Lieber Herr Delin,
vielen Dank für den Hinweis auf die Studie von World Vision. Sehr interessant!
Der von Ihnen bemerkte Widerspruch ist mehr begrifflicher Art. Schule und Bibliothek verstehe ich
weniger als Teil der Gesellschaft, sondern als zum staatlichen bzw. öffentlichen Bereich
zugehörig. Staat ist nicht gleich Gesellschaft. (Darüber kann man natürlich lange
diskutieren ...)
Ich denke, wir sind uns aber einig, dass der genannte öffentliche Bereich gut
ausgebaut, leicht und frei von sozialen Barrieren zugänglich sein muss, damit jeder
die Chance hat, seine Neigungen zu entfalten.
Bevor aber ein Kind in diesen öffentlichen Bereich kommt, durchläuft es die Unwägbarkeiten seiner
Familie. Wer hier schlechte Rahmenbedingungen vorfindet, hat es unbestritten schwer. Aber wie wollen Sie das
lösen? Bibliotheken sind hier sicher nicht der archimedische Punkt, um die Gesellschaft zu verändern.
Gleichwohl sind sie ein wichtiges, wenn auch unaufdringliches Angebot für das, was man "Aufstieg durch
Bildung" nennt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und darum ist ihr Ausbau auch und gerade in sozialen
Brennpunkten wichtig.
Eric Steinhauer