[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] Elsevier und Dritte Welt -- war: Was wurde zum UrhGbeschlossen?



From: "Joachim Eberhardt" <Joachim.Eberhardt@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
To: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Sent: Thursday, July 12, 2007 7:40 AM
Subject: [InetBib] Elsevier und Dritte Welt -- war: Was wurde zum
UrhGbeschlossen?

Elsevier kennt diesen Vorwurf sehr gut und hat längst reagiert:

<http://www.elsevier.com/wps/find/authored_newsitem.cws_home/companynews05_0
0698>

Gruß, J. Eberhardt

Herzlichen Dank für den Hinweis auf  HINARI, AGORA und OARE.

Was die großen Verlage tun ist im Prinzip einfach. Da sie durch die
Copyrights geschützt sind, können sie überall genau so viel verlangen,
wie sie meinen, dass die jeweiligen Nationalökonomien maximal verkraften.
Die Länder müssen dann die Angebote der Verlage möglichst komplett
abnehmen. Gerade dafür sind HINARI etc. ein Beleg, und auch dafür,
dass man den unterentwickelten Ländern auf diese Weise hilft,
um die Copyrights in der bestehenden Form zu retten.

Kleine Verlage und viele Wissenschaftler sind längst gezwungen ihre
Wissensproduktion zu verschenken bzw. weit unter Preis anzubieten.
Das ist der eigentliche Hintergrund der "Open Access" Bewegung.

Dazu kommt, dass in der Big Science immer häufiger nicht nur die
Wissenschaft von bestimmten Interessengruppen finanziert wird,
sondern auch deren Verbreitung.
Dass man trotzdem für diese Verbreitung Geld verlangt, liegt oft nur daran,
dass niemand merken soll, dass hier gezielt bestimmte Ideologien
(von Wissen im wissenschaftlichen Sinne kann man dabei oft nicht sprechen)
lanciert werden. So ist unverkennbar, dass die derzeitigen Modelle und
Diskussionen über den anthropogenen CO2-Ausstoß die Produktion und den
Verkauf von Hybridautos stark gefördert hat und weiter fördern soll,
ebenso den Export von Solaranlagen und Windkraftwerken.
Kritiker die darauf hinweisen, dass historisch betrachtet eigentlich die
Klimaerwärmung dem CO2-Gehalt der Luft vorauseilt,
weil die Ozeane u.a. bei Erwärmung weniger CO2 enthalten,
fallen z.Z. weitgehend der Uncitedness 4 anheim.

Es hat sich gezeigt, dass im allgemeinen bereits ein Wissensvorsprung von
einem halben Jahr reicht, um in der Wissenschaft die Spitze zu halten.
Insofern haben einige der großen Verlage durchaus erkannt, dass sie nach
dieser Zeitspanne die Publikationen kostenlos verfügbar machen können,
bzw. ihr Geld in dieser Zeit verdient haben müssen.
Wer an der Forschungsspitze bleiben will muss zahlen. Und reich bleibt man
bei unserem Patent- und Urheberrecht bekanntlich nur an der
Forschungsspitze.

Der Zusammenhang zwischen Informations- bzw. Wissensversorgung und Hunger in
der Welt beginnt ja unverkennbar schon beim Analphabetismus.
Auch hier ist auf Ursache und Wirkung zu achten.
Je mehr Roboter in der Welt die Arbeit übernehmen um so weniger werden
Nichtwissenschaftler in der Wissenschaftsgesellschaft gebraucht.
Es gibt ja ohne Zweifel einen Rückkopplungsvorgang zwischen verknapptem
Wissen und verhungernden Menschen. Daran sind
alle Schuld, die nicht erkennen wollen (wer es nicht erkennen kann,
macht sich auch nicht schuldig ;-), dass es neben der klassischen
Betriebs-, Volks- und Marktwirtschaft noch eine "Geistes-Wirtschaft" gibt,
die die Informationstheorie und die Bibliothekswissenschaft im Sinne
Harnacks nicht ignorieren darf. Solange der Verkauf von Redundanz als
Verkauf von Information dekalriert wird, und der Unterschied von begründeter
Information (Wissen) und all den irreführenden Inforamtionen in Jux und
Tollerei nicht gemacht wird, wird das eigentliche Problem nicht ausreichend
erkennbar und auch nicht lösbar.

Mit großem Interesse beobachten wir in diesem Zusammenhang
z.Z. wie die Lokführer die vollautomatische Zugsteuerung der Zukunft
erzwingen und sich gerade wegrationalisieren, als gäbe es nicht längst
Züge ohne Lokomotivführer. Mit dieser Problematik hat sich schon
Hauptmann, in "Die Weber", beschäftigt. Man erinnert sich aber heute
anscheinend nicht mehr an die Weberaufstände vor 163 Jahren.
Damals hätte auch nur Fort- und Weiterbildung bzw. Umschulung
geholfen. Insofern kommt historisch gesehen immer zuerst das geistige
und dann das physiologische Aushungern.

MfG

W. Umstätter





Klaus Graf schrieb, Am 11.07.2007 17:32:
On Wed, 11 Jul 2007 14:59:49 +0200
 "Rupert Rompel" <Rupert.Rompel@xxxxxxx> wrote:
Wenn man weiter polemisch bliebe: der Mittellose hätte
auch kein Geld, um sich einen PC zu kaufen und dann hätte
ihm OA auch nicht helfen können !  ;-)

Fuer mich ist es klar, dass an den Haenden von Elsevier &
Konsorten Blut klebt. Fakt ist, dass sich Aerzte und
Kliniken in den Entwicklungslaendern nicht nur die
patentierten Medikamente nicht leisten koennen, sondern
auch kaum medizinische Fachzeitschriften (dank deren
Hochpreispolitik).  Wieso gibt es wohl besonders viele
Befuerworter von Open Access im Gesundheitswesen und zumal
in den Entwicklungslaendern? Mich wuerde interessieren, wie
man beweist, dass Mortalitaetsrate und
Informationsversorgung nicht zusammenhaengen.

Klaus Graf









Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.