--- Ursprüngliche Nachricht ---
Von: inetbib-request@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
An: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Betreff: Inetbib Nachrichtensammlung, Band 138, Eintrag 1
Datum: Mon, 30 Jan 2006 06:00:04 +0100
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Nachrichtensammlung, Band..."
Meldungen des Tages:
1. Zweiter Korb Urheberrecht (Rainer Kuhlen)
2. Re: Zweiter Korb Urheberrecht (Klaus Graf)
3. Re: Zweiter Korb Urheberrecht (Rainer Kuhlen)
4. Re: Zweiter Korb Urheberrecht (Walther Umstaetter)
5. Re: Zweiter Korb Urheberrecht (Klaus Graf)
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Message: 1
Date: Sun, 29 Jan 2006 14:12:28 +0100
From: Rainer Kuhlen <rk_iw@xxxxxx>
Subject: [InetBib] Zweiter Korb Urheberrecht
To: Internet in Bibliotheken <INETBIB@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Message-ID: <43DCBF3C.8010704@xxxxxx>
Content-Type: text/plain; charset=ISO-8859-15; format=flowed
Es ist merkwürdig still hier in der INETBIB-Liste, was den Zweiten Korb,
d.h. die zweite Anpassung des Urheberrechts angeht (oder ist mir da was
entgangen?). Dabei sind die Bibliotheken stark betroffen, in erster
Linie über die neuen §§ 52b und 53a.
Letzten Donnerstag war die Anhörung auf Einladung des BMJ. Dort wurde
sehr deutlich, dass den Belangen von Bildung und Wissenschaft und der
Bibliotheken sehr starker Wind von so gut wie allen Seiten entgegenweht:
Börsenverein natürlich, die IT-Industrie, auch alle
Verwertungsgesellschaften, die Vertreter der "Kreativen" in allen Medien
(in der Politik die FDP, die CDU, vertreten vor allem durch Herrn
Krings, auch der Kulturstaatsminister Neumann ist voll auf der Linie der
Informationswirtschaft; die SPD hält sich bei der SPD-Ministerin
bedeckt) etc.
Unterstützend aktiv ist hier neben subito (Dugall hat prima geredet) und
Frau Beger, die neben dem Aktionsbündnis viele andere Hüte auf hat,
eigentlich nur das Aktionsbündnis "Urheberrecht für Bildung und
Wissenschaft", zusammen mit Vertretern der Allianz der Wissenschaften
(Wissenschaftsrat, HRK etc.).
Auf der Website (http://www.urheberrechtsbuendnis.de/) findet sich jede
Menge an Informationen hierzu. Zum Einstieg vielleicht eine
Pressemitteilung des Aktionsbündnis:
http://www.urheberrechtsbuendnis.de/pressemitteilung0106.html
Mein (erweiterte) Stellungnahme auf der Anhörung findet sich unter:
Der Hinweis wird hoffentlich für die Liste nicht als "political
incorrectness" verstanden, dass sich jede/r überlegen kann, ob er/sie
durch Unterzeichnung der Göttinger Erklärung die Position von Bildung
und Wissenschaft, einschließlich der Vermittlungsinstitutionen wie
Bibliotheken, Archive etc. unterstützen will.
