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Re: [InetBib] [OS5] Wikipedia - zum nachdenken
- Date: Fri, 04 Jul 2008 08:55:35 +0200
- From: Martin de la Iglesia <iglesia@xxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] [OS5] Wikipedia - zum nachdenken
Sehr geehrter Herr Fenn,
zwar halte ich diese Liste eigentlich nicht für den geeigneten Ort, um
über Wikipedia zu diskutieren, möchte aber Ihre Meinung nicht
unwidersprochen lassen.
Das Relevanzprinzip ist ein grundlegendes Prinzip der Wikipedia. Wenn
Ihnen das nicht paßt, empfehle ich Folgendes:
1.) Versuchen Sie, die Relevanzkriterien zu ändern - aber nicht in den
einzelnen Löschdiskussionen, sondern in den Diskussionen um die RK an
sich. Sie können auch versuchen, innerhalb der Wikipedia eine Mehrheit
für die radikale Abschaffung des Relevanzprinzips zu gewinnen (was
Ihnen aber hoffentlich nicht gelingen wird).
2.) Suchen Sie sich eine der zahlreichen Wiki-Enzyklopädien mit
weniger strengen RK, oder gründen Sie Ihre eigene.
Mit freundlichen Grüßen
_____________________________________________________________
Martin de la Iglesia iglesia@xxxxxxxxxxxxxx
Informationsvermittlung (IVS-BM) Tel:+49(89)-8578-3822
Max-Planck-Institut fuer Biochemie Fax:+49(89)-8578-3833
D-82152 Martinsried, GERMANY
Scientific Information Retrieval Services
for the Biology & Medicine Section of the Max Planck Society
http://www.biochem.mpg.de/iv/
_____________________________________________________________
Zitat von Juergen Fenn <juergen.fenn@xxxxxx>:
Karl Dietz schrieb:
Obige Zeilen als Einleitung. Ich kenne und schätze die Wikipedia
seit 2001 und habe know how zur wiki p seit vielen Jahren an
etliche Leute in Seminaren weitergegeben; auch hier oder in der
AKI-list et al. Orten habe ich ja einiges zu geschrieben.
Hier in inetbib (5500 tln.) lesen einige, die in
der wiki p aktiv sind. Wie ist eure Meinung dazu?
In meinen Augen ist das Löschen überhaupt eher ein dunkles Kapitel
des Wikipedia-Projekts -- auch abseits des konkreten Falls, der hier
aufgegriffen wurde.
Hier wird es allerdings besonders dunkel und traurig, denn ein
Verzeichnis von Opfern eines historisch einmaligen Völkermords,
deren Namen man nachweisen und würdevoll für die Nachwelt sammeln
könnte, wäre es schon wert, in einer Enzyklopädie gesammelt zu
werden. Eine besondere Form der "Unfähigkeit zu trauern":
Bei den Insassenzahlen in den KZs und den Mengen von Exilierten
bezweifel ich doch wirklich ernsthaft, dass da jeder relevant sein
kann.
Ich denke auch nicht, daß jeder vom NS-Regime Verfolgte per se relevant ist.
usw.
Die merken gar nicht, was sie da schreiben. Wie unmenschlich das ist.
Aber allgemeiner gefaßt:
Das Löschen ist schon seit langem ein Übel. Mit dem Argument "keine
enzyklopädische Relevanz" kann man eigentlich alles rauskicken, was
irgendwem nicht gefällt. Was absurd ist, angesichts des unbegrenzten
Speicherplatzes -- was ja gerade ein Alleinstellungsmerkmal
gegenüber Brockhaus und Britannica sein sollte. Daneben bestehen die
skurrilsten Artikel fröhlich weiter, wie beispielsweise Artikel
über Bundesautobahnen
<http://de.wikipedia.org/wiki/Bundesautobahn_661> mit Bildern, die
an Banalität kaum noch zu überbieten sind, oder über
Provinzbahnhöfe <http://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Neu-Isenburg>
und lokale Autokinos
<http://de.wikipedia.org/wiki/Autokino_Gravenbruch>, aber
beispielsweise schon für weniger bekannte Künstler ist kein Platz
mehr.
Es gibt Teilnehmer am WP-Projekt, die sich anscheinend
ausschließlich aufs Löschen spezialisiert haben, zB dieser hier:
<http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:L%C3%B6schh%C3%B6llenrevision> --
wartet auf geeignete Artikel und verbringt eine Menge Zeit in
dementsprechenden Diskussionen:
<http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:Beitr%C3%A4ge/L%C3%B6schh%C3%B6llenrevision>.
Die Admins haben dann nach der Löschdiskussion das letzte Wort.
Deren Entscheidung ist sozusagen unanfechtbar, und sie bedarf auch
keiner Begründung. Die Daten sind nach dem Löschen verloren.
Andererseits gibt es sehr selten Löschdiskussionen, die zur
Verbesserung von Artikeln führen, weil engagierte Anwender neue
Argumente vortragen oder Artikel in kurzer Zeit wesentlich
verbessern. Das ist aber nach meiner Beobachtung eher die Ausnahme.
Jürgen Fenn.
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