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Re: [InetBib] BR zu BIBs: Onleihe



Zitat aus dem Beitrag des BR:

Und immer mehr Medien werden nicht nur digital produziert, sondern finden ihren Weg auch via Internet zum Nutzer: "Musik und Audio-Inhalte wird es auf Trägermedien, also auf CDs und DVDs bald nicht mehr geben. Das heißt, wenn sie sich jetzt auf den Verleih von rein physischen Trägermedien beschränken, dann können sie bestimmte Inhalte bald überhaupt nicht mehr an die Öffentlichkeit vermitteln", sagt Holger Behrens, Geschäftsführer der Firma DiViBib und Experte für virtuelle Bibliotheken. (Zitatende)

An diesem Punkt hatte ich schon eine heftige, aber klare Diskussion mit Holger Behrens bei seiner Präsentation der Onleihe hier in der ZLB. Die Wirklichkeit spricht z.Zt., jedenfalls was die DVD als Filmmedium betrifft, eindeutig gegen seine Thesen:

http://dvdbiblog.wordpress.com/2008/07/14/disc-versus-download/
http://dvdbiblog.wordpress.com/2008/05/29/aus-fur-filmportal-in2movies/
http://dvdbiblog.wordpress.com/2008/02/16/online-bleibt-nischengeschaft/
http://dvdbiblog.wordpress.com/2007/06/30/video-downloads-still-niche-business/
http://dvdbiblog.wordpress.com/2007/05/19/videoformatkriege/
http://dvdbiblog.wordpress.com/2007/05/15/us-downloadmarkt/
http://dvdbiblog.wordpress.com/2007/04/14/filme-online-per-mausklick/

Zu dieser Problematik hier ein Zitat aus einem Kommentar von Jörg Rumbucher, Redakteur der Videowoche, einer Fachhandelszeitschrift für Videotheken:

"... Auf die Problematik, dass Kommentare über den Home-Entertainment-Markt auf äußerst merkwürdige Weise zustande kommen, hat jetzt der US-Marktforscher Tom Adams (Adams Media Research) aufmerksam gemacht. Während fast jeder Branchenbeobachter darauf gewettet hätte, dass der Verkauf und Verleih von physischen Datenträgern in den USA rückläufig sein würde, präsentierte "Home Media Research" für das 1. Halbjahr 2008 genau gegenteilige Daten: Der DVD-Verkauf legte um 1,1 Prozent zu und der DVD-Verleih gar um 2,6 Prozent. Für die Fehleinschätzung, dass mit bespielten Scheiben tendenziell weniger Geld verdient werden müsse, fand Adams eine simple Erklärung: "Die meisten Analysten sind Technikfreaks mit viel Geld und wenig Zeit, während die meisten Amerikaner technisch nicht sonderlich bewandert sind und viel Zeit, aber nicht viel Geld haben." ...

Im Gegensatz zur visionären Internet-Elite - Adams nennt sie "Techno-Geeks" - sind eben nicht alle Konsumenten ständig damit beschäftigt, legal oder illegal Entertainment-Software aus dem Netz zu saugen. Sie sind nicht einmal damit beschäftigt, alles im Internet zu kaufen. In Deutschland werden nach wie vor über 90 Prozent der Buchverkäufe über Vertriebswege abgewickelt, die nichts mit dem Internet zu tun haben. Das wird sich umkehren, aber in Zeitspannen, die möglicherweise ganze Generationen umfassen.

Dass die Download-Ära längst begonnen hat, ist im Jahr 2008 eine Binse. Deswegen aber das baldige Aus physischer Datenträger auszurufen, widerspricht allem, was man über Konsumgewohnheiten weiß. Diese ändern sich sehr viel langsamer, als die Trendscouts mit Tunnelblick sich vorzustellen vermögen.

Vermutlich kommt es deswegen auch zu Prognosen über Zuwachsraten neuer Übertragungstechniken, die nie eintreffen. Am Anfang dieses Jahrzehntes gestellte Umsatzvoraussagen zu Video on Demand für das Jahr 2008 sind ein einziges Debakel. Die technisch einwandfreie Umsetzung unter Laborbedingungen erzeugt noch keinen Massenmarkt. Jedenfalls nicht innerhalb von fünf oder acht Jahren.

