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Re: [InetBib] Anhoerung im Rechtsausschuss 20.11.06
- Date: Tue, 28 Nov 2006 14:43:07 +0100
- From: christian.sprang@xxxxxx
- Subject: Re: [InetBib] Anhoerung im Rechtsausschuss 20.11.06
On Mon, 27 Nov 2006, "Klaus Graf" wrote:
"Der Boersenverein geht ideologisch vor, wenn er Open Access bekaempft."
Lieber Herr Graf,
der Börsenverein vertritt die Interessen vieler Verlage (darunter auch mehrerer
Universitätsverlage!), die teilweise seit langem OA-Angebote machen. Schon
deswegen ist es Unsinn, ihm den Vorwurf zu machen, OA zu bekämpfen.
Der Börsenverein tritt allerdings entschieden dafür ein, dass es das Recht des
Urhebers ist und bleibt, den Veröffentlichungsort seines Werkes frei zu wählen.
Wenn er sich für eine traditionelle Veröffentlichung entscheidet, bei der der
Nutzer und nicht der Autor die Kosten trägt, dann kann sein Werk eben nicht
gleichzeitig OA zugänglich gemacht werden.
Bitte lesen Sie dieses und vieles andere nach auf unserer Website
www.zweiter-korb.de. Dort heißt es u.a.:
3. Sind Börsenverein und Wissenschaftsverlage gegen open access und open
archive?
Nein. Verleger und der Börsenverein stehen open access und open archive offen
und liberal gegenüber. Viele Wissenschaftsverlage experimentieren selbst mit
open access-Geschäftsmodellen und/oder verständigen sich mit ihren Autoren über
die Einspeisung von Verlagspublikationen in content repositories. Es ist
durchaus möglich, dass die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse über vom
Nutzer bezahlte Zeitschriften in bestimmten Wissenschaftssegmenten mittel- und
langfristig durch vom Autor finanzierte, frei zugängliche Veröffentlichungen
ersetzt wird.
Verlage und Börsenverein sind allerdings der Meinung, dass der Markt das
jeweils angemessene Publikationssystem bestimmen soll. Entscheidet sich ein
Autor bewusst für eine Veröffentlichung auf traditionelle Weise, etwa in einer
bestimmten wissenschaftlichen Zeitschrift, dann ist es zu respektieren, dass
die Entscheidung darüber, ob und ggf. wann dieser Artikel kostenlos im Internet
angeboten wird, vom Verlag im Einvernehmen mit dem Urheber getroffen wird. Weil
der Verlag bei traditionellen Publikationen regelmäßig darauf verzichtet, dem
Autor die Kosten der Veröffentlichung seines Werks aufzuerlegen, ist er darauf
angewiesen, seine Investitionen von den Lesern bzw. Nutzern des Artikels über
Abonnementsgebühren und/oder Einnahmen aus online-Verwertungen (sowie ggf.
durch Anzeigenerlöse) zurückzuverdienen. Dies setzt voraus, dass er seinen
Nutzern das jeweilige Werk zumindest für einen gewissen Zeitraum exklusiv
vermitteln kann. Es ist kein Zeichen einer mangelnden Begeisterung
für open access und open archive, wenn Wissenschaftsverlage bei
Publikationen, die nicht oder nicht vollständig autorenfinanziert sind, während
des zur Amortisierung ihrer Investitionen erforderlichen Exklusivitätszeitraums
nicht an einer kostenlosen Zugänglichmachung ihrer Inhalte im Internet
interessiert sind.
Ich würde mir wünschen, wenn auch Sie dazu beitragen, dass an dieser Stelle die
Schwarz-Weiß-Malerei durch lebensechtere Darstellungen ersetzt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Sprang
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.