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Re: [InetBib] UB Eichstaett via SpiegelOnline



W. Umstätter schrieb (Samstag, Februar 24, 2007 1:42 pm):

Lieber Herr Kämper,

hätten Sie eine andere Erklärung,
warum man anscheinend Wertvolle
Bücher zu "Konfetti" verarbeitet haben soll,
wenn man mit dem lukrativen Verkauf schon angefangen hatte?
Für eine solche plausible Erklärung wären in dieser Liste
ja mehrere dankbar.

(...)
 
Es freut mich, dass wir in dem Punkt:
"Das ganze ist offensichtlich kein personelles, sondern ein
strukturelles Problem" übereinstimmen, denn darauf
hinzuweisen war ja mein Anliegen, und dazu
brauchen wir insbesondere die Meinungen derer,
die sich anscheinend gezwungen sehen so zu handeln.

MfG

W. Umstätter

Lieber Herr Umstätter, 

ich werde hier keine müßigen Spekulationen anstellen zu einem 
Vorgang, den ich selbst unfaßbar finde. Tatsache ist, daß bis 
zur Ende der Amtszeit von Holzbauer "Doubletten" routinemäßig 
an Antiquariate verkauft worden sind. Wenn das noch in einem 
schönen ud lesenswerten Zeitungsartikel vom April 2004 in der 
Passauer Neuen Presse dokumentiert ist, auf den ich hier bereits 
hingewiesen hatte ("Der Schatz der Kapuziner", 
http://www.google.com/search?q=%22der+schatz+der+kapuziner%22 )

"Jedes Buch wird mit dem vorhandenen Bestand der Uni-Bibliothek 
abgeglichen. Doubletten werden, sofern es keinen Grund zum 
Aufbewahren gibt [man beachte die Einschränkung!], aussortiert 
oder an Antiquare und Buchliebhaber verkauft. Bei den Bänden 
nach 1800 sind rund 50 Prozent doppelt, bei denen bis 1800 rund 
ein Viertel."

dann dürfte klar sein, daß die UB Eichstätt - in Einklang mit dem, 
was Klaus Littger hier 2002 auf dieser Liste geschrieben hat - bis 
dahin keinen Anlaß sah, sich dessen zu schämen (auch ist 
bekannt, daß die Kapuziner selbst dieses Vorgehen ausdrücklich 
billigten). Ich stelle das sachlich fest, ohne es hier zu bewerten. 
Man hatte 10 Jahre für die Aufarbeitung der Kapuziner-Bibliothek 
veranschlagte, man wusste, worauf man sich eingelassen hatte, 
und man wollte ohne Hast und Eile vorgehen.

Eine Büchervernichtung ("Entsorgung" im Altpapier) steht auf 
einem ganz anderen Blatt. Deswegen eben halte ich auch ihre 
diesbezügliche Vermutung für abwegig. Die Verhältnisse in 
Eichstätt müssen sich wohl zuletzt wohl schon sehr verändert 
haben. Keine Ahnung, ob Sparzwänge seitens der Hochschule
und das als bedrückend empfundene Platzproblem dabei eine 
Rolle spielten. 

So sehr die Wünsche nach einer konkreten Stellungnahme aus 
Eichstätt verständlich sind, so wenig dürfen wir derzeit damit 
rechnen, einfach weil den Verantwortlichen die Hände gebunden 
sind. Die Direktorin darf sich bis zum Abschluss der Untersuchungen 
durch den Kanzler nicht mehr öffentlich äußern (eine diesbezügliche 
Anweisung ist in der Presse dokumentiert), das gleiche gilt dann 
selbstverständlich auch für ihren Stellvertreter (wenn nicht juristisch, 
so doch de facto), außerdem ist inzwischen bei der Staatsanwalt 
Ingolstadt Anzeige erstattet worden - inzwischen ausgedehnt auf 
den Kanzler der Universität und Dienstvorgesetzten Reichs, 
Gottfried Freiherr von der Heydte, und den Provinzial der bayerischen 
Kapuziner, Pater Josef Mittermaier, wg. seiner Äußerung, das 
Vorgehen sei "von unserer Seite mitgetragen worden"; es handelt 
sich also um ein schwebendes Verfahren, bei dem wir nicht erwarten 
können, dass die Beteiligten sich freimütig in der Öffentlichkeit 
äußern. Die Presse wird aber sicher noch einiges an den Tag bringen. 

Die letzten Berichte finden Sie auf Archivalia. 
http://archiv.twoday.net/stories/3359620/

Mit besten Grüßen,
B.-C. Kämper



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