--
Prof. Dr. Rainer Kuhlen
Speaker of the Coalition "Intellectual Property Rights for
Education and Science" - http://www.urheberrechtsbuendnis.de/
UNESCO Chair in Communication
Department of Computer & Information Science - University of Konstanz
D-78457 konstanz - Box D87
email: rainer.kuhlen@xxxxxxxxxxxxxxx; URL: http://www.kuhlen.name
Phone Univ.: +49 (0)7531 - 882879; Fax: +49 (0)7531 882048
Berlin: +49 (0)30 27594241; Fax: +49 (0)30 27594260
Mobile +49 0171 452 7010
-
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Message: 2
Date: Sun, 29 Jan 2006 18:59:14 +0100
From: "Klaus Graf" <klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] Zweiter Korb Urheberrecht
To: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Message-ID: <web-66688005@xxxxxxxxxxxxxxx>
Content-Type: text/plain; charset="ISO-8859-15"
On Sun, 29 Jan 2006 14:12:28 +0100
Rainer Kuhlen <rk_iw@xxxxxx> wrote:
Der Hinweis wird hoffentlich für die Liste nicht als
"political incorrectness" verstanden, dass sich jede/r
überlegen kann, ob er/sie durch Unterzeichnung der
Göttinger Erklärung die Position von Bildung und
Wissenschaft, einschließlich der
Vermittlungsinstitutionen wie Bibliotheken, Archive etc.
unterstützen will.
Lieber Herr Kuhlen.
ich bezweifle, dass eine Unterschriftenliste irgendjemand
beeindruckt. Was wir brauchen, ist knallharte Lobbyarbeit.
Dass diese auf wenigen vielbeschaeftigten Schultern ruht
(Sie nannten ja ausdruecklich Frau Beger, die sich noch um
vieles andere kuemmern muss), ist unerfreulich.
Letzlich entscheiden die Abgeordneten, diese sind bereits
durch das Urheberrechtsbuendnis informiert. Trotzdem frage
ich mich, was dagegen spraeche, dass jeder Abgeordnete
durch einen persoenlichen Telefonanruf nochmals auf die
problematischen Punkte hingewiesen wird.
Klaus Graf
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Message: 3
Date: Sun, 29 Jan 2006 21:23:53 +0100
From: Rainer Kuhlen <rk_iw@xxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] Zweiter Korb Urheberrecht
To: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Message-ID: <43DD2459.1070606@xxxxxx>
Content-Type: text/plain; charset=ISO-8859-15; format=flowed
klar, Herr Graf, wie immer haben Sie weitgehend recht: unterzeichnen
hilft nur symbolisch. Alle Kanäle müssen benutzt werden.
Pressemitteilungen, derzeit recht erfolgreich, auch in der Resonanz.
Kontakte zu den Hochschulen, eine Aktion an alle Rektoren und Asten ist
in der Mache, Plaktate, Abgeordnete etc. - für Hinweise sind wir immer
dankbar; aber sicher müssen sich die Bibliothekare/innen selber aktiver
einschalten und dafür sich qualifizieren; auch auf dem BibTag wird dazu
Gelegenheit sein. Auch Frau Beger (wie auch ich und Sie) ist/sind nicht
von einem Tag zum andern Experti/en in Sachen UrhR geworden.
Im übrigen wird realistischerweise das BMJ kaum zu Veränderungen zu
bewegen sein. Immanent ist über das UrhR mittelfristig nicht viel zu
erreichen (obwohl international z.B. mit der Development Agenda bei det
WIPO sich einiges tut). Zumindest für Bildung und Wissenschaft ist das
jetzige UrhR eine durchweg obsolete Angelegenheit - schon alleine der
Begriff des geistigen Eigentums. Die Lösung, und das wissen Sie ja
besser als jeder andere, kann nur im Open-Access-Ansatz liegen - dann
gehen den Verlagen ohnehin irgendwann die Autoren aus.
RK
Klaus Graf schrieb:
On Sun, 29 Jan 2006 14:12:28 +0100
Rainer Kuhlen <rk_iw@xxxxxx> wrote:
Der Hinweis wird hoffentlich für die Liste nicht als
"political incorrectness" verstanden, dass sich jede/r
überlegen kann, ob er/sie durch Unterzeichnung der
Göttinger Erklärung die Position von Bildung und
Wissenschaft, einschließlich der
Vermittlungsinstitutionen wie Bibliotheken, Archive etc.
unterstützen will.
Lieber Herr Kuhlen.
ich bezweifle, dass eine Unterschriftenliste irgendjemand
beeindruckt. Was wir brauchen, ist knallharte Lobbyarbeit.
