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Hybrid publizieren (war: Akribie-Band)



Liebe Liste,

wegen der Diskussion um die konventionelle Publikation des Akribie-Bandes
vielleicht noch ein paar Gedanken zum hybriden Publizieren.

1. Es ist Sinn einer Publikation, gelesen zu werden, nicht aber, Verlage zu
alimentieren.

2. Es ist illusorisch, als Autor mit wissenschaftlichen Monographien
nennenswert Geld zu verdienen. Es kann daher nur darum gehen, möglichst ohne
Kosten zu publizieren.

3. Die Leistung von Verlagen ist die Herstellung einer druckgraphisch
professionellen Leseausgabe und deren Vermarktung.

4. Nicht jede Publikation muß in einer Leseausgabe erscheinen.

5. Warum sollte nicht der Leser entscheiden, was er wünscht:
frei zugängliche online-Fassung zur Orientierung und zum gezielten Nachlesen,
gedruckte Lesefassung zum intensiven Durchlesen?
Wenn man beides anbietet, dann wäre dies: hybrid publizieren.

6. Für den großen Bereich der Hochschulschriften und Kongresse wäre hybrides
Publizieren ein wahrer Segen. Die Inhalte stünden der Forschung auf einem
bibliothekarischen Dokumentenserver dauerhaft und frei zur Verfügung, eine
Lesefassung kann ein Verlag kostengünstig on demand herstellen.

7. Die Online-Fassung macht für die Druckfassung sogar Werbung, denn ein
selbst erstellter Ausdruck ist auch nicht kostenlos und das Ergebnis eine
unschöne Loseblattsammlung. Voraussetzung ist allerdings eine moderate
Preispolitik.

Hier ein Rechenbeispiel: eine x-beliebige Dissertation von ca. 350 Seiten
Umfang wird von einem bekannten Dissertationen-Verlag für 88 Euro angeboten.
Niemand würde sich das Buch privat kaufen, nur wenige Bibliotheken werde den
Titel erwerben. Otto-Normal-Leser wird für die Rezeption des Werkes also die
Fernleihe konsultieren und für vertieftes Arbeiten den Copy-Shop bemühen.

Würde der gleiche Titel hybrid erscheinen, könnte jeder die Arbeit auf dem
Dokumentenserver sofort einsehen. Für normales Zitieren etc. reicht das.
Geschont werden Erwerbungsetats und die Arbeitszeit des Wissenschaftlers.
Zudem gewinnt der Autor: er wird sicher stärker bei den Fachkollegen
wahrgenommen, gelesen, zitiert. Ich gehe dabei davon aus, daß das
entsprechende Werk auf in den Bibliothekskatalogen nachgewiesen und
erschlossen ist.
Das Bedürfnis nach dem gedruckten Buch kann durch einen on demand
Dienstleister befriedigt werden. Dort würde die Arbeit für 18 bis 20 Euro
Verkaufspreis noch kostendeckend verlegt werden können. Das ist nicht nur für
Bibliotheken interessant. Auch Private würden kaufen, denn kopieren oder
ausdrucken und dann einbinden ist in der Regel teurer. Vergleiche ich das mit
der oben beschriebenen Verlagsausgabe, so frage ich mich, für wen sind die
fast 70 Euro Differenz??

Die Frage ist letztlich: Will ich gelesen werden oder einen Verlag
alimentieren?

Mir scheint ein solches Modell des hybriden Publizierens bestechend. Wer, wenn
nicht wir Bibliothekare könnten hier mit gutem Beispiel vorangehen und unsere
Kunden (Doktoranden, Wissenschaftler) entsprechend beraten.
Der Akribie-Band übrigens könnte als Hybridpublikation für 4,50 Euro
Ladenpreis noch kostendeckend erscheinen.
;-)

Eric Steinhauer
http://www.steinhauer-home.de


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.