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Re: Bielefeld Academic Search Engine
- Date: Tue, 29 Jun 2004 16:01:10 +0200
- From: "Bernhard Eversberg" <ev@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: Bielefeld Academic Search Engine
On 29 Jun 04, at 14:33, Thomas Krichel wrote:
> ... Mitterweile arbeitet Google mit den kostenpflichigen
> Verlagen daran, deren Volltext zu indexieren. Wenn ein Google
> Benutzer eine solche Referenz zu dem Volltext findet, leitet
> Google ihn nicht zum Volltext, da dieser nicht frei ist sondern
> zu einer Seite des Verlages die erklaert dem Besucher: zahle!
> Es gibt zwar nicht viele Verlage die da mitmachen, aber
> klar ist, wo es hingeht. Die Verlage bieten ihre Dienste
> da an wo die Kundschaft ist, ...
Damit meinen Sie wohl CrossRefSearch, wo momentan 9 Verlage beteiligt sind:
http://www.crossref.org/crossrefsearch.html
In der Tat eine schöne Synergie, von der sich viele einen Vorteil versprechen
können. Für Verlage ist es Outsourcing: sie müssen keine eigene Suchmaschine
mehr
anbieten und man kommt an den Bibliotheken vorbei an sehr viel mehr
Interessenten
direkt heran. Für Google ist es ein Schritt in die notwendige
Diversifizierung.
Nach Googles Börsengang wird in größerem Stil das Nachdenken anheben (aber
die
Analysten werden längst eifrig dabeisein): wie denn die neue AG noch etwas
mehr
Geld machen könnte. Da ist manches denkbar, bis hin zum Ende der kostenlosen
Googelei. Warum sollte es nicht folgendermaßen laufen, einfach mal laut
gedacht:
Wer eine Abo-Gebühr bezahlt, kriegt alles zu sehen wie bisher. Wer nicht
zahlt,
kriegt von den Top10 nur die von den Anbietern bezahlten Links. Wer nicht
abonniert hat, aber im Einzelfall die Top10 doch sehen will, zahlt ad hoc per
Kreditkarte oder von einem Punktekonto, auf das er beliebige Beträge
einzahlen
kann, um sie im Einzelfall zu nutzen.
Man würde sich schon wundern, wenn nicht derartige Modelle sehr bald
entstünden - schließlich wird hier eine Qualitätsleistung, die inzwischen
fast
konkurrenzlos ist, pausenlos von zig Millionen kostenlos genutzt, und
zunehmend
sind die Nutzer sogar in irgendeiner Weise davon abhängig.
Wirtschaftsgeschichtlich eine absolute Novität. Kulturgeschichtlich jedoch
nicht:
die Bibliotheken spielen seit je genau diese Rolle, aber mit politischem
Auftrag,
öffentlicher Subventionierung und ohne Gewinnstreben.
Vielleicht kommt aber der Aufsichtsrat oder die Aktionärsversammlung zu der
Ansicht, daß das Suchen kostenlos bleiben sollte! Entweder weil man
philanthropisch gesinnt ist, oder weil man selber gerne kostenlos googelt,
oder
weil sonst die Nutzungszahlen runtergehen könnten und damit die Zahl der
Blicke,
die auf bezahlte und zu bezahlende Links fallen. Nur daß letztere zunehmen,
ist
kaum zu bezweifeln; damit befaßt sich ein Blog: http://www.endoffree.com
Es bleibt die Frage im Raume stehen: Was können Bibliotheken auf Dauer besser
machen, und was brauchen sie nicht (mehr) zu machen?
MfG B.E.
Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329,
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