Dass diese auf wenigen vielbeschaeftigten Schultern ruht
(Sie nannten ja ausdruecklich Frau Beger, die sich noch um
vieles andere kuemmern muss), ist unerfreulich.
Letzlich entscheiden die Abgeordneten, diese sind bereits
durch das Urheberrechtsbuendnis informiert. Trotzdem frage
ich mich, was dagegen spraeche, dass jeder Abgeordnete
durch einen persoenlichen Telefonanruf nochmals auf die
problematischen Punkte hingewiesen wird.
Klaus Graf
--
Prof. Dr. Rainer Kuhlen
UNESCO Chair in Communication
Department of Computer & Information Science - University of Konstanz
D-78457 konstanz - Box D87
email: rainer.kuhlen@xxxxxxxxxxxxxxx; URL: http://www.kuhlen.name
Phone Univ.: +49 (0)7531 - 882879; Fax: +49 (0)7531 882048
Berlin: +49 (0)30 27594241; Fax: +49 (0)30 27594260
Mobile +49 0171 452 7010
* Speaker of the Coalition "Intellectual Property Rights for
Education and Science" - http://www.urheberrechtsbuendnis.de/
* Member of the Committee for Information and Communication
of the German Commission for UNESCO
* Executive Board of HI (Society for Information Science e.V.)
* Chair of NETHICS e.V. (Ethics in the Net) - www.nethics.net
-
------------------------------
Message: 4
Date: Mon, 30 Jan 2006 00:49:54 +0100
From: "Walther Umstaetter" <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] Zweiter Korb Urheberrecht
To: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Message-ID: <004601c6252e$b44f3150$af67fea9@privats937ybnv>
Content-Type: text/plain; charset="ISO-8859-15"
Sehr geehrter Kollege Kuhlen,
zunächst besten Dank dafür, dass Sie auf die Pressemitteilung vom 24.1.06
hier hingewiesen haben.
Dass den "Verlagen ohnehin irgendwann die Autoren aus"gehen,
bezweifle ich allerdings. Dass wir das wollen eigentlich auch.
So gut und wichtig der Open-Access-Ansatz ist, er wird aus meiner Sicht
früher oder später eine Napsterisierung erfahren.
Mir scheint eine Einflussnahme auf die momentane Fehlentwicklung des
Urheberrechts
auf längere Sicht nur über eine wissenschaftliche Begründung wirklich
sinnvoll zu sein.
Auch wenn ich mir darüber im klaren bin, dass dies im Moment keine
Mehrheit
findet,
so ist es für mich völlig eindeutig, dass die herkömmliche Marktwirtschaft
Information und Wissen nicht mehr wie Waren aus der Agrar- und
Industriegesellschaft
behandeln kann. Das lässt die Informationstheorie nicht zu.
Versuche Information und Wissen mit allen Mitteln zu verknappen, nur damit
sie
in eine veraltete Wirtschaftstheorie passen, lassen sich auf Dauer nicht
realisieren.
Wir brauchen neben der bisherigen Betriebs- und Volkswirtschaft eine neue,
auf die Realität bezogene Theorie der "Nationalökonomie des Geistes" und
der "Wissens-Wirtschaft". Um so rascher und billiger es täglich möglich
ist,
aus Information Redundanz zu machen, um so absurder werden Copyrights,
die essbare Äpfel mit der darin enthaltenen Information verwechseln.
Informationsmedien bestehen immer aus Information und ihrem
Informationsträger,
beide können immer leichter entkoppelt werden.
Wie sagte Prof. Saur vor einigen Jahren so richtig, Verleger sind keine
Papierhändler.
Dass Wissenschaft sehr teuer ist und bezahlt werden muss steht außer
Zweifel.
