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Re: [InetBib] Anhoerung im Rechtsausschuss 20.11.06



On Mon, 27 Nov 2006, "Klaus Graf" wrote:

"Der Boersenverein geht ideologisch vor, wenn er Open Access bekaempft."

Lieber Herr Graf,

der Börsenverein vertritt die Interessen vieler Verlage (darunter auch mehrerer 
Universitätsverlage!), die teilweise seit langem OA-Angebote machen. Schon 
deswegen ist es Unsinn, ihm den Vorwurf zu machen, OA zu bekämpfen.

Der Börsenverein tritt allerdings entschieden dafür ein, dass es das Recht des 
Urhebers ist und bleibt, den Veröffentlichungsort seines Werkes frei zu wählen. 
Wenn er sich für eine traditionelle Veröffentlichung entscheidet, bei der der 
Nutzer und nicht der Autor die Kosten trägt, dann kann sein Werk eben nicht 
gleichzeitig OA zugänglich gemacht werden.

Bitte lesen Sie dieses und vieles andere nach auf unserer Website 
www.zweiter-korb.de. Dort heißt es u.a.:

3.      Sind Börsenverein und Wissenschaftsverlage gegen open access und open 
archive?
Nein. Verleger und der Börsenverein stehen open access und open archive offen 
und liberal gegenüber. Viele Wissenschaftsverlage experimentieren selbst mit 
open access-Geschäftsmodellen und/oder verständigen sich mit ihren Autoren über 
die Einspeisung von Verlagspublikationen in content repositories.  Es ist 
durchaus möglich, dass die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse über vom 
Nutzer bezahlte Zeitschriften in bestimmten Wissenschaftssegmenten mittel- und 
langfristig durch vom Autor finanzierte, frei zugängliche Veröffentlichungen 
ersetzt wird.

Verlage und Börsenverein sind allerdings der Meinung, dass der Markt das 
jeweils angemessene Publikationssystem bestimmen soll. Entscheidet sich ein 
Autor bewusst für eine Veröffentlichung auf traditionelle Weise, etwa in einer 
bestimmten wissenschaftlichen Zeitschrift, dann ist es zu respektieren, dass 
die Entscheidung darüber, ob und ggf. wann dieser Artikel kostenlos im Internet 
angeboten wird, vom Verlag im Einvernehmen mit dem Urheber getroffen wird. Weil 
der Verlag bei traditionellen Publikationen regelmäßig darauf verzichtet, dem 
Autor die Kosten der Veröffentlichung seines Werks aufzuerlegen, ist er darauf 
angewiesen, seine Investitionen von den Lesern bzw. Nutzern des Artikels über 
Abonnementsgebühren und/oder Einnahmen aus online-Verwertungen (sowie ggf. 
durch Anzeigenerlöse) zurückzuverdienen. Dies setzt voraus, dass er seinen 
Nutzern das jeweilige Werk zumindest für einen gewissen Zeitraum exklusiv 
vermitteln kann. Es ist kein Zeichen einer mangelnden Begeisterung
  für open access und open archive, wenn Wissenschaftsverlage bei 
Publikationen, die nicht oder nicht vollständig autorenfinanziert sind, während 
des zur Amortisierung ihrer Investitionen erforderlichen Exklusivitätszeitraums 
nicht an einer kostenlosen Zugänglichmachung ihrer Inhalte im Internet 
interessiert sind.


Ich würde mir wünschen, wenn auch Sie dazu beitragen, dass an dieser Stelle die 
Schwarz-Weiß-Malerei durch lebensechtere Darstellungen ersetzt wird.

Mit freundlichen Grüßen

Christian Sprang



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.