DRM hin oder her, Onleihe hin oder her, ich möchte doch noch einmal auf die Linkliste der PL San Fancisco eingehen, auf die Klaus Graf hier verwiesen hat.
http://sfpl.lib.ca.us/sfplonline/dbcategories.htm Es lohnt sich, diese sich wirklich genau anzusehen. Zwei Dinge fallen auf: - sie ist absolut atemberaubend, was sie an Volltextangeboten enthält.- dieses Angebot ist bekanntlich sehr teuer (wenn man diese Datenbanken kennt).
Es ist das Angebot einer (allerdings zentralen) Stadtbibliothek, nicht einer wissenschaftlichen Bibliothek, das allen Bürgern dieser Stadt, die das ja mit ihren Steuern bezahlt haben, zur Verfügung steht.
In Deutschland gibt es keine Öffentliche Bibliothek, die auch nur in der Nähe eines solchen Angebots kommt (kommen könnte, aus verschiedenen Gründen). Es gibt wohl auch keine Öffentliche Bibliothek, die einen Anlass sieht, ihren Bürgern einen solchen Informationsreichtum zu eröffnen.
> Es aendert nichts > an der Tatsache, dass oeffentliche Bibliotheken diesen > Sektor straeflich vernachlaessigenKlaus Graf ist an diesem Punkt voll und ganz zuzustimmen. Ich behaupte, wir haben in Deutschland einen mehrfachen "digital divide", nicht nur den zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, sondern auch - und der muss hier besonders interessieren - den zwischen Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken. Das bedeutet, dass der größte Teil der Bevölkerung von diesen Ressourcen ausgeschlossen wird. Das ist eine segragative, in meine Augen rückständige Kulturpolitik, die sich zwar auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen findet, die aber in unserem Milieu dem Ethos der Öffentlichen Bibliothek, und dem, was sie in ihrer Geschichte immer gewollt hat, vollständig widerspricht. Die Öffentlichen Bibliotheken sind dabei, hier den Anschluss zu verpassen.
Dieses segregative Denken hat bei uns im Bibliotheksbereich leider eine lange Tradition, so dass die Notwendig eines qualifizierten Angebots wie in San Francisco gar nicht geshen wird, von Ausnahmen abgesehen und es sind wirklich Ausnahmen.
Selbstverständlich wird jede verantwortungsbewusste, d.h. nüchtern planende Bibliotheksleitung wohl zu recht jetzt einwänden, dass Derartiges gar nicht zu finanzieren wäre, selbst wenn man es denn wollte - also zu teuer!
Dabei könnte man sogleich die Probe aufs Exempel machen, jedenfalls in Regionen mit wissenschaftlichen Bibliotheken, denn dort sind viele dieser Ressourcen bereits zugänglich. Man könnte einen gemeinsamen Bibliotheksausweis für die Nutzung aller Bibliotheken in der Region durch alle anbieten, die Wissenskarte (trotz verschiedener Träger, schließlich gibt es ja auch Verkehrsverbünde, warum also nicht Wissensverbünde) und jedes Kind bekommt zur Einschulung die Wissenskarte in die Zuckertüte zum lebenslangen Lernen. Zur Wissenskarte gehört dann auch die Website, die alle Angebote für die Allgemeinheit erschließt.
Das wäre ein Einstieg, um das Knowhow der wissenschaftlichen Bibliotheken im Bereich der digitalen Medien in die Öffentlichen Bibliotheken zu lenken (durch Zusammenarbeit, Schulung, Beratung etc.). Manche Verbünde bieten hier ja schon einiges. Auch Divibib könnte sich zu einer Plattform für die Öffentlichen Bibliotheken entwickeln, denn das Problem bleiben die Einrichtungen in Regionen, die nicht auf die Erfahrung wissenschaftlicher Bibliotheken am Ort zurückgreifen können.
Viele Grüße Peter Delin Klaus Graf schrieb:
On Mon, 10 Sep 2007 15:07:15 +0200 "Kries, Gunda" <Gunda.Kries@xxxxxxxxxx> wrote:Das koennen nur vereinzelte und duerftige Angebotesein. Munzinger Personen und Länder gibt es in Velbert. Hilden plant diesen Service ebenfalls in den nächsten Tagen freizuschalten und hat meines Wissens noch mehr Munzinger-Module im Angebot.Ach, dass soll jetzt grossartig sein? Nicht, dass ich den Buergerinnen von Velbert das nicht goenne, aber das ist doch im Grunde genommen nichts, wenn in einem Land wie Deutschland Universitaetsbibliotheken dutzende Datenbanken ihrer Klientel (Studenten und Mitarbeitern) anbieten koennen und in den USA durch Initiativen der Bundesstaaten ein reiches Datenbankangebot zur Verfuegung steht. Es tut mir leid: Wenn die Städtischen Bibliotheken Dresden, die ja die Auszeichnung "Bibliothek des Jahres" erhalten haben, unter Online-Service keinerlei Angebot fuer Datenbank-Nutzung von zuhause machen (Munzinger: "Achtung: Dieser Service ist nur innerhalb der Bibliotheken nutzbar! "), dann koennen hier noch fuenf oder zehn winzige Stadtbuechereien stolz aufmarschieren und auf die Remote-Nutzung des Munzinger verweisen: Es aendert nichts an der Tatsache, dass oeffentliche Bibliotheken diesen Sektor straeflich vernachlaessigen (so wie wissenschaftliche Bibliotheken hinsichtlich externer Nutzer) und an meiner Ueberzeugung, dass die Onleihe in die voellig falsche Richtung geht.Klaus Graf