Ihre Ergebnisse aber über Absatzzahlen verkaufter Kopien zu vermarkten,
ist ein Pseudoleistungsprinzip, das man nur als absurd bezeichnen kann.
Das kann bei Amüsement, Unterhaltung oder Nonstop Nonsens greifen, aber
nicht bei Wissenschaft.
Gute Wissenschaft zeichnet sich weder durch Auflagenzahlen noch durch
Zitationsraten aus.
Wenn die Bildzeitung ihre Auflage steigert ist das auch kein Zeichen von
Qualität.
Es ist also nur eine Frage der Zeit, wann das Verlagswesen sinnvolle
Leistungskriterien
anzustreben beabsichtigt. Tatsache ist doch auch, dass das Verlagswesen
immer weiter auseinander bricht,
in dem einige Verlage auf Kosten der vielen kleinen immer mächtiger
werden.
Dass uns allerdings die Zeit davon läuft, und die volkswirtschaftlichen
Schäden
immer größer werden, muss man als dramatisch bezeichnen.
Ansonsten bin ich der Meinung, dass Politiker, Wirtschaftswissenschaftler
und Verleger
Bibliothekswissenschaft als "Nationalökonomie des Geistes" und als
"Wissens-Wirtschaft"
nach über 75 Jahren langsam etwas ernster nehmen sollten.
MfG
W. Umstätter
----- Original Message -----
From: "Rainer Kuhlen" <rk_iw@xxxxxx>
To: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Sent: Sunday, January 29, 2006 9:23 PM
Subject: Re: [InetBib] Zweiter Korb Urheberrecht
klar, Herr Graf, wie immer haben Sie weitgehend recht: unterzeichnen
hilft nur symbolisch. Alle Kanäle müssen benutzt werden.
Pressemitteilungen, derzeit recht erfolgreich, auch in der Resonanz.
Kontakte zu den Hochschulen, eine Aktion an alle Rektoren und Asten ist
in der Mache, Plaktate, Abgeordnete etc. - für Hinweise sind wir immer
dankbar; aber sicher müssen sich die Bibliothekare/innen selber aktiver
einschalten und dafür sich qualifizieren; auch auf dem BibTag wird dazu
Gelegenheit sein. Auch Frau Beger (wie auch ich und Sie) ist/sind nicht
von einem Tag zum andern Experti/en in Sachen UrhR geworden.
Im übrigen wird realistischerweise das BMJ kaum zu Veränderungen zu
bewegen sein. Immanent ist über das UrhR mittelfristig nicht viel zu
erreichen (obwohl international z.B. mit der Development Agenda bei det
WIPO sich einiges tut). Zumindest für Bildung und Wissenschaft ist das
jetzige UrhR eine durchweg obsolete Angelegenheit - schon alleine der
Begriff des geistigen Eigentums. Die Lösung, und das wissen Sie ja
besser als jeder andere, kann nur im Open-Access-Ansatz liegen - dann
gehen den Verlagen ohnehin irgendwann die Autoren aus.
RK
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Message: 5
Date: Mon, 30 Jan 2006 00:57:11 +0100
From: "Klaus Graf" <klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] Zweiter Korb Urheberrecht
To: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Message-ID: <web-66692726@xxxxxxxxxxxxxxx>
Content-Type: text/plain; charset="ISO-8859-15"
On Mon, 30 Jan 2006 00:49:54 +0100
"Walther Umstaetter" <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxx> wrote:
Dass Wissenschaft sehr teuer ist und bezahlt werden muss
steht außer
Zweifel.
Ihre Ergebnisse aber über Absatzzahlen verkaufter Kopien
zu vermarkten,
ist ein Pseudoleistungsprinzip, das man nur als absurd
bezeichnen kann.
Selten habe ich einen Beitrag von Herrn Umstaetter gelesen,
dem ich so vorbehaltlos zustimmen kann wie diesem.
KG
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Ende Inetbib Nachrichtensammlung, Band 138, Eintrag 1
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