Lieber Herr Umstätter,
sowohl ihre völlig abwegige Behauptung, man habe in Eichstätt
möglicherweise lieber Bücher vernichtet, damit man nicht des
Verkaufs von Dubletten gescholten werde, als auch Ihr Jammern,
wieviel Sachkenntnis in diese Liste keinen Eingang finde, weil
bestimmte "Dominanzen" dies "radikal" verhinderten, führen sich
selbst ad absurdum. Wenn man die dezidiert geäußerten
Ansichten von Herrn Graf nicht teilt, dann muß man hier nicht
gleich den Schwanz einziehen. Unter 5000 Abonnenten der Liste
werden sich wohl genügend finden, die auch andere Positionen
gelten lassen, wenn sie denn plausibel begründet sind. Wer sich
der Kritik nicht stellen mag und stattdessen lieber unter sich
diskutieren will, der richte halt eine geschlossene Mailingliste ein.
Und wir wollen doch nicht so tun, als ob die Verbreitung von
Sachkenntnis zum Thema Umgang mit Altbeständen unbedingt
einer Liste wie Inetbib bedarf. Dafür gibt es ganz andere,
fachbezogene Foren. Und die große Resonanz, die das Thema
Eichstätt jetzt auf einmal in der Presse findet, rührt auch
realistisch betrachtet nicht daher, daß Herr Graf sich geäußert
hat, sondern daß die FAZ seinen Artikel gebracht hat (allerdings
müssen Sie es erstmal als Autor in die FAZ schaffen...). Aber
niemand hindert die UB Eichstätt daran, in der FAZ hierzu
Stellung zu nehmen (ich glaube kaum, dass die FAZ die Veröff.
einer Stellungnahme verweigern würde).
Das ganze ist offensichtlich kein personelles, sondern ein
strukturelles Problem, wie die vielfältigen ähnlichen Fälle der
letzten Jahre gezeigt haben, bis hin zu der absurden
Konsequenz, auf die Eric Steinhauer hingewiesen hat, nämlich
dass nach den Vorstellungen der HIS-Studie in den
Kulturwissenschaften jetzt die 68er zur Makulierung anstünden
(von wenigen Archivbibliotheken abgesehen). Die Frage, der
wir uns stellen müssen, ist, wie wir damit jetzt und künftig
umgehen wollen. Um die persönliche Verantwortung der
zuständigen Direktorin soll sich bitteschön die Hochschule
kümmern, eine "Vorverurteilung" steht hier deshalb gar nicht
zur Debatte.
Mit freundlichen Grüßen,
B.-C. Kämper, UB Stuttgart