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Repetierende Studenten in der StaBi aus studentischer Seite
- Date: Thu, 18 Aug 2005 17:48:38 +0200
- From: Elke Greifeneder <elke@xxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Repetierende Studenten in der StaBi aus studentischer Seite
Liebe Liste,
nach den letzten Mails zur Staatsbibliothek in Berlin und dem Vorwurf
der repetierenden Studenten, die (möglicherweise) Ursache der
Gebührenerhöhung sind, möchte ich als Studentin der Humboldt-Universität
die Lage gerne auch einmal aus unserer Sicht darlegen. Ich denke, dass
uns die Gebührenerhöhung mindestens genauso stark treffen wird, wie alle
anderen Benutzergruppen. Auch wenn man sich das im Berufsleben kaum mehr
vorstellen kann: Es gibt viele Studenten, die es sich ernsthaft
überlegen müssen, ob sie 25 € für einen Bibliotheksausweis ausgeben
können. In den vorangegangenen Reaktionen zur Gebührenerhöhung wurde die
Benutzung der Bibliothek auf die Lesesäle beschränkt. Dies ist nicht
korrekt. Die meisten Studierenden nutzen die Ausleihe außer Haus und
zwar nicht, weil sie zu faul wären zu ihren Universitätsbibliotheken zu
gehen, sondern weil die StaBi als einzige die gesuchte Literatur zur
Verfügung stellt. Denn auch wir sind "echte" Leser und in wenigen
Semestern ebenfalls diplomierte Wissenschaftler. Wo, wenn nicht an den
Universitäten, wird Forschung betrieben, für die man Literatur besorgen
und lesen muss? Gerade in den höheren Semestern sind die Themen bereits
so speziell, dass eine Benutzung der StaBi unumgänglich ist. Das Problem
liegt also in erster Linie an den Beständen der
Universitätsbibliothek(en). Diese fallen teilweise so mager aus, dass
man Auswege suchen muss. Als Beispiel seien die
Geschichtswissenschaftler genannt, die sicher zu den repetierenden
Studenten gehören, bei denen vor Ort jedoch einfach die nötige
Fachliteratur fehlt. Wer würde dann nicht in die benachbarte
Staatsbibliothek gehen, wenn er könnte? Doch noch einmal zurück zu den
repetierenden Studenten im Lesesaal. Ich verstehe Ihren Ärger, aber wo
bitte sollen die Studierenden am Samstag lernen? Außer der
Institutsbibliothek Rechtswissenschaft hat keine Zweigbibliothek
Samstags geöffnet. Die zentrale Universitätsbibliothek hat Samstags von
11-15 Uhr geöffnet. Wochentags von 10-19 Uhr. Die Staatsbibliothek
bietet die Möglichkeit unter der Woche bis 21.00 Uhr die Bestände zu
nützen und Samstags von 9-17 Uhr. Und die Samstage, an denen ich während
meines dreijährigen Studiums nicht gearbeitet habe, kann ich an einer
Hand abzählen. Die Bayrische Staatsbibliothek hat sich bewusst auf ihre
studentischen Leser eingestellt und öffnet für diese nun auch Samstags
und Sonntags den Lesesaal. Schließlich sind wir nicht nur eine der
wichtigsten Lesergruppen, sondern wir sind auch die Lesergruppe der
Zukunft (nicht zu vergessen mit einem akademischen Abschluss wohl auch
die Sponsoren und Förderer der Zukunft). Ein Beispiel zur schlechten
Lage in Berlin zum Abschluss: Als Studentin der Bibliothekswissenschaft
habe ich seit Mitte dieses Jahres überhaupt keine Möglichkeit mehr eine
Institutsbibliothek zu besuchen, da diese von der Bibliotheksleitung
trotz großen Engagements seitens der Studierenden geschlossen wurde.
Medien zur Ausleihe erhalte ich nur in der Zentralbibliothek, wobei die
Bestände vorwiegend ins Magazin gewandert sind und nur noch im Lesesaal
konsultiert werden können. Die abbonierten Zeitschriften wurden auf ein
nicht mehr erträgliches Minimum reduziert. Im Sinne der
Bibliothekswissenschaft in Deutschland muss ich auf die Staatsbibliothek
zurückgreifen, da ich sonst mein Studium nicht in der geforderten und
von mir angestrebten Weise absolvieren kann.
Vielleicht noch ein kleiner Hinweis am Ende: Warum öffnet man alle
Lesesaalplätze für "die normalen Leser"? Warum nicht, wie die
Bibliothèque Nationale de France, einen Bereich nur für ausgewiesene
Forschungsaufträge zuteilen? In diesem Forschungsauftrag muss von einer
Universität, einer Firma etc. ausreichend begründet sein, warum ein
Besuch des Lesesaals notwendig ist und den Nachweis enthalten, dass das
gesuchte Medium nur in eben dieser Bibliothek zu konsultieren ist. Damit
würde man nicht nur den Studenten, sondern auch den "wirklichen"
Forschern entgegenkommen.
Viele Grüße
Elke Greifeneder
Studentin der Bibliothekswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.