---- ZUR METHODENFRAGE
»Heute« beklagte sich Herr K., »gibt es Unzählige, die sich
öffentlich rühmen, ganz allein große Bücher verfassen zu können,
und dies wird allgemein gebilligt. Der chinesische Philosoph
Dschuang Dsi verfaßte noch im Mannesalter ein Buch von
hunderttausend Wörtern, das zu neun Zehnteln aus Zitaten
bestand. Solche Bücher können bei uns nicht mehr geschrieben
werden, da der Geist fehlt. Infolgedessen werden Gedanken nur in
eigener Werkststatt hergestellt, indem sich der faul vorkommt, der
nicht genug davon fertig bringt. Freilich gibt es auch dann keinen
Gedanken, der übernommen werden könnte. Wie wenig brauchen
diese alle zu ihrer Tätigkeit! Ein Federhalter und etwas Papier ist
das einzige, was sie vorzeigen können! Und ohne jede Hilfe, nur
mit dem kümmerlichen Material, das ein einzelner auf seinen
Armen herbeischaffen kann, errichten sie ihre Hütten! Größere
Gebäude kennen sie nicht als solche, die ein einziger zu bauen
imstande ist.«
BertBrecht, Geschichten vom Herrn Keuner, in: Gesammelte
Werke, Band 12, Frankfurt/Main 1967, Seite 379 f