell und einfach über ein einziges
Portal Zugang zu den riesigen Beständen unserer großartigen
Sammlungen. Europeana ist mehr als eine Bibliothek: sie inspiriert die
Europäer des 21. Jahrhunderts dazu, der Kreativität ihrer innovativen
Vorfahren nachzueifern, wie es die treibenden Kräfte der Renaissance
taten. Allein die Möglichkeiten, die Europeana Studenten,
Kunstliebhabern oder Schülern bietet, sind faszinierend: sie haben
online Zugang zu den Kulturschätzen aller Mitgliedstaaten, können sie
kombinieren und gezielt suchen. Europeana ist ein deutlicher Beleg
dafür, dass die Kultur im Zentrum der europäischen Integration steht.“
Die für die Informationsgesellschaft und die Medien zuständige EU-
Kommissarin Viviane Reding sagte: „Europeana ermöglicht eine Reise
über Zeiten und Grenzen hinweg und regt zu neuen Gedanken darüber an,
was unsere Kultur ausmacht. Mehr noch: sie verbindet Menschen mit
ihrer Geschichte und - über interaktive Seiten und Werkzeuge –
miteinander. Ich rufe nun alle europäischen Kulturinstitutionen,
Verlage und Technologieunternehmen auf, Europeana mit weiteren
digitalen Inhalten zu füllen. Europeana sollte allen Menschen die
Gelegenheit bieten, interaktiv und kreativ ihr eigenes Stück
europäischer Kultur zu schaffen und es mit anderen zu teilen. Mein
Ziel ist, dass Europeana im Jahr 2010 mindestens 10 Millionen Objekte
enthält.“
Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen
Nationalbibliothek und Vorsitzende der European Digital Library
Foundation (der Organisation hinter Europeana), fügte hinzu: „Durch
Europeana werden kulturelle Einrichtungen interessanter für die
Generation Web 2.0 – eine Generation, die zur gleichen Zeit am
gleichen Ort Texte lesen, Videos sehen, Laute hören und Bilder sehen
möchte. Dieses vollständige Multimediaangebot bringt jungen Menschen
Europas Kultur, Vergangenheit und Zukunft näher.“
Europeana ermöglicht es, die digitalisierten Sammlungen europäischer
Bibliotheken, Archive und Museen gleichzeitig zu durchsuchen, d.h. die
Nutzer können Themen erforschen, ohne eine Vielzahl von Internetseiten
besuchen oder durchsuchen zu müssen.
Im Jahr 2005 von der Europäischen Kommission initiiert, wurde
Europeana in enger Zusammenarbeit der Nationalbibliotheken und anderer
kultureller Einrichtungen der Mitgliedstaaten sowie mit
nachdrücklicher Unterstützung des Europäischen Parlaments aufgebaut.
Europeana wird von der European Digital Library Foundation betrieben,
in der sich die wichtigsten europäischen Verbände von Bibliotheken,
Archiven, Museen, audiovisuellen Archiven und kulturellen
Einrichtungen zusammengeschlossen haben. Verwaltet wird Europeana von
der niederländischen Nationalbibliothek, der Koninklijke Bibliotheek.
Über 1 000 Kulturorganisationen aus ganz Europa, etwa der Louvre in
Paris und das Rijksmuseum in Amsterdam, haben Material, z.B.
digitalisierte Gemälde und Objekte aus ihren Sammlungen, für Europeana
bereitgestellt. Wichtige nationale Dokumente aus Staatsarchiven sind
verfügbar und das Institut National de l’Audiovisuel (Frankreich) hat
80 000 Rundfunksendungen geliefert, die das gesamte 20. Jahrhundert
abdecken, angefangen mit einer Übertragung von den französischen
Schlachtfeldern aus dem Jahr 1914. Nationalbibliotheken aus ganz
Europa haben ferner gedrucktes und handschriftliches Material
beigesteuert, darunter digitalisierte Kopien der „großen“ Bücher, die
der Welt neue Ideen geschenkt haben.
In den Jahren 2009-2010 werden im Rahmen des Europäischen
Forschungsprogramms rund 69 Millionen EUR für die Forschung zu
digitalen Bibliotheken bereitgestellt. Im gleichen Zeitraum werden aus
dem Teil "Informationsgesellschaft" des Rahmenprogramms für
Wettbewerbsfähigkeit und Innovation rund 50 Millionen EUR für die
Verbesserung des Zugangs zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe
Europas bereitgestellt.
Hintergrund:
Die Europäische Kommission befasst sich bereits seit 2000 damit, wie
kulturelles Material digitalisiert und online verfügbar gemacht werden
kann. Zwischen 2000 und 2005 hat sie mehrere Forschungsprojekte
kofinanziert und die bessere Zusammenarbeit zwischen den
Mitgliedstaaten gefördert, die ihr kulturelles Erbe online verfügbar
machen wollten.
Im Juni 2005 machte Kommissarin Reding die digitale Bibliothek Europas
zu einer Vorreiterinitiative der „i2010-Initiative” der EU für eine
europäische Informationsgesellschaft, durch die Wachstum und
Beschäftigung gefördert werden (IP/05/643). Im September 2005
skizzierte die Kommission die erforderlichen Maßnahmen, um Europas
kulturelles und wissenschaftliches Erbe allen zugänglich zu machen (IP/
05/1202). Im August 2008 forderte die Kommission die Mitgliedstaaten
auf, ihre Anstrengungen im Hinblick auf einen Beitrag zu Europeana zu
verstärken, insbesondere durch die Bereitstellung von mehr Mitteln für
die Digitalisierung und klare Zahlenangaben zu dem Material, das sie
zu digitalisieren beabsichtigen (IP/08/1255, MEMO/08/546).
