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Re: [InetBib] [OS5] Wikipedia - zum nachdenken



Ein Paradebeispiel dafür, dass (Verwaltung- bzw. Lösch-)Macht und
Intelligenz - entgegen der Selbsteinschätzung mancher Macht-Inhaber -
nicht Hand in Hand gehen. Anstatt einer Diskussion sollte der Link auf
http://de.wikipedia.org/wiki/Yad_Vashem
für diese Selbstgerechten genügen; andere Mittel zur Anregung des
Denkvermögens sind vermutlich Energieverschwendung.

Gisela Friedrichsen hat sehr anschaulich - und mit einem gewissen Abstand
auch mit Humor - zu berichten, welches Theater ihr Mann 2006 hatte, damit
sie auch nach offiziellen Wikipedia-Angaben nicht mit einem anderen Mann
verheiratet war. Die Löschdiskussion zu diesem Thema ist entlarvend.

Wikipedia und Orwells Farm der Tiere - wie sich die Bilder gleichen...

Susanne Drauz




Karl Dietz schrieb:

Obige Zeilen als Einleitung. Ich kenne und schätze die Wikipedia seit
2001 und habe know how zur wiki p seit vielen Jahren an etliche Leute in
Seminaren weitergegeben; auch hier oder in der AKI-list et al. Orten
habe ich ja einiges zu geschrieben.
                 Hier in inetbib (5500 tln.) lesen einige, die in der
wiki p aktiv sind. Wie ist eure Meinung dazu?

In meinen Augen ist das Löschen überhaupt eher ein dunkles Kapitel des
Wikipedia-Projekts -- auch abseits des konkreten Falls, der hier
aufgegriffen wurde.

Hier wird es allerdings besonders dunkel und traurig, denn ein
Verzeichnis von Opfern eines historisch einmaligen Völkermords, deren
Namen man nachweisen und würdevoll für die Nachwelt sammeln könnte, wäre
es schon wert, in einer Enzyklopädie gesammelt zu werden. Eine besondere
Form der "Unfähigkeit zu trauern":

Bei den Insassenzahlen in den KZs und den Mengen von Exilierten
bezweifel ich doch wirklich ernsthaft, dass da jeder relevant sein kann.

Ich denke auch nicht, daß jeder vom NS-Regime Verfolgte per se relevant
ist.

usw.

Die merken gar nicht, was sie da schreiben. Wie unmenschlich das ist.

Aber allgemeiner gefaßt:

Das Löschen ist schon seit langem ein Übel. Mit dem Argument "keine
enzyklopädische Relevanz" kann man eigentlich alles rauskicken, was
irgendwem nicht gefällt. Was absurd ist, angesichts des unbegrenzten
Speicherplatzes -- was ja gerade ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber
Brockhaus und Britannica sein sollte. Daneben bestehen die skurrilsten
Artikel fröhlich weiter, wie beispielsweise Artikel über
Bundesautobahnen <http://de.wikipedia.org/wiki/Bundesautobahn_661> mit
Bildern, die an Banalität kaum noch zu überbieten sind, oder über
Provinzbahnhöfe <http://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Neu-Isenburg> und
lokale Autokinos <http://de.wikipedia.org/wiki/Autokino_Gravenbruch>,
aber beispielsweise schon für weniger bekannte Künstler ist kein Platz
mehr.

Es gibt Teilnehmer am WP-Projekt, die sich anscheinend ausschließlich
aufs Löschen spezialisiert haben, zB dieser hier:
<http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:L%C3%B6schh%C3%B6llenrevision> --
wartet auf geeignete Artikel und verbringt eine Menge Zeit in
dementsprechenden Diskussionen:
<http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:Beitr%C3%A4ge/L%C3%B6schh%C3%B6llenrevision>.

Die Admins haben dann nach der Löschdiskussion das letzte Wort. Deren
Entscheidung ist sozusagen unanfechtbar, und sie bedarf auch keiner
Begründung. Die Daten sind nach dem Löschen verloren.

Andererseits gibt es sehr selten Löschdiskussionen, die zur Verbesserung
von Artikeln führen, weil engagierte Anwender neue Argumente vortragen
oder Artikel in kurzer Zeit wesentlich verbessern. Das ist aber nach
meiner Beobachtung eher die Ausnahme.

Jürgen Fenn.






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