Liebe Frau Kustos,Sie machen es sich zu einfach. Die Verbindung mit einem Online-Buchhändler, egal in welcher Form, ist Werbung, auch wenn nicht darunter "Kaufmich" steht. Es bedarf keiner expliziten Aufforderung zum Kauf. Was glauben Sie, warum product placement im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht erlaubt ist? Der Link im Online-Katalog auf den Buchhändler ist keine Vermittlung eines eigenen Bestandes. Entfernen Sie den Link, und die Einwände entfallen (Urheberrecht ist eine andere Frage). Ein Verweis auf den Buchhandel im allgemeinen oder auf das VLB ist in dieser Perspektive weniger problematisch, weil er ja keinen bestimmten Händler bevorzugt. Auf Amazon zu verweisen heißt Verfügbarkeit (als wünschbare Information) über Amazon zu definieren.
Schönen Gruß, J. Eberhardt Annette Kustos schrieb:
Hallo liebe Inet-Bibler,das ist eine ganz schön schwierige Frage: was ist Werbung...man könnte sogar eine Katalogaufnahme so verstehen: "Hier, dieses Buch ist für Sie interessant!!! Um so einfacher erkennen Sie das vielleicht, wenn Sie sich auch den Klappentext ansehen können...oder das Inhaltsverzeichnis". Und da sind wir ja auch bei unserem Auftrag als Bibliotheken, nämlich Bestände und Informationen zu vermitteln. Es gibt ja auch schon viele Projekte/Produkte, die mit der Präsentation oder den Möglichkeiten der Texterkennung, Erschließung und Indexierung die Information dieser Umschläge, Klappentexte, Inhaltsverzeichnisse mit bisherigen Bibliotheksprodukten (intellektuelle oder automatische Erschließungstechniken) verbinden und damit noch bessere "Precision" bei der Recherche für die Benutzer bieten. Ist das Werbung oder unsere ureigene Arbeit? Ich denke letzteres. Was der Benutzer für sich als "Information" und was als "Werbung" sieht, ...ist durchaus interessant .. aber nicht unser Problem finde ich. Denn: rufen wir zum "Kauf" auf? Bringen wir psychologisch geschickt zwei verschiedene paar Schuh in Verbindung, damit der Kunde ein drittes kauft, (an das er vielleicht noch nie vorher gedacht hat?) Nein...wir antworten auf Fragen, die der Benutzer schon hat, weisen auf neue Aspekte hin, und dann stellt er vielleicht selber neue oder andere Fragen.Die gebräuchlichen Metakataloge verweisen in Bezug auf die Verfügbarkeit auf den Buchhandel. Ist das Werbung? Die Frage ist schon schwieriger....aber auch hier fordern wir nicht zum Kauf auf, sondern sprechen von "Verfügbarkeit", also das, was den Benutzer dann interessiert, wenn er einen Titel (durch uns) gefunden hat. Es ist einfach Unsinn, diese Information zu verweigern, finde ich. Im Magen liegt dann der regionale, hochleistungsfähige Buchhandel ? nö. Glaube ich nicht.....da noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind..PS und ausserdem liegt es im Ermessen der Bibliothek die Anzeige der Bilder im WebOPAC in den Einstellungen auf negativ zu setzen, also auszuschalten.JH Joachim Eberhardt schrieb:Liebe Frau Haase,Herr Markner hat sich schon öfter in dieser Weise geäußert, und wenn ich ihn recht verstehe, geht es ihm um zwei Dinge, die sich trennen lassen: 1. dass überhaupt Werbung in einem öffentlich-rechtlich verwalteten Katalog ist, 2., dass dieser Katalog *einen bestimmten Anbieter* vor allen andern bevorzugt. Sie können der Meinung sein, dass Werbung ok ist, müssten sich aber trotzdem die zweite Frage stellen, ob Sie wirklich den *größten* Internetbuchhändler unterstützen wollen.Schönen Gruß, J. Eberhardt (UB Erlangen) Frau Haase schrieb:... die polemischen Fragestellungen des Artikels sind ja nicht unberechtigt, aber werden da nicht unsere Bibliotheksbenutzer unmündig gemacht? Unsere Bibliothek arbeitet für Berufsfachschulen mit eben jenem Web-OPAC und er ist für unsere Bedürfnisse optimal gestaltet. Beim normalen Bibliotheksbenutzer spielt der optische Wiedererkennungseffekt bei der Suche nach Literatur eine große Rolle - warum nicht darauf eingehen? Die Bücher werden bei uns mit Schutzumschlag foliert. Technisch und wirtschaftlich ist die Verknüpfung des Bond-Katalogs mit den Amazon-Abbildungen einfach realisierbar - warum diese Möglichkeit nicht nutzen? Unsere Schüler lernen ganz schnell, wohin sie im Katalog klicken müssen, um das zu finden, was sie suchen. Darüber hinaus ist es unsere Aufgabe, sie die Vielfalt und den