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Re: AW: [InetBib] Eichstättdebatte
Philip Gahn schrieb:
zB wurden ca. 100.000 Bücher
Können Sie Näherungswerte über die mitentsorgten Bücher liefern,
die von Schimmel befallen oder schadhaft waren?
Ja, das kann man:
Aus dem Schreiben des Provinzials der bayerischen Kapuzinerprovinz
"an die Brüder unserer Provinz" vom 19.02.2007 kann entnommen
werden, dass der Anteil an verschimmelten Büchern 4,20 t betrug
(von 83 t), also lediglich etwa 5% des "entsorgten" Anteils.
Dabei verkenne ich nicht, dass es nicht geht, große Bestände en bloc
ohne sorgfältige Vorsortierung an freie Einrichtungen ohne qualifiziertes
Personal wie die Bücherburg abzugeben, wenn darunter vom Schimmel
befallene Bände sein könnten (wenn das roter Schimmel ist, dann kann
der ja auch hochgiftig sein).
Ich bleibe dabei: Der Fall Karlsruhe und der Fall Eichstätt
stehen auf
zwei ganz verschiednenen Stufen.
Für jemanden, der sein Urteil über die Aufarbeitung des Altöttinger
Bestandes in Eichstätt bereits gefällt hat, mag das so sein. Bei
den Verkaufsgelüsten des Herrn Oettinger ging es nicht um
Aufklärung dubioser Umstände. Die Fakten lagen auf dem Tisch.
Allein das ist schon ein wesentlicher Unterschied.
Das kann man auch ganz anders sehen. Auch im Fall Karlsruhe
haben viele Medien zeitweilig von "Hype" gesprochen, und die
Landesregierung hat sich natürlich damit gewehrt und tut dies
bis heute, dass ja noch gar nichts passiert sei. Es seien ja nur
Gespräche geführt worden. Im Fall Eichstätt ist leider schon etwas
passiert. Das ist in der Tat ein wesentlicher Unterschied. Aber die
Wahrnehmungen sind, wie man sieht, sehr unterschiedlich.
Ihre ad hominem Argumente contra Klaus Graf richten sich selbst.
Das ist unterste Schublade, und einfach nur dümmlich, was Sie da
von sich geben. Es gibt genügend Leute, auch auf dieser Liste, die
zwar mit Herrn Grafs Kommunikationsstil Probleme haben, die aber
jederzeit anerkennen würden, das von ihm wertvolle fachliche Beiträge
kommen. Bei Ihnen kommt hier ja auch keiner auf die Idee, nachzu-
fragen, was Sie eigentlich geleistet haben und ob sie überhaupt eine
wissenschaftliche Reputation haben, und auf dieser Basis dann krit.
Einwände beiseite zu wischen. Wenn ich mal den Erwerb des Doktor-
grades als Ausweis wissenschaftlicher Befähigung nehme, dann
besteht überhaupt kein Anlaß, so zu argumentieren. (Jetzt können
Sie diesen Spieß gerne gegen mich umdrehen, das nehme ich ganz
locker.) In der Affaire Karlsruhe war Klaus Graf allseits ein willkomme-
ner Mitstreiter, hier soll er mit ad hominem Argumenten desavouiert
werden. Aber das wird Ihnen nicht gelingen.
Das geben Sie falsch wieder. Prof. Umstätter hat die Befürchtung,
dass ... Der Unterschied zwischen der Sorge und der Behauptung ist
wiederum nicht gering. Die Sorge halte ich nicht für unberechtigt.
Alle Indizien, von der Logik ganz abgesehen, sprechen dafür, daß
diese Befürchtung unbegründet ist. Die Kisten für die Antiquare sind -
wie im Film zu sehen - schon gepackt, und Verkäufe an Antiquare
gab es zu Zeiten von Holzbauer wie danach. Es spricht nur einiges
dafür, dass man beim Aussortieren etwas "rigoroser" vorgegangen
ist, damit es schneller ging. Die mindestens 10 Jahre, die Holzbauer
für die Aufarbeitung angesetzt hatte, sollten/mussten wohl radikal
verkürzt werden. Leider keine guten Voraussetzungen für die
Bewahrung von Kulturgut. Jedenfalls sind in Eichstätt offenkundig
handwerkliche Grundsätze unseres Berufsstandes rigoros zur Seite
geschoben worden, wie Armin Stephan zurecht schreibt.
Die Frage von Dublettenverkäufen sollte man differenziert betrachten,
gerade als Bibliothekar. Daß Verkäufe von Altbestands"dubletten"
höchst problematisch und eigentlich nicht vertretbar sind, darin ist
sich die Fachwelt weitgehend einig, sonst gäbe es wohl die dies-
bezüglichen "Kurzgefassten Empfehlungen" nicht - daß man es in
vielen Fällen trotzdem macht, steht auf einem anderen Blatt. Aber
selbst ein Klaus Graf würde nicht bestreiten, dass die Veräußerung
von Dubletten, selbst wenn sie keine sind, immer noch besser ist als
ihre umstandslose Vernichtung, vgl. etwa sein Plädoyer "Bücher
weggeben statt wegwerfen", http://archiv.twoday.net/stories/3351291/
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.