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Re: [InetBib] Fundssache: "Bibliotheksassistent und Menschenwürde"



Der Begriff "Überqualifizierung" hat auch etwas mit der Erfahrung zu tun, dass Leute, die zu gut ausgebildet sind für das, was sie tun, schneller die Lust daran verlieren als solche, die eine angemessene Ausbildung mitbringen. Der Faktor Motivation spielt im heutigen Arbeitsleben eine immer größere Rolle; das resultiert zum Teil wenigstens aus dem gewandelten Verständnis davon, was Arbeit ist: eben nicht nur Sicherung des Lebensunterhalts, sondern auch Ort der Selbstverwirklichung und Möglichkeit, Anerkennung und Gebrauchtwerden zu erfahren. In diesem Sinne ist es im wohlverstandenen Interesse eines Arbeitgebers, "überqualifizierte" Mitarbeiter zu vermeiden. Dabei kommt man natürlich weiter, wenn man den Begriff nicht formal/juristisch auf das Vorhandensein eines bestimmten Abschlusses beschränkt. Ob diese Entwicklung nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Klar scheint mir aber, dass man sie berücksichtigen muss, wenn man über Zumutbarkeit von Arbeit nachdenkt.

Mit freundlichem Gruß,
Joachim Eberhardt



Hans G. Kuhn schrieb:
Der Begriff "Überqualifizierung" findet seinen Ursprung im Kategoriendenken - hier: des Bildungssystems - des 19. Jahrhunderts. als sich der Adel des aufstrebenden Bürgertums erwehren wollte. ("Menschenwürde" wird hier als Relikt solchen Denkens missbraucht.) Die Zeit, da ein akademischer Abschluss, ja sogar schon das Abiturzeugnis gleichzusetzen war mit einem Pensionsberechtigungsschein, ist vorbei.

Heute kann und muss man also den Begriff der "Überqualifizierung" getrost streichen, wenn man dann konsequent auch die "Unterqualifizierung" streicht, da auch diese nicht logisch aus der Vorbildung resultiert.

Umdenken ist also angesagt - auf allen Seiten!

Mit freundlichem Gruß - Yours sincerely
Hans G. Kuhn




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