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Re: [InetBib] Lulu.com/Book-on-Demand und Pflichtexemplar



Hi Patrick,

Über den Verlag und Book-on-Demand-Dienst Lulu.com des Redhat-Gründers
Bob Young ist vereinzelt auch schon deutschssprachigen Internet
berichtet worden[1]. Der in den USA bereits seit 2002 aktive Verlag
verkauft bereits 80.000 Bücher pro Monat bei 5 Millionen Dollar Umsatz
und ist seit einigen Monaten auch in Europa aktiv. Das Preismodell ist
für Autoren äußerst attraktiv, da kein Druckkostenzuschuß zu zahlen ist
und lediglich ein Anteil vom Gewinn einbehalten wird (ISBN-Nummern
kosten allerding extra). Mehr zu lulu.com siehe unter [2].

Bei Lulu.com ist die Sache recht einfach, da für das Pflichtexemplar nicht
der Ort des Autoren gilt sondern der Verlagsstandort. Somit fallen auch
nicht alle deutschsprachigen Werke nicht unter das deutsche
Pflichtexemplargesetz.

[.. ]

Wer garantiert dafür, dass Historiker in >20 Jahren auf diese Quelle
zugreifen können, wenn sie die Erb-Pleite untersuchen wollen?

Zuständig in diesem Fall wäre die Library of Congress.

Na dann - das ist zwar etwas unpraktisch, da dank Globalisierung und
Internet der Standort eher nachrangig ist, aber hauptsache, die Werke
werden überhaupt gesammelt. Ich habe aber noch meine Zweifel, ob das
ausreicht.

Unter [5] gab es eine Diskussion zum Thema. Einige Autoren scheinen
freiwillig ihre Werke an die Nationalbibliothek zu schicken, andere
haben noch nie was von Pflichtexemplar gehört oder finden das ganze eine
Zumutung.

Die deutsche Nationalbibliothek nimmt diese Werke wahrscheinlich auf, wenn
sie deutschsprachig sind. Weiß aber nicht genau ob das wirklich stimmt, da
sie ja eigentlich nicht zuständig sind (siehe oben)

Sie nimmt sie auf, aber sie fordert sie nicht an - die Abgabe ist also
anscheinend freiwillig

Wieso läuft das ganze nicht direkt über den Verleger Lulu.com? Wenn die
Autoren selber dafür sorgen müssen, ob und wie Pflichtexemplare
abgeliefert werden, dann kann man das ganze auch gleich vergessen. Hier
sollten die die Pflichtexemplarbibliotheken mal aus ihrer passiven Rolle
herauskommen und Lulu.com aktiv Hilfetexte für die Autoren und
vereinfachte Verfahren der Lieferung anbieten anstatt zu warten, dass
mal zufällig eine Publikation eingeschickt wird - die Zusammenarbeit mit
Lulu.com wäre übrigens auch eine Arbeitserleichterung und damit
günstiger als jede Sendung einzeln zu bearbeiten.

Zuständig für das Pflichtexemplar ist der Verleger bzw der Verlag nicht der
der Autor, so dass die von dir beschriebene Situation längst besteht. Wenn
ein neuer Verlag den Pflichtexemplarbibliotheken bekannt wird, so wird
dieser auf den Sachverhalt angesprochen bzw angeschrieben. Nicht
abgelieferte Bücher werden angemahnt, wenn festgestellt wird das diese
fehlen. Dies ist manchmal nicht so einfach, insbesondere wenn die Werke
sich nicht so leicht finden lassen (weil sie beispielsweise keine ISBN haben).
Daher kann der Vollständigkeitsanspruch des Pflichtexemplars auch nicht zu
100% erfüllt werden.

Ich habe mich mal bei lulu angemeldet und auf den Umfangreichen internen
Hilfe-Seiten für Autoren keinen Hinweis auf die
Pflichtexemplarregelungen und -möglichkeiten gefunden. Die Hinweise im
Forum unter

http://books.lulu.com/forums/viewtopic.php?t=47928&postdays=0&postorder=asc&start=20

sind auch nicht so klar. Deshalb sollten eine augeschlossene
Pflichtexemplarbibliothek (muss ja nicht die DNB sein, die haben
bestimmt genug anderes zu tun und es dauert Monate ;-) mal Kontakt mit
dem Verlag aufnehmen, dass sie den Autoren eine einfache Möglichkeit
bieten, Pflichtexemplar(e) abzuliefern.

Das meine ich mit dem Aus-der-passiven-Rolle-rauskommen. Eine kleine
Pflichtexemplar-FAQ, die den Autoren erklärt, warum das nix böses ist
sondern eine gute Sache und für den Autor ein Formular mit Hilfe, wo er
auswählen kann, an welche Bibliothek, lulu unter welchen Bedingungen
wieviele Exemplare schicken soll. Denkbar ist zum Beispiel auch eine
Regelung, bei der automatisch bei mehr als 5 Bestellungen aus dem Gewinn
die Kosten für ein freiwilliges Pflichtexemplar abgezogen werden und
lulu das Exemplar direkt an die Bibliothek schickt.

Das ist auch eine gute Gelegenheit, Bibliotheksmarketing zu betreiben!

Schöne Grüße,
Jakob

P.S: Übrigens können auch GFDL- und CC-lizensierte Werke bei Lulu
vertrieben werden.



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.