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Repetierende Studenten in der StaBi aus studentischer Seite



Liebe Liste,

nach den letzten Mails zur Staatsbibliothek in Berlin und dem Vorwurf der repetierenden Studenten, die (möglicherweise) Ursache der Gebührenerhöhung sind, möchte ich als Studentin der Humboldt-Universität die Lage gerne auch einmal aus unserer Sicht darlegen. Ich denke, dass uns die Gebührenerhöhung mindestens genauso stark treffen wird, wie alle anderen Benutzergruppen. Auch wenn man sich das im Berufsleben kaum mehr vorstellen kann: Es gibt viele Studenten, die es sich ernsthaft überlegen müssen, ob sie 25 € für einen Bibliotheksausweis ausgeben können. In den vorangegangenen Reaktionen zur Gebührenerhöhung wurde die Benutzung der Bibliothek auf die Lesesäle beschränkt. Dies ist nicht korrekt. Die meisten Studierenden nutzen die Ausleihe außer Haus und zwar nicht, weil sie zu faul wären zu ihren Universitätsbibliotheken zu gehen, sondern weil die StaBi als einzige die gesuchte Literatur zur Verfügung stellt. Denn auch wir sind "echte" Leser und in wenigen Semestern ebenfalls diplomierte Wissenschaftler. Wo, wenn nicht an den Universitäten, wird Forschung betrieben, für die man Literatur besorgen und lesen muss? Gerade in den höheren Semestern sind die Themen bereits so speziell, dass eine Benutzung der StaBi unumgänglich ist. Das Problem liegt also in erster Linie an den Beständen der Universitätsbibliothek(en). Diese fallen teilweise so mager aus, dass man Auswege suchen muss. Als Beispiel seien die Geschichtswissenschaftler genannt, die sicher zu den repetierenden Studenten gehören, bei denen vor Ort jedoch einfach die nötige Fachliteratur fehlt. Wer würde dann nicht in die benachbarte Staatsbibliothek gehen, wenn er könnte? Doch noch einmal zurück zu den repetierenden Studenten im Lesesaal. Ich verstehe Ihren Ärger, aber wo bitte sollen die Studierenden am Samstag lernen? Außer der Institutsbibliothek Rechtswissenschaft hat keine Zweigbibliothek Samstags geöffnet. Die zentrale Universitätsbibliothek hat Samstags von 11-15 Uhr geöffnet. Wochentags von 10-19 Uhr. Die Staatsbibliothek bietet die Möglichkeit unter der Woche bis 21.00 Uhr die Bestände zu nützen und Samstags von 9-17 Uhr. Und die Samstage, an denen ich während meines dreijährigen Studiums nicht gearbeitet habe, kann ich an einer Hand abzählen. Die Bayrische Staatsbibliothek hat sich bewusst auf ihre studentischen Leser eingestellt und öffnet für diese nun auch Samstags und Sonntags den Lesesaal. Schließlich sind wir nicht nur eine der wichtigsten Lesergruppen, sondern wir sind auch die Lesergruppe der Zukunft (nicht zu vergessen mit einem akademischen Abschluss wohl auch die Sponsoren und Förderer der Zukunft). Ein Beispiel zur schlechten Lage in Berlin zum Abschluss: Als Studentin der Bibliothekswissenschaft habe ich seit Mitte dieses Jahres überhaupt keine Möglichkeit mehr eine Institutsbibliothek zu besuchen, da diese von der Bibliotheksleitung trotz großen Engagements seitens der Studierenden geschlossen wurde. Medien zur Ausleihe erhalte ich nur in der Zentralbibliothek, wobei die Bestände vorwiegend ins Magazin gewandert sind und nur noch im Lesesaal konsultiert werden können. Die abbonierten Zeitschriften wurden auf ein nicht mehr erträgliches Minimum reduziert. Im Sinne der Bibliothekswissenschaft in Deutschland muss ich auf die Staatsbibliothek zurückgreifen, da ich sonst mein Studium nicht in der geforderten und von mir angestrebten Weise absolvieren kann.

Vielleicht noch ein kleiner Hinweis am Ende: Warum öffnet man alle Lesesaalplätze für "die normalen Leser"? Warum nicht, wie die Bibliothèque Nationale de France, einen Bereich nur für ausgewiesene Forschungsaufträge zuteilen? In diesem Forschungsauftrag muss von einer Universität, einer Firma etc. ausreichend begründet sein, warum ein Besuch des Lesesaals notwendig ist und den Nachweis enthalten, dass das gesuchte Medium nur in eben dieser Bibliothek zu konsultieren ist. Damit würde man nicht nur den Studenten, sondern auch den "wirklichen" Forschern entgegenkommen.

Viele Grüße
Elke Greifeneder

Studentin der Bibliothekswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin


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