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Re: Urheberrecht 2.Korb Aktionen gefragt - sofort



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> "Den Bibliotheken soll ein elektronischer Versand ohne Genehmigung der
> Rechtsinhaber nur noch von solchen Dokumenten gestattet werden, die der
> Verlag selbst nicht in elektronischer Form anbietet."
> 
Das Szenario, das ich in den  beiden Aufsätzen in BuB 2002/2003 (Wie viel
Virtualität soll es denn sein? Zu einigen Konsequenzen der fortschreitenden
Telemediatisierung und Kommodifizierung der Wissensmärkte auch für die
Bereitstellung von Wissen und Information durch Bibliotheken.
BuB - Forum für Bibliothek und Information Teil 1, 10/11, 2002, S. 621-632;
Teil 2, 12, S. 719-724) angedeutet habe, dass nämlich die Content Provider
umfassend in die Retail-Märkte einsteigen (und Bibliotheksdienste
überflüssig machen), wird allmählich Realität. Die vom BMJ gewählte
Formulierung kann gar nicht dramatisch genug interpretiert werden. Sie
spiegelt genau das wider, was ich bei den Verhandlungen zum 2. Korb, bei
denen ich beteiligt war, erlebt habe. Kaum Interessenvertretung von
Wissenschaft oder Informationsinfrastruktur, klare Fortsetzung der aus USA
und EU stammenden Verfestigung von IP und dessen Verwertung (wie verkehrt
auch der Begriff des geistigen EIGENTUMS ist).
In der Tat ist es auch nur konsequent, dass innerhalb unseres
Wirtschaftssystems mit fortschreitender Kommerzialisierung von Wissen und
Information Bibliotheksangebote wie Subito etc. als Verzerrung des
Marktgeschehens interpretiert werden. Das hat schon früher mehrfach der
Bundesrechnungshof gegenüber den FIZen moniert, z.B. gegenüber DIMDI. Da wir
unser Wirtschaftssystems nicht abschaffen können, bleibt nur die immanente
"Gegenattacke" (so wie es ja auch Lessig mit der Creative Commons Initiative
vormacht - freie Nutzung aller CC-Materialien, aber die Lizenzen immanent
zum jeweiligen nationalen Urheberrecht). Wenn die Content Provider durch ihr
Lobbying scheinbar erfolgreich sein sollten, dann muss diese Kampfansage
aufgegriffen werden, d.h. in der Wissenschaft muss umfassend auf CC und
OpenAccess gesetzt werden, und die Bibliotheken müssen an vorderster Front
mitmischen, das beides die Regel für wissenschaftliches Publizierern wird.
Dann sollen doch die Verlage sehen, wer dann noch ihre Produkte kaufen wird.
Das BMBF-Vorhaben FIZ/MPI-Open-Access zeigt, dass die Bundesregierung in
dieser Sache zumindest ambivalent ist. Also kann man das BMJ unter Druck
setzen und zwar, wie Graf schreibt, sicher über das Aktionsbündnis
Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft (natürlich auch über die
BibVerbände). Die Steuerungsgruppe tagt am 14.9. in Berlin und wird sich
zentral mit den Auswirkungen des Zweiten Korbs für Wissenschaft (und dann
natürlich auch für die Informationsinmfrastrukturen) beschäftigen. Jede
Anregung, die aus der Liste hier noch kommt, ist willkommen, und ich werde
sie einbringen (Herr Hilf ist ja auch dabei). Abwarten, abwiegeln und sanft
verhandeln ist jetzt nicht angesagt.
RK
 


-- 
bis 14.9. in den USA
ueber email weiter erreichbar

Prof. Dr. Rainer Kuhlen
Department of Computer and Information
Science - University of Konstanz
Chair of NETHICS e.V. (Ethics in the Net) -
www.nethics.net
Box D 87
D-78457 Konstanz, Germany
email: rainer.kuhlen@xxxxxxxxxxxxxxx
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