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Re: [InetBib] URN Granular
- Date: Mon, 31 Mar 2008 11:28:31 +0200
- From: Jakob Voss <jakob.voss@xxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] URN Granular
Hallo,
Die Geschichte von URIs ist eine Geschichte voller Mißverständnisse...
Ich versuche mal anhand einer Fehlerbeschreibung der (grundsätzlich sehr
gelungenen) Seite http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/pon/ und der
existierenden Identifikatoren einiges zu klären:
Bernhard Assmann schrieb:
Die von mir ausgewählte Resource ist das Hallenser Exemplar des
Werkes: Clinger, Johann: De Illustrißimo ... Domino Augusto, Duce
Saxoniae, S. R. Imperii Archimarschallo Et Electore ... Oratio
Solennis : Dicta Lipsiae in aede Paulina, ad celebrandum augustißimam
Divi Principis memoriam, Die XI. M. Februarii Anno Christi MDCXII. /
a M. Johanne Clingero ...Lipsiae : am End, 1612
Ok, dieses Exemplar ist ein eindeutig identifizierbares physisches
Objekt. Geben wir ihm zur Referenzierung einen Identifikator.
VD17-Nummer: 32:623995L
Die VD17-Nummer identifiziert nicht das Exemplar, sondern das Werk (bzw.
eine konkrete Auflage). Neben Halle haben laut VD17 Göttingen und Weimar
eigene Exemplare. Zur Identifitkation des Werkes ist die VD17-Nummer dan
etablierten Projektes "VD17" grundsätzlich gut geeignet. Mangelhaft ist
jedoch, dass es sich nicht um eine URI handelt.
Notwendige Maßnahme: Definition einer URI-Repräsentation von
VD17-Nummern, beispielsweise sowas wie
info:vd17/32:623995L
Lokale Signatur: V C 2986
Nicht ganz, die Lokale Signatur ist "Pon Vc 2986, QK".
Signaturen werden seit Jahrhunderten in Bibliotheken benutzt. Anstatt
das Rad neu zu erfinden, sollte man darauf aufbauen. Mangelhaft ist
jedoch, dass es sich nicht um eine URI handelt. Die Signatur ist nur im
Kontext der jeweiligen Bibliothek sinnvoll.
Notwendige Maßnahme: Definition einer URI-Repräsentation von lokalen
Signaturen. Dazu bekommt jede Bibliothek einen eigenen Namensraum. Zum
Glück gibt es mit ISIL schon etwas, auf das zurückgegriffen werden kann.
Das Schema könnte also folgendermaßen aussehen:
GLOBALE SIGNATUR = PRÄFIX + ISIL + LOKALE SIGNATUR
Also beispielsweise sowas wie:
info:bibitem/DE-3/Pon-Vc-2986-QK
Natürlich muss dabei genauestens definiert werden, wie die Syntax einer
solchen URI ist, also welche Sonderzeichen sind erlaubt, wie wird
normalisiert etc.
DNB-URN des Gesamtwerkes: urn:nbn:de:gbv:3:1-16793
Nein, soweit ich verstanden habe ist dies die URN des Digitalisates des
Hallenser Exemplares!
URL in Halle, die mit dieser URN verknüpft ist:
http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/urn/urn:nbn:de:gbv:3:1-16793
Nein, diese URL ist nicht "verknüpft" sondern eine gerade mal im Moment
mögliche Methode, an das Digitalisat mit der URN
"urn:nbn:de:gbv:3:1-16793" zu kommen.
In der analogen Welt entspricht das in Etwa der Anweisung "Fragen sie
unseren Mitarbeiter an der Ausgabestelle nach dem Titel mit der Signatur
'Pon Vc 2986, QK', er führt sie dann in den entsprechenden Lesesaal".
Noch zugespitzter: Die URL ist entsprecht in Etwa der Aussage: "neben
sie den Fahrstuhl zu Lesesall 2a", wenn man auch die Treppe nehmen könnte:
http://nbn-resolving.org/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:gbv:3:1-16793
Normale URL des Webangebotes in Halle:
http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/content/titleinfo/96911
Auch nicht ganz richtig, es gibt keine "normale URL" sondern eine
Adresse, unter der das Digitalisat gerade verfügbar ist.
