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AW: NS-Literatur



Liebe Listenmitglieder,

Claudia Kegel schrieb:
> ich möchte mir gern für die zukünftige Handhabung mit NS-Literatur
> (hauptsächlich geht es uns um Hitlers "Mein Kampf") einen Überblick
verschaffen,
> wie Bibliotheken, die über solchen Bestand verfügen, damit umgehen.

Ich habe mir die Frage nach dem Umgang auch gestellt, als ich bei der
Rekatalogisierung
die braune bzw. praebraune Aera gestreift habe.
Tatsaechlich existieren, nicht nur in Bern sondern sicherlich auch in anderen
Schweizer Bibliotheken,
einige Exemplare dieser Sorte Literatur.
Das prominenteste Werk darunter (Mein Kampf) ist vielleicht noch nicht einmal
das groesste Problem dabei,
da gerade durch diesen hohen Bekanntheitsgrad jeder dies Werk sofort
einzuordnen weiss.
Konkret ging es in dem mir vorliegenden Fall um das Werk "Die Suende wider das
Blut" von Artur Dinter,
dass eine der ideologischen Grundlagen der Rassentheorie des
Nationalsozialismus bildet.
Da es in der Schweiz anscheinend keine bibliotheksrechtlichen Vorschriften
hinsichtlich solcher Werke gibt (?),
hat man sich bei uns im Haus pragmatisch darauf geeinigt, dieses unser
Exemplar nur fuer den Lesesaal verfuegbar zu machen.
Bis zu diesem Zeitpunkt war es jedoch frei ausleihbar, wenn es auch nur ueber
den Alten Alphabetischen Katalog aufzufinden war, den jedoch neugierige
Jugendliche eher nicht verwenden, da er komplizierter zu handhaben ist als der
Aleph-OPAC.
Da weiss ich aus Erfahrung von meinen Fuehrungen fuer Schulklassen, dass die
meistens nicht mehr als "Mein Kampf" kennen,
und wenn in diesem Bereich, dann auch nur dieses suchen.
Man kann aber eigentlich jedes der Werke dieser Art, das wir uebersehen haben
und damit frei verfuegbar ist,
bei uns ausleihen, oder auf die Bestaende anderer Schweizer Bibliotheken
zurueckgreifen.
Mehr noch. Wer in Loerrach oder Weil am Rhein lebt, kann theoretisch folgendes
problemlos machen:
In Basel sich eines dieser Werke besorgen (oben von mir genanntes ist dort vor
Ort sogar frei verfuegbar)
und ueber die Grenze nach Deutschland einfuehren. Schon hat man etwas zu
Hause, was man innerhalb Deutschlands
i.d.R. nur unter entsprechendem Aufwand einsehen koennte, von der Heimausleihe
ganz zu schweigen.
Und ob das Zollpersonal an der Grenze, wenn denn eine Kontrolle erfolgt, ein
solches Werk in jedem Fall zuzuordnen weiss,
ist nicht weniger fraglich, genauso wie deren Reaktion auf einen solchen
Fund.
Hier koennte man Handlungsbedarf sehen. Allerdings schaetze ich, haben die
heutigen Neobraunen andere Vertriebswege.

Schoene Gruesse aus Bern
Bernd Martin Rohde
__________

Bernd Martin Rohde, Dipl.-Bibl. (FH)
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Tel.: (+41) (0)31 9719674, mailto:b.m.rohde@xxxxxxx
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