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Re: [InetBib] Google-Frage aus anderer Perspektive
- Date: Thu, 22 Mar 2007 16:36:11 +0100
- From: Löw Luise von <loew@xxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Google-Frage aus anderer Perspektive
Jetzt habe ich den Spiegel-Artikel, von dem hier die Rede war, gelesen. Mir
fallen da andere/diese Stellen auf:
DER SPIEGEL 12/2007:
INTERNET
Die entleibte Bibliothek
Vor zwei Jahren begann die Internet-Firma Google damit, Hunderttausende Bücher
einzuscannen und ins Netz zu stellen. Steht jetzt das Ende der alten
Bibliotheken bevor?
... Direktorin der Bodleian-Bibliothek in Oxford: "wird die Entstehung von
neuem Wissen enorm beschleunigen." (Wie das??? - Löw)
...
Vorerst ist Google unersetzlich als mächtiger Verbündeter für eine große
Utopie: die digitale Universalbibliothek der Zukunft, die das gesamte Wissen
der Menschheit jedem zugänglich macht.
Mit dieser Bibliothek wäre der Höhepunkt einer Demokratisierung des Wissens
erreicht, die mit der Erfindung des Buchdrucks einsetzte. Der kleine
Google-Suchschlitz wäre das Tor zu den Inhalten der geschätzten 32 Millionen
Bücher, 750 Millionen Artikel, 25 Millionen Lieder, 500 Millionen Bilder, 500
000 Filme, drei Millionen Fernsehsendungen und einer Billion Websites.
Statt in die Aufklärung könnte die wahllose Überfütterung mit Informationen in
eine digitale Dekadenz münden. Es wäre das, was Friedrich Nietzsche als die
"Anarchie der Atome" bezeichnete und an der literarischen Dekadenz seiner Zeit
kritisierte: "Das Wort wird souverän und springt aus dem Satz hinaus, der Satz
greift über und verdunkelt den Sinn der Seite, die Seite gewinnt Leben auf
Unkosten des Ganzen." Das Ganze, klagte Nietzsche, sei kein Ganzes mehr - es
klingt wie eine Vorahnung des Hypertextes im Internet.
Und was wird aus den Büchern, wenn der letzte Text gescannt, das letzte Wort
gespeichert ist? Werden die großen Bibliotheken entleibt, werden sie wie
leergefegte Kathedralen des Wissens dastehen, in denen nur noch Computer leise
vor sich hin surren und das fahle Licht von Bildschirmen die Gesichter der
Lesenden beleuchtet?
...
Mit den besten Grüßen,
Luise von Löw,
München
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Armin Stephan
Gesendet: Mittwoch, 21. März 2007 17:23
An: INETBIB@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Cc: kibib@xxxxxxxxxxxxxx
Betreff: [InetBib] Google-Frage aus anderer Perspektive
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Herr Eversberg hat heute über die RAK-Online-Liste auf ein Dokument zur
RDA-Diskussion hingewiesen:
http://www.dlib.org/dlib/january07/coyle/01coyle.html
Was ich in der Einführung des Textes lese, passt meines Erachtens zur
Thematik Rolle der Bibliotheken in der elektronischen Informationswelt
ebenso gut wie zur RDA-Problematik im engeren Sinne:
"Libraries have lost their place as primary information providers, surpassed
by more agile (and in many cases wealthier) purveyors of digital information
delivery services. Although libraries still manage materials that are not
available elsewhere, the library's approach to user service and the user
interface is not competing successfully against services like Amazon or
Google. If libraries are to avoid further marginalization, they need to make a
fundamental change in their approach to user services. The library's
signature service, its catalog, uses rules for cataloging that are remnants of
a long departed technology: the card catalog. Modifications to the rules,
such as those proposed by the Resource Description and Access (RDA)
development effort, can only keep us rooted firmly in the 20th, if not the 19th
century. A more radical change is required that will contribute to the library
of the future, re-imagined and integrated with the chosen workflow of its
users."
Mit freundlichen Gruessen
Armin Stephan
Augustana-Hochschule / Bibliothek
D-91564 Neuendettelsau
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Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.