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AW: Google und GDZ



Hallo Herr Graf, hallo Liste,

Danke für den Hinweis. Das Thema ist in der Tat sehr interessant. Ich teile
auch Ihre Skepsis und würde sie gerne etwas verallgemeinern.

Es sieht wirklich so aus, als hätten die "Europäer" (mal wieder?) etwas
verschlafen. Zum einen sind sie dem Denkfehler aufgesessen, dass auch im
digitalen Medium Archivieren weiterhin nur Konservieren bedeuten könnte,
während die wirkliche Perspektive die "digitale Universalbibliothek" (so auch
in dem Spiegel-Artikel) ist, d.h.: dauerhaftes öffentliches Angebot.

Dieser Geburtsfehler setzt sich dann darin fort, dass die (Durch)Suchbarkeit
der digitalisierten Objekte vernachlässigt wird und drittens die
Nutzerperspektive auf Online-Archive oder -Bibliotheken dieser Art, die mit
den Browsern, Such- und Darstellungsmaschinen (wie Google) einhergeht, kaum
noch in den Blick kommt.

Eine einfache Strategie nachholender Digitalisierung ist da wohl eher nicht
die Lösung. Es käme auf ein technisches und inhaltliches Konzept mit "added
value" an, das die Konkurrenz zu Google auszeichnen müsste (z.B. aktive
Querverweise zwischen Literaturangaben, Funktionen eines "citation index"
etc.). Es ist ja auch nicht alles Gold was Google macht; so beklagt sich der
hier vielleicht doch vielen bekannte Arould De Kemp in einem neueren
Interview, z.B. über Google Scholar ("CrossRef will continue to spread its
influence and support linking and hopefully better access to full text as
Scholar Google is currently attempting";
http://www.indicare.org/tiki-read_article.php?articleId=129). Warum es also
nicht besser machen als Google?

Was von der EU diesbezüglich zu erwarten ist, wird man vermutlich besser sehen
können, wenn die für Juli angekündigte Mitteilung der Kommission erschienen
ist, die  (zur Ankündigung:
http://europa.eu.int/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/05/528&format=
HTML&aged=1&language=DE&guiLanguage=en


Gibt es weitere Meinungen in dieser Runde zum Google-Schock?

Mit freundlichem Gruß
Knud Böhle

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Knud Böhle
E-Mail: knud.boehle@xxxxxxxxxxx
Tel.: +49-7247/82-2989
Fax: +49-7247/82-4806
URL: http://www.itas.fzk.de
Projekt: http://www.indicare.org

Research Centre Karlsruhe of Helmholtz-Gemeinschaft (FZK)
Institute for Technology Assessment and Systems Analysis (ITAS)
P.O. Box 3640, D-76021 Karlsruhe

Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft (FZK)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640, D-76021 Karlsruhe oder
Hermann-von-Helmholtz-Platz 1, D-76344 Eggenstein-Leopoldshafen
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> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: owner-inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx [mailto:owner-inetbib@xxxxxxx
> dortmund.de] Im Auftrag von Klaus Graf
> Gesendet: Dienstag, 23. August 2005 18:12
> An: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
> Betreff: Google und GDZ
>
> SPIEGEL Online geht auf Googles Digitalisierungsplaene und
> den Rueckstand der Europaeer ein:
>
> http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,370673,00.html
>
> Der Autor hat sich vor allem in Goettingen umgehoert und
> praesentiert einige Mittler-Zitate.
>
> Erwaehnt wird, dass die vom GDZ digitalisierten Titel keine
> Volltext-Suchmoeglichkeiten haben.
>
> Wieso man keinen Workflow so einrichten kann, dass eine
> OCR-Software standardmaessig einen schmutzigen Lesetext
> erstellt, den man im Hintergrund (nach dem Vorbild der ZBLG
> und etlicher US-Bibliotheken) anbieten kann, weiss ich
> nicht. Das ist zwar keine perfekte Lösung, aber bei
> Antiqua-Schriften angesichts des Fortschritts der
> OCR-Technik absolut akzeptabel und wuerde keine erheblichen
> finanziellen Mittel erfordern.
>
> Aber es gibt noch genuegend andere Kritikpunkte am GDZ, die
> den Schluss nahelegen, dass hier ineffezient Steuergelder
> verpulvert werden:
>
> Letzte News auf der Homepage sind von Februar 2004
> http://gdz.sub.uni-goettingen.de/en/index.html
>
> Es gibt keine Moeglichkeit, sich ueber die Neuzugaenge zu
> informieren, schon gar keinen RSS-Feed.
>
> Immer wieder musste ich mich in der Vergangenheit ueber die
> Unzulaenglichkeiten beim Suchen und Browsen aergern. Das
> Browsen nach Erscheinungsjahr fuehrt auf eine nicht
> existente Seite. Von den vier Moeglichkeiten unter
> http://gdz.sub.uni-goettingen.de/search-entry.shtml
> gehen drei nicht. Bei der vierten fehlen z.B. die Varia.
>
> Hat man eine Kategorie zum Browsen ausgewaehlt, ist es
> nicht etwa moeglich, sich einen Gesamtueberblick zu
> verschaffen, auch wenns womoeglich nur 3 Titel sind. Man
> muess jeweils alle Buchstaben von A bis Z durchprobieren.
>
> Es ist mir auch nicht gelungen zu entdecken, wo die
> Zeitschriften (z.B. die Nachrichten der Akademie oder das
> Hanauische Magazin) in der Browsing-List eingeordnet sind.
>
> Buchstaeblich seit Jahren sind im GBV Online-Ressourcen
> verzeichnet, die "in Bearbeitung" sind (man suche etwa nach
> "Urkundenbuch"). Die Mittelrheinischen Regesten wuerde
> vielleicht eine andere Bibliothek gerne digitalisieren,
> aber der Goettinger Eintrag "auf Vorrat" blockiert alles.
> Es handelt sich wohlgemerkt nicht um Monate, sondern um
> Jahre. Bereits vor einem Jahr hatte ich dazu eine
> Korrespondenz mit Goettingen.
>
> Wenn man die Drucke in deutscher Sprache 1500-1599 filtert
> und nach göttin? bei den GBV Online-Ressourcen sucht, wird
> man feststellen, dass nur ein Bruchteil der verzeichneten
> Werke tatsaechlich erreichbar ist. Das war bereits vor
> Monaten der Fall.
>
> Die Nutzungsbedingungen beim PDF-Download sind alles andere
> als mit "Open Access" vereinbar. Das GDZ spielt sich als
> Herr gemeinfreier Kulturgueter auf, obwohl Goettingen
> vorgibt, die Berliner Erklaerung zum Open Access zu
> unterstuetzen.
>
> In Ermangelung einer OAI-Schnittstelle sind die GDZ-Inhalte
> nicht via OAIster auffindbar.
>
> Es waere an der Zeit, die bestehenden
> Digitalisierungs-Unternehmungen effizienter zu gestalten
> und sie besser zu "promoten" statt nach neuen Programmen zu
> schreien.
>
> Klaus Graf
>
>
>


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