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Re: Lernort Bibliothek
- Date: Mon, 18 Oct 2004 14:34:42 +0200
- From: Walther Umstätter <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: Lernort Bibliothek
Bernhard Eversberg wrote:
In meinem Vortrag in Linz "Zur Zukunft der Katalogisierung" habe ich deshalb
versuchsweise "Ökonomie der geistigen Arbeit" verwendet, zu welcher
Katalogisierung ihren Beitrag zu leisten haette. Aber vielleicht wird dies
intuitiv wiederum zu eng nur fuer den persoenlichen Bereich ausgelegt (dessen,
der geistig arbeitet) als fuer's volkswirtschaftliche Gesamte - doch in der Summe
läufts darauf hinaus.
Ich denke, dass es im Rahmen einer "Ökonomie der geistigen Arbeit"
sowohl eine volkswirtschaftliche,
als auch eine betriebswirtschaftliche Komponente gibt.
Die meisten "Wissensmanager" haben die Bedeutung des tacit knowledge
bisher nur für die Betriebe entdeckt.
Wissenschaft, als neu erkanntes und publiziertes Wissen, ist aber in
erster Linie eine volkswirtschaftliche Frage.
Insofern sah Harnack das damals schon völlig richtig.
Genau genommen ist es sogar eine globale Frage, bei der die Produktion
von Wissen (für alle Menschen dieser Welt)
aber trotzdem von den Staaten, und nun zunehmend von den
Staatenverbünden bezahlt werden muss,
weil wir keine Weltregierung haben.
Sobald ein Wissen in dieser Welt ist, könnte es annähernd allen Menschen
zugänglich gemacht werden,
statt dessen behandeln wir es wie eine unzureichend vorhandene
Ressource, weil Wirtschaftler und Juristen dies
aus der Agrar- und Industriegesellschaft so gewohnt sind.
Ein verheerender Irrtum, der auf dem Mangel an Kenntnis über die
Informationstheorie basiert,
denn die unterscheidet zwingend zwischen Information und Redundanz.
Von einem aufgegessenen Apfel gibt es keine Redundanz, man kann aber
Millionen Menschen mit der selben Information abspeisen ;-).
Die Produktion von Information und Wissen wird immer teurer.
Umgerechnet auf immer mehr Milliarden Menschen aber immer preiswerter.
Wissen, verbreitet als Publikation (Redundanz), wird durch die
Elektronik von Tag zu Tag billiger
(wenn man die Kosten nicht künstlich erhöht, weil ein Urheberrcht das so
erlaubt).
Unter einer "Ökonomie der geistigen Arbeit" könnte (oder müsste) man
wohl verstehen,
dass die geistige Arbeit ökonomisch durchgeführt werden sollte, was
natürlich wichtig ist.
Im Sinne von Harnack wäre es aber wohl sinnvoller neben einer Betriebs-
und Volkswirtschaft
auch von einer Geisteswirtschaft zu sprechen. Die fehlt aber noch, weil
die Bibliothekwissenschaft
nicht ernst genug genommen wird. Das kommt aber noch :-).
MfG
W. Umstätter
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