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Re: [InetBib] Autorenaquise des VDM-Verlags



Lieber Herr Muczak,

Sie haben Recht, wir haben uns zunächst an den Verlag mit der Bitte um Ablieferung gewandt, und Sie haben auch Recht, wir 
interpretieren den Entschädigungsanspruch ein wenig anders als der mit jedem Euro kalkulierende "Jungverleger", der diese 
Pflichtabgabe an die Regionalbibliothek als etwas Belastendes und Lästiges empfindet - wenn er denn zu kurz denkt. Ein guter Teil der 
saarländischen Verlage, viele sind es ja nicht, liefern (in Kenntnis der Rechtslage) ohne Probleme und ohne Entschädigung ab, 
daher gehen wir mit diesem - nach unserem Verständnis - Ausnahmetatbestand auch nicht hausieren, sondern erbitten (!) die Produktion 
als Geschenk. Do ut des, beide geben, beide profitieren. Ich möchte nicht wiederholen, was Joachim Eberhardt bereits ausgeführt 
hat, denn natürlich: auch ein kostenloses Buch kostet Zeit, Arbeit, Magazinplatz ... man muss den Aufwand gegenrechnen mit dem 
wissenschaftlichen Gehalt der Titel. Für eine Regionalbibliothek kommen aber der regionale Nachwe
is und die regionale Archivierung als Gesichtspunkt hinzu. Jedermann erwartet heute, das die SULB als Regionalbibliothek die VDM-Titel komplett führt und 
in die Dokumentlieferung gibt, dafür sprechen die Fernleihanfragen, die sich häufen, da VDM, wie gesagt, den Markt geflutet hat und sich einige Titel 
ganz gut anhören. Herkunft undCharakter der Veröffentlichung (in der Regel eine Diplomarbeit) gehen aus dem bibiographischen Nachweis in den 
seltensten Fällen hervor. Hätten wir 50% des Ladenpreises aufbringen müssen, hätte ich außer VDM im Jahr 2007 nichts mehr erwerben 
können. Nach Ausweis der DNB/A sind (nach meinen Recherchen) im letzten Jahr 1885 VDM-Titel erschienen. Setzen wir EUR 40 (viel zu niedrig) als mittleren 
Preis an, ergibt das 75.400 EUR, für uns als zuständige und "bevorzugte" Bibliothek EUR 37.700.  Alles Müller, oder was?

Das Saarland möchte sicher gerade die jungen Verlagspflänzchen schonen, denn die "Zwangsabgabe" an die Landesbibliothek könnte zur 
Flucht in die verfeindete Pfalz animieren. Unsinnig ist diese Regelung dennoch, und wir werden nicht müde, das Ministerium immer wieder auf die Nachteile 
dieses generellen Entschädigungsanspruchs anzusprechen. Und wie bereits betont: nach meinem Verständnis treffen diese Nachteile auch den Verlag, 
dessen Produktion weniger sichtbar ist, was sich für das Jahr 2007 am Beispiel des SWB ganz gut nachvollziehen lässt. Ich blende VDM ja nicht 
generell aus, möchte nur zunächst keine VDM-Titel bei meiner Durchsicht der DNB-Reihen sehen. Alle zehn Wochen setze ich aber eine andere Brille auf 
und prüfe anhand der DNB/A-Listen im SWB, was der Verlag in diesem Zeitraum im Bereich der Wirtschaftswissenschaften veröffentlicht hat und ob mir 
ein Ringeltäubchen entgangen ist. Wenn Sie dies für das Jahr 2007 auf die gesamte Verlagsproduktion ausdehnen (DNB/A-Verz
eichnung) und nachsehen, ob überhaupt eine SWB-Bibliothek diese Titel erworben 
hat, ergibt sich ein interessantes Bild (die Suche im Fremddatenbereich klappt nur 
nach LogIn, aber ich liefere im Folgenden die Zahlen):

DNB/A 2007
http://swb.bsz-bw.de/DB=2.2/CMD?ACT=SRCHA&TRM=wvn+07a0%3F+and+ver+vdm
http://swb.bsz-bw.de/DB=2.2/CMD?ACT=SRCHA&TRM=wvn+07a1%3F+and+ver+vdm
...

SWB-Bestand 2007
http://swb.bsz-bw.de/DB=2.1/CMD?ACT=SRCHA&TRM=wvn+07a0%3F+and+ver+vdm
http://swb.bsz-bw.de/DB=2.1/CMD?ACT=SRCHA&TRM=wvn+07a1%3F+and+ver+vdm
...

Und hier die Zahlen:
Hefte, Verzeichnung (SWB-Bestand) (ab einem Nachweis)
DNB/A-Hefte 01-09: 50 (13)
DNB/A-Hefte 10-19  632 (121)
DNB/A-Hefte 20-29: 468 (91)
DNB/A-Hefte 30-39: 385 (53)
DNB/A-Hefte 40-49: 328 (59) DNB/A-Hefte 50-...: 22 (2)

Ein Großteil dieser Titel ist also im SWB nicht nachgewiesen, nicht sichtbar. In den übrigen Verbünden wird es ähnlich sein. Kann das im Interesse des Verlags 
liegen? Ich würde abliefern, ganz klar. Ob ich diese Titel angesichts der Fülle und des mitunter sehr mäßigen wissenschaftlichen Gehalts (denn in einem halben Jahr 
verfasste Anfängerarbeiten sind es fast alle) immer noch gerne in unserem Magazin sehen würde, wie Anfang des Jahres 2006, steht wieder auf einem anderen Blatt. Da ich den 
Wert von Examensarbeiten wirklich nicht verkenne, würde ich mir wünschen, die Verfasser dieser mitunter sehr lesenswerten Titel (noch dazu alle mit Herzblut geschrieben ;-) 
nähmen die alternativen Publikationsangebote wahr, die wir und andere Ihnen mittlerweile bieten. Eric Steinhauer hat es beschrieben. Die Zugänglichkeit des Volltextes 
wäre sichergestellt, die Arbeit wird rezipiert, man kann ein "billiges" Papier daraus machen, das auch wirklich Käufer findet. Aber Müller "rechnet" 
mit d
em Autorenstolz: viele verlegen halt gerne in einem "richtigen" Verlag zu einem richtig 
anständigen Preis. Wessen Diplomarbeit kostete bisher schon EUR 59? Das muss etwas Gutes und 
Wertvolles sein. Der Verfasser und die Verfasserin kann es sich mit Stolz auf den Nachttisch legen 
und der Verwandtschaft präsentieren.

Schönen Gruß
Thomas Kees
--
Thomas Kees

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