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Re: [InetBib] War Kooperation, ist eigentlich Riedel Codex diplomaticus
- Date: Thu, 8 Mar 2007 17:19:54 +0100
- From: Markus Schnöpf <schnoepf@xxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] War Kooperation, ist eigentlich Riedel Codex diplomaticus
Als im Dezember 2006 über diese Liste die Scans von Riedels Codex
diplomaticus brandenburgensis zum Verkauf angeboten wurden, hatte kg
den Hinweis auf den Beitrag in archivalia vom Dezember 2005 zur
Diskussion beigetragen. Ich habe damals den Link verfolgt, und
festgestellt, dass zumindest im Dezember 2006 nur noch 3 betreffende
Bände dort aufzufinden waren.
Dass bei googleprint/GBS etliche digitalisierte Bände verschwunden
sind, macht mich nun doch nachdenklich, denn wenn google die
Bibliothek der Zukunft werden will, so scheint auch google den Fehler
zu machen, Bücher im Regal falsch einzusortieren und unauffindbar zu
machen. Oder handelt es sich in einem solchen Fall um eine papierlose
Vernichtung von Bibliotheksbeständen? Es spricht auf alle Fälle nicht
für ein Problembewusstsein bei googleprint, was Langzeitarchivierung
digitaler Inhalte anbelangt. Heute stelle ich Inhalte ins Netz,
morgen nehme ich sie wieder weg.
Nun bleibt die Frage, wie könnte kg nachweisen, ob im Dezember 2005
mehr als drei Bände von Riedel über GBS zu finden waren? So bewegen
wir uns auf der Ebene verschiedener Ansichten, ohne dass ein Richter
entscheiden könnte, wer nun Recht hat.
Für einen Historiker ist dies eine missliche Situation, denn sind wir
seriös, so basieren wir unsere Aussagen auf Fakten und nicht auf
nebulöse Erinnerungen. So lange sich googleprint nicht produktiv in
die Diskussion um Langzeitarchivierung über Festplattentests hinweg
einmischt, bleibt diese auch im Bibliotheks- und Archivwesen zu
lösen. Und Potsdam kann froh sein, diese Links von 2005 nicht in
ihrem OPAC mit aufgenommen zu haben, denn heute wären sie Error 404.
Suche ich nun bei wikipedia nach Riedel, so werde ich aufgefordert,
einen Artikel über Riedel zu verfassen. Herr Ehlers hätte also gar
nicht den Weg über wikipedia gehen können.
Folge ich dem link
http://pdbooks.zuhause.org/display.html?
sort=&title=codex&author=&submit=submit
so erhalte ich eine Trefferliste, die 56 Treffer zum codex
diplomaticus brandenburgensis aufweist. Bei einer Gesamtzahl der
gedruckten Bände von 41 (ich habe 44 als von W. Ribbe mir genannte
Bandzahl im Kopf) sind da anscheinend noch ein paar Bände
dazugekommen. Wo kommen also die 15 zusätzlichen Bände her?
Nun noch ein Satz zur Benutzbarkeit dieses digitalen Codex. Er ist
schlichtweg unbenutzbar, da der Zugang zu den Informationen nicht
linear erfolgt (ausser, jemand will die Bände von vorne bis hinten
lesen, aber das ist vergleichbar mit jemandem, der ein Telefonbuch
von vorne bis hinten liest: Er will keine Informationen schnell
finden, sondern Zeit mit der Lektüre verbringen). Der Zugang läuft
eher über die Indices. Da suche ich mir die Stelle raus, die mich im
Werk interessiert, gehe zu dem betreffenden Band und suche mir den
betreffenden Paragrafen raus. Über die Liste von pdbooks.org habe ich
diese Möglichkeit nicht, da die bibliografischen Angaben ungenügend
sind. Ich weiß ja in dieser Liste nicht, ob der betreffende Band zum
Hauptteil 1, Hauptteil 2 oder sonst wohin gehört, ausser, ich öffne
jedes dieser Bücher, um die bibliografischen Angaben zu prüfen.
Es steht hier also das Prinzip der flachen Digitalisierung von google
gegen eine qualitative, inhaltserschließende Digitalisierung.
Eine letzte Randbemerkung: Ich habe in dieser Mailing-Liste vor ein
paar Monaten gefragt, ob google an eine deutsche Bibliothek zwecks
Digitalisierung herangetreten ist. Ich habe damals keine Rückmeldung
erhalten. Jetzt habe ich die Antwort aus der Presse erhalten.
M. Schnöpf
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.