Der Begeisterungsfähigkeit über digitale Vertriebswege entgeht dabei völlig, dass die bloße Möglichkeit, sich Filme jenseits einer Kauf- oder Leih-DVD zu beschaffen, von breiten Konsumentenschichten sehr mühsam erlernt werden muss. Das festzustellen, dafür werden die falschen Propheten jedoch nicht bezahlt. Sie müssen den nächsten Hype ausrufen, um sich täglich zu legitimieren.... (Zitatende) Quelle: Rumbucher, Jörg: "KOMMENTAR: Über die Vorhersage von Branchentrends". In: Videowoche.de, München, 16.07.08 / 16:07. Copyright bei mediabiz, Entertainment Media Verlag.

Wichtig für Bibliotheken wäre es, dem Publikum eine Alternative zum kommerziellen Mainstream zu bieten. Einen qualitätvollen, differenzierten Bestandsaufbau, der auch langfristig bestehen kann, ist mit Online-Medien allein jedenfalls nicht machbar. Insofern sind die Prognosen der Divibib-Manager sehr kühn. Solche Artikel wie der BR-Beitrag schaden Bibliotheken eher, da sie die Bibliothek im Kern in Frage stellen, ohne dass es nach Lage der Dinge einen digitalen Ersatz dafür geben kann. Das digitale (publizistische) Feuer lodert und wird noch manche Bibliothek verbrennen.

Zum Schluss noch eine Preisfrage an die KollegInnen aus den Öffentlichen Bibliotheken: Wozu braucht man eine solch aufwendige Lektoratskooperation im Print-Bereich, immerhin der ganze Stolz und eine Legitimation für die Öffentlichen Bibliotheken, wenn es im Online-Sektor doch auch ohne geht?

Beste Grüße
Peter Delin

Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Videolektorat
Bluecherplatz 1
10961 Berlin

Tel.: 030/90226-198
Fax.: 030/90226-163
Email: delin@xxxxxx
http://www.zlb.de/wissensgebiete/kunst_buehne_medien/videos
http://buecherei.netbib.de/coma/Filmrecherche
http://buecherei.netbib.de/coma/Filmliteratur
http://dvdbiblog.wordpress.com/ (privat)


Karl Dietz schrieb:
Zur info.

Der BR zeigt auf
<http://www.br-online.de/bayern2/iq-wissenschaft-und-forschung/iq-feature-bibliotheken-ID1216632326061.xml>,
was die Bibliotheken der Zukunft für eine Rolle haben könnten ...

via netbib


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JobZ - Stellenangebote, -gesuche und -infos im AKI-wiki
http://wiki.aki-stuttgart.de/mediawiki/index.php/JobZ
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AKI-Stuttgart - Arbeitskreis fuer Information
http://www.aki-stuttgart.de
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+ aus dem Digest der AKI-list:

  1. [OS5] Stellen. zB bei Festo, Esslingen (Karl Dietz)
  2. [T:] Sexualisierte Gewalt im Kontext der Neuen Medien,
     Waiblingen, 10/08 (Karl Dietz)
  3. 12 Thesen zur digitalen Bibliothekszukunft (Karl Dietz)
  4. [open] Some useful lists of principles (Karl Dietz)



Die 12 Thesen sind auf ekz.de zu lesen. Die Infos zur Fachtagung dürften per Google sehr prominent erscheinen wenn noch ein ffii.org in die Suche aufgenommen wird. Und auch die anderen Infos sind dank Google recht easy via visible Web zu kriegen. Just for info.


MfG, Karl Dietz
www.karldietz.de

Und noch das Zitat des Tages:

Für einen Maler gibt es nichts Schwierigeres, als eine Rose zu malen,
denn dazu muss er zuerst alle Rosen vergessen, die jemals gemalt worden sind. Henri Matisse

OK, noch eins, wg. dem Schund lesen:
"Als ich von den schlimmen Folgen des Trinkens las, gab ich sofort das Lesen auf."
Henny Youngman

:)




Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.