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Re: [InetBib] Abrechnung mit der Open Access-Heuchelei der Bibliotheken
- Date: Mon, 14 Aug 2006 14:43:13 +0200
- From: Torsten Schaßan <schassan@xxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Abrechnung mit der Open Access-Heuchelei der Bibliotheken
Werter Herr Heiligenhaus,
ich habe gestern meinen Pizzabäcker gefragt, warum seine Brötchen nicht open access seien, zumindest seine hervorragenden Salate. Er
setze sich doch sonst auch für die Belange der Demokratie ein und ist auch gegen Korruption und Vetternwirtschaft. Wirklich: ein durch und
durch ehrenwerter Mann. Er hat mir erläutert, daß er dies auch schon mit seinen Lieferanten und Angestellten besprochen habe. Alles
ebenfalls durchweg ehrenwerte Leute. Aber keiner von ihnen wolle seine Arbeitskraft kostenlos der Öffentlichkeit zur Verfügung
stellen. Die Familie, leider, die Familie wolle ernährt werden - und auch die Leute selbst, sagten sie zumindest. "Heuchelei",
hab ich dann gespottet, "was für eine Heuchelei!".
Sie scheinen Äpfel mit Birnen vergleichen zu wollen: Ihr Pizzabäcker ist
privatwirtschaftlich organisiert und produziert auf eigenes Risiko. Also
kann und muss er wohl seine Brötchen und seinen Salat verkaufen.
Gegenstand der OA-Diskussion ist allerdings unter anderem, dass Inhalte,
deren Erstellung einmal mit öffentlichen Mitteln finanziert worden sind,
nicht erneut durch (a) öffentliche Mittel finanziert für Bibliotheken
angeschafft werden dürften und (b) den Endnutzer, der schon einmal mit
seinen Steuergeldern dafür bezahlt hat, nichts kosten sollten. Besonders
betrifft dies Inhalte, an denen *niemand* mehr Rechte hat, die also
gemeinfrei sind. Dass hier Institutionen hingehen und Rechte in Anspruch
nehmen, die ihnen nicht zustehen, wird von Herrn Graf zurecht kritisiert.
Dass in diesem Land leider keine Diskussion darum geführt wird, welche
Dinge, Dienst- oder sozialen Leistungen, uns wieviel Wert sind und
darauf aufbauend ein System zur Finanzierung geschaffen wird, sondern
vielmehr durch Gebühren- und Entgeltordnungen der Willkür Tür und Tor
geöffnet sind, verbessert die Sachlage nicht.
Beste Grüße, Torsten Schaßan
--
Torsten Schassan
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