Umgang damit zu lehren - auch die Vielfalt der Möglichkeiten, sich Literatur zu beschaffen - warum amazon, google & Co nicht als Ergänzung sehen? Vielleicht sehe ich das zu pragmatisch, aber meine Erfahrungen ist - Konkurrenz beflügelt und Werbung ringsumher kann jeder eigenverantwortlich und individuell ausblenden. ... aber meine Urlaube verbringe ich auch in den Bergen, wo Funkstille Werbepause herrschen ;-)Grüße J. Haase Lette-Verein / Bibliothek Frauke Mahrt-Thomsen schrieb:----------------------------------------- (on vscan) email-body was scanned and no virus found --------------------------------------------------------- ------------------------------------------------------------------------ Liebe KollegInnen,ich möchte Sie auf einen Beitrag von Reinhard Markner/Berlin in der Frankfurter Allgemeine vom 20. 4. 2006, Nr. 92, S. 42, aufmerksam machen, in dem er sich kritisch mit der Werbung für einen Internet-Großbuchhändler inBibliothekskatalogen auseinandersetzt. Mit freundlichen Grüßen, Frauke Mahrt-Thomsen Hier ein Ausschnitt aus dem Artikel von Reinhard Markner: Werbung in der Bücherei Der trojanische Schutzumschlag Zu den merkwürdigsten Gebräuchen des deutschen Bibliothekswesens gehört der achtlose Umgang mit Schutzumschlägen. Gewöhnlich gelangen nur ihrer Hülle beraubte Bücher in die Magazine wissenschaftlicher Bibliotheken. Auch bedruckte Buchdeckel werden häufig entfernt, wenn man Paperbacks neu binden läßt. Nicht einmal Gérard Genettes Erhebung des Schutzumschlags in den Rang eines "Paratextes" hat an dieser Praxis etwas ändern können. Die öffentlichen Bibliotheken sind stets schonender verfahren. Sie präsentieren Teile ihrer Bestände ähnlich wie eine Großbuchhandlung, in frei zugänglichen Regalen. Die Benutzer sind eingeladen, sich selbst zu bedienen und ihre Entscheidungen auch von Klappentexten oder Umschlagbildern leiten zu lassen. Es ist daher ganz natürlich, daß sich diese Form der unmittelbaren Ansprache der Leser neuerdings auch in der Gestaltung elektronischer Kataloge fortsetzt. Und vielleicht sollte es auch nicht verwundern, wenn dabei die Grenzen zwischen Bücherei und Buchhandlung verschwimmen. Die Bond GmbH & Co. KG ist ein mittelständisches Unternehmen, das vor achtzehn Jahren gegründet wurde und siebzig Mitarbeiter beschäftigt. Nach eigenen Angaben ist es "Deutschlands führender Hersteller von Bibliothekssoftware". Seine mehr als dreitausend Kunden hat es vor allem unter den öffentlichen Büchereien gefunden. Die Stadtbibliotheken in Heidelberg, Münster und Magdeburg ebenso wie viele kleinere Häuser verwenden das Programm "Web-Opac V2.3", das die Bestellung von Medien vom Rechner zu Hause ermöglicht. Unverwechselbar ist dieses Programm durch die Einbindung von kleinen Umschlagbildern in die jeweiligen Titelaufnahmen. Woher sie stammen, ist leicht festzustellen. Klickt man die Bildchen an, gelangt man nämlich nicht etwa zum eigenen Benutzerkonto, sondern mitten hinein in den Katalog des marktbeherrschenden Internetbuchhändlers, der seit geraumer Zeit auch gebrauchte Bücher zum Kauf anbietet. Sollen so Bibliotheksnutzer auf andere Gedanken gebracht werden? Wozu ein Buch ausleihen, wenn man es doch auch kaufen kann? Wozu aus dem Haus gehen, wenn die Ware mit der Post geliefert wird?-- Jana Haase Lette-Verein Bibliothek www.lette-verein.de Viktoria-Luise-Platz 6 10 777 Berlin Tel.(030) 219 94 155 Fax (030) 219 94 152 j.haase@xxxxxxxxxxxxxxx --------------------------------- http://www.stadtbuecherei-nordenham.de/wordpress/?page_id=41Annette Kustos Magistra Artium, Master of Arts (Library and Information Science) Museumsmanagement Leiterin Ortsleihe/Zentrale Information Universitätsbibliothek Hagen, Universitätsstr. 23 (Gebäude EB) 58097 Hagen Öffnung: Mo - Do 9.00 - 19.00, Fr 9.00 - 16.00, Sa 9.00 - 13.00 Tel.: 02331/987-2839 e-mail: Annette.Kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx
-- ********************************************** Dr. Joachim Eberhardt Fachreferat SSG Philosophie Universitaetsbibliothek Erlangen-Nuernberg Universitaetsstr. 4 D- 91054 Erlangen Tel: +49 (0)9131 85-29324 Fax: +49 (0)9131 85-29309 http://www.ub.uni-erlangen.de mailto: joachim.eberhardt@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx **********************************************