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Re: [InetBib] Klöster müssen sparen - causa eichstätt - ...



Hallo Herr Gahn,

danke für Ihre ausführliche Mail !


On 3/9/07, Philipp Gahn <gahn.pth@xxxxxxx> wrote:
Sehr geehrter Herr Dietz, liebe Liste,

ich bin nur insofern "vom Fach" als ich seit 10 Jahren eine katholische Hochschulbibliothek leite und diese demselben 
Bibliotheksverband angehört wie die UB Eichstätt (AKThB). Ich habe den Altöttinger Bestand in Eichstätt nicht 
gesehen, bin noch nicht präzise genug über die tatsächliche Sachlage informiert und werde mich hier nicht mit 
einer entschiedenen Meinung aus dem Fenster lehnen. Es ist Sache anderer Stellen, die Vorkommnisse dort aufzuklären.

Sie sind also vom Fach ! Fein.

Auch ich habe diesen Bestand in Eichstätt nie gesehen. und es ist in
diesem Fall sicher, dass diese ca. 100.000 Bücher nie wieder zu sehen
sein werden. sie wurden per container entsorgt. wohl in die
müllverbrennung. die containerfirma müsste da ja mehr wissen...

Die detaillierten Zahlen, die der Pronvizial nannte, sind sicher via
Google zu lesen.
Falls noch nicht, dann in kürze...

Und fünf der 100.000 Bücher sind via WikimediaCommons sicher bald in
voller digitaler Pracht zu sehen. we will see...

Wenn sich aber "die vom Fach", außer den Eichstätter Kollegen, die sich qua Weisung des Universitätskanzlers zum Thema nicht äußern dürfen, 
bisher noch nicht zu Wort gemeldet haben, so vermutlich auch deshalb, weil sie sich eine Vorstellung von den tatsächlichen Vorkommnissen machen können und das Ausmaß der 
Aufregung nicht mehr verstehen. In meiner ja tatsächlich noch nicht sehr langen Amtszeit hat mir zwar noch niemand 400.000 Bücher vor die Tür gestellt, dennoch habe auch 
ich schon tonnenweise Bücher dem Container übergeben - Unmengen von für uns marginal interessanter Literatur, Zeitschriften die xmal bei uns und anderen Bibliotheken 
vorhanden sind etc. Halt alles, was so über Jahre bei uns an Resten von Nachlässen liegengeblieben ist. Ich habe noch keinen Kollegen getroffen, der bei dieser Ansammlung von 
Bücherbergen anders gehandelt hätte, wohl aber etliche, die vor den gleichen Problemen standen.

Manchmal habe ich beim Lesen der aktuellen Mails den Eindruck, die UB
in Eichstätt hätte die Bücher gar nicht haben wollen. Aber die Fakts
sind doch andere. Und ein Punkt ist sicher auch der, das der frühere
Direktor eine andere Sicht der Dinge hatte als die aktuelle
Direktorin.


Dass wir es in der causa Eichstätt mit einem Medienhype zu tun haben, zeigt ein Vergleich mit den Verkaufsideen des Herrn Oettinger in der LB Karlsruhe. 
Dieser tatsächliche Skandal wird - gemessen am Grad der Aufmerksamkeit - mit den Eichstätter Vorkommnissen praktisch auf eine Stufe gestellt. Es 
mögen in Eichstätt Dinge vorgekommen sein, die nicht hinnehmbar sind. Wie gesagt: ich weiß das nicht und mag darüber nicht urteilen. Aber 
für die Wertung, die die Sache in der Öffentlichkeit bekommen hat, fehlt mir jedes Verständnis (mal ganz abgesehen von den vielen ekelhaften 
Vorverurteilung all derjenigen, die ganz genau Bescheid zu wissen meinen). Ich bekomme heute von Leuten Zeitungsausschnitte aus ihren Tageszeitungen über 
die schlimmen, schlimmen Wegwerfaktionen in Eichstätt zugesandt mit der entsetzten Anfrage an mich, wie so etwas möglich sei. Mit denselben Leuten 
saß ich noch vor ein paar Monaten an einem Tisch und mußte ihnen darlegen, warum der geplante Verkauf wertvoller Handschriften der LB Karlsruhe 
wirklich keine gute Idee war (so vorsichtig musste man über diesen Wahnsinn reden).

Das ist in anderen Worte doch ein Punkt, den ich hier auch schon
nannte: der image schaden ist immens. und niemand (naja, fast niemand)
aus der dt. BIB-welt ist um Schadensbegrenzung bemüht. Und auch klar:
dieser Vorgang in Eichstätt ist nicht wegzureden. Aber wenn nun
wirklich niemand aus DVB, DBV, ASpB, ... sich da in der Pflicht sieht,
was zu zu sagen, find ich schon nicht so prall. Die einzige Meldung
kam von der BSB, aber die begutachtet das ja auch offiziell.


Dass die künftig verstärkt vorkommenden Auflösungen von kirchlichen Häusern, die kirchliche Bibliotheken 
vor große Probleme stellen werden (die katholischen wie die evangelischen), ist freilich ein ganz anderes Thema. Es 
wäre gut, wenn man die jetzt vorhandene Öffentlichkeit nutzte, um die Entscheidungsträger für diese 
Frage zu sensibilisieren. Das Interview von Herrn Bepler im DLF war ja schon mal ein Anfang an recht exponierter Stelle.

Nochmal meine Sicht, denn ist doch ein Unterschied ob eine Bibliothek
aufgelöst wird - so schade dies jedesmal ist - oder ob die Bücher via
container entsorgt werden.
Und die Bücherburg wurde hier ja schon genannt. Ich lernte früher mal
was über Speicherbibliotheken. In München ist ja eine. Berlin bekommt
eine. es gibt sicher weitere.


Beste Grüße

Philipp Gahn


Ebensolche.

Noch was feines:

-

Imagine a country...

   * where every citizen has the opportunity to access its online
cumulative cultural heritage.
   * which is able to harness the will and energy of every library,
archive, gallery, museum, historical society or institute of record to
create a comprehensive collection of digital resources for the benefit
of its citizens.
   * committed to eliminating barriers of access, not only physical
but geographical.
   * where urban and rural areas are as one, and where the official
motto "A Mari usque ad Mare" (from sea to sea) represents a statement
of purpose and not simply of space.
   * capable of exploiting proven and emerging technologies to bring
its past forward to the present, to make the far away nearer, and to
make the inaccessible accessible.

Canada is such a country.

-

...auch auf das IFLA-manifest könnte ja mal wieder hingewiesen werden.
just wait...

--
Viele Gruesse, Karl Dietz
http://wiki.aki-stuttgart.de



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