In der analogen Welt entspricht das in Etwa der Aussage "Lesesaal 2a,
Drittes Regal rechts oben, Zweite Reihe, Siebtes Buch von Links".
Notwendige Maßnahme: Klärung des Unterschiedes zwischen URN und URL. Es
ist ein Fehler, als "Adresse" auf der Webseite
"http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/urn/urn:nbn:de:gbv:3:1-16793"
anzugeben. Stattdessen muss dort "urn:nbn:de:gbv:3:1-16793" stehen, so
dass man sich die URN kopieren kann.
Die Angabe von URLs mit Resolver ist eine Unsitte und Quelle zahlreicher
Mißverständnisse. Die URL
http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/urn/urn:nbn:de:gbv:3:1-16793
Ist genauso bescheuert wie folgende URL
http://141.48.65.30:8080/DB=1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=54&TRM=Pon+Vc+2986%2C+QK
Mit letztere kommt man über die Signatur an den Katalogeintrag des
Exemplars. Niemand käme auf die Idee diese URL jetzt in allen
Webangeboten dort einzusetzen, wo bisher die Signatur steht.
Die Seite 17 (Scan Nr. 19) aus diesem Werk:
DNB-URN dieser Seite: urn:nbn:de:gbv:3:1-16793-p0019-7
Diese URN identifiziert das Digitalisat einer konreten Seite. Schön.
Aber warum steht die URN nirgends unter
http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/content/pageview/317955 ?
Es ist völlig unzureichend, die URN ins Bild einzublenden.
Notwendige Maßnahme: Die URN gehört dick und fett als Text ganz oben auf
die Seite über das Digitalisat, versehen mit einem Hilfe-Link auf eine
Erklärung, was es mit dieser URN auf sich hat.
Soweit der Bestand an Namen und URLs. Was macht nun eine URL
persistenter als eine andere?
Arg! Es geht überhaupt nicht um URLs! Aufgrund technischer Gegebenheiten
gepaart mit Inkompetenz sind URLs nicht dauerhaft. Wer garantiert, dass
wir in 100 Jahren überhaupt noch URLs nutzen werden? Die Frage nach der
persistenz von URL im Zusammenhang von URN-Vergabe ist genau so relevant
wie die Frage "wird das Buch nächstes Jahr noch im gleichen Regal stehen?"
Wenn also ein persistenter Name nur so gut ist, wie die Institution,
> die ihn ausgibt, dann sind hier URNs unnötig, bzw. die URLs aus
> Halle genau so tauglich, wie ihre ach so persistenten Brüder der
> DNB.
Ja, ein persistenter Identifikator ist nur so gut wie die ausgebende
Institution. Und wenn nicht mal den ausgebenden Institutionen der
Unterschied zwischen Identifikator und Lokator klar ist, ist es sowieso
egal, überlassen wir die Sache also lieber Google.
Noch ein Wort zu den URLs in Halle. Gibt es nicht schon einen
etablierten Namen für die Seite 17, den man in der URL benutzen
könnte? Da der Titel etwas länglich ist, drängt sich die lokale
Signatur oder die VD17-Nummer geradezu auf. Sie sind zusammen mit der
Seitenbezeichnung genau so persistente Namen für eine Resource wie
eine URN, dazu aber noch in der Fachwelt bekannt und etabliert und
eigentlich nicht mehr veränderbar.
Siehe Oben. Die VD17-Nummer identifiziert nicht das Exemplar sondern das
Werk. Wenn beispielsweise das Göttinger Digitalisierungszentrum ihr
Exemplar auch noch digitalisiert, kommt (hoffentlich) eine andere URN
heraus.
P.S: Die Irrtümer und Ungenauigkeiten bezüglich Identifikatoren sind
nicht nur Herr Assmann anzulasten sondern im gesamten Bibliothekswesen
virulent.
--
Jakob Voß <jakob.voss@xxxxxx>, skype: nichtich
Verbundzentrale des GBV (VZG) / Common Library Network
Platz der Goettinger Sieben 1, 37073 Göttingen, Germany
+49 (0)551 39-10242, http://www.gbv.de
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.