Die Arbeit der Kommission an der digitalen europäischen Bibliothek
wurde begleitet von einer hochrangigen Expertengruppe aus dem
öffentlichen und dem privaten Sektor in der kulturelle Einrichtungen,
IKT-Industrie und Inhaber von Rechten vertreten waren.
Weitere Informationen:
http://www.europeana.eu/
http://ec.europa.eu/information_society/activities/digital_libraries/index_en.htm/
Press pack Europeana:
http://ec.europa.eu/information_society/newsroom/cf/itemlongdetail.cfm?item_id=4505
Die Entschließung des Europäischen Parlaments vom 27. September 2008
„Auf dem Weg zu einer europäischen digitalen
Bibliothek“ (Berichterstatterin: Marie-Hélène Descamps) finden Sie unter
http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?type=TA&language=DE&reference=P6-TA-2007-0416
Infoclip zur Digitalisierung:
EN: http://ec.europa.eu/avservices/video/video.cfm?sitelang=en&type=1
FR: http://ec.europa.eu/avservices/video/video.cfm?sitelang=fr&type=1
</Pressemitteilung>
Außerdem aber ist folgendes zu sagen (auf Englisch, denn dies
Statement wollen wir nicht übersetzen, es sollte eine ohnehin kurze
Halbwertzeit haben):
<technical story>
The Europeana prototype to be launched 20th of November is a first
step towards the implementation of Europeana in that
- it contains metadata pertaining to 3.5 million objects
- metadata record contain links to the original objects and to their
source context
- tabbed browsing within sets is enabled and
- a multilingual interface is offered to the user.
The prototype is not an instantiation of the surrogate model outlined
in the current draft of the functional and technical specification
document (D2.5) but still mostly a 'traditional' metadata based
Digital Library portal. More specificailly it
- does not yet contain enriched surrogates and no data derived from
the original digital objects
- does not yet contain links to contextual information in SKOS, OWL or
other semantic resources on the WWW
- does not yet link object representations to each other.
Furthermore, the technical building blocks used for this
implementation are not necessarily the ones we will retain for the
implementation of a second, operational implementation.
Finally, it should be noted that until now not much work could be done
to enhance metadata quality and consistency!
</technical story>
und ausserdem gilt:
<additional comments>
The first version of the prototype released in June to partners and
expert users was built on a first rough merge of about 10% of the
metadata that are available in the public beta release. It
demonstrated a huge inconsistency of the metadata on different key
points:
- metadata needed to build semantic facets as defined in the
object model were often missing: Time, Place, Person, Concept.
- inconsistency in the objects' descriptions merging always in
the original metadata format and even more after mapping to DC the
different layers of representation of the cultural heritage object
that are at the root of the digital object defined in the Europeana
surrogate nun zu model
- inconsistency between the granularity of the objects
resulting of a digitisation workflow and the granularity of available
descriptive metadata making impossible to create direct link from
Europeana surrogate to the online digital object
A practical Dublin Core Europeana guideline (Europeana Semantic
Elements) was written for content providers, defining for each element
when it describes the physical object or the digital object. All data
were re-harvested and processed with new mappings.
The prototype implements only the Time facet based on the creation
date as a result of different WG discussions and existing metadata. It
shows the different layers between the work, the physical object and
its digital object representation (example: Treaty establishing the
EEC, Rome 1957 appears in the Time facet in 2006 for the Centre
Culturel pour la Connaissance de l’Europe and 1958 for the French
governmental publication in BnF collection. For both there is no
dcterms:temporal element providing the event date)
Some digital collections were not integrated because of missing exact
granularity correspondence between metadata and direct access to the
object.
</additional comments>
und nun zu Herrn Heiligenhaus
b) ist die von Herrn Heiligenhaus rapportierte "Sammlung
pornographischen Materials" schlicht ein Teil der Europeana-
Kollektionen - nur eben ein etwas freizügigerer Teil mit etwas mehr
nackter Haut. Der Unterschied zwischen Nacktheit und Pornographie
dürfte aber wohl nicht erklärungsbedürftig sein (hoffe ich zumindest!)
Das kann man nicht unbedingt einen gelungen Start nennen. Bei allem
Verständnis für die Komplexität und Fehleranfälligkeit technischer
Systeme: daß mehr als fünf Leute heute auf diesen in ganz Europa
verbreiteten Link klicken werden, sollte den Machern eigentlich
bewußt gewesen sein. Mal schauen also, wann dann wirklich Premiere
sein wird. Folgt man den ersten Unkenrufen im Netz, gibt es da eh
nicht viel zu sehen aktuell, wenn denn mal was kommt...
Der Start ist also erfolgt und gelungen: der Prototyp funktioniert mit
allen bekannten und oben angesprochenen Einschränkungen. Getestet
wurde der Prototyp mit simulierten 500 (nicht 5, auch nicht 50!)
simultanen Benutzern - heute Vormittag aber waren es 3000 simultanen
Nutzer (bzw. um die 10 Millionen Anfragen pro Stunde!) Sehr
erfreulich - aber in dieser Dimension auch nicht abzusehen!
Die Premiere hat also stattgefunden und war erfolgreich. Und dass wir
auf den von Herrn Heiligenhaus kolportierten Unkenruf von Herrn G.
(andere sind mir nicht bekannt!) nicht reagiert haben, war wohl
bedacht und dies dürfte für manche Leser dieser Liste durchaus
nachvollziehbar sein ...
Beste Grüße -- Stefan Gradmann
___________
Prof. Dr. Stefan Gradmann
Humboldt-Universität zu Berlin
Berlin School of Library and Information Science
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e-mail: stefan.gradmann@xxxxxxxxxxxxxxxx
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Je est un autre.
(Arthur Rimbaud, Lettres du Voyant)
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