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Re: R-Reform: heute Entscheidung



Sehr geehrter Herr Dr. Eversberg, Sie schreiben:

Also wurde jetzt ohne Not die Eignung des Deutschen auf lange Sicht NOCH weiter verschlechtert.

Diese Verschlechterung kann ich nicht feststellen.
Außerdem fragen Sie:

Wollen Sie alles ueber nichtlineare Vorgaenge mitgeliefert kriegen, wenn Sie sich nur fuer lineare interessieren?



In den meisten fällen: Ja.
Hinsichtlich der Sacherschließung hat die Erfahrung gezeigt, dass man bei der Suche eines Themas darauf achten muss, dass man nicht nur Synonyme sonder auch Antonyme recherchiert, um Gegenpositionen zu finden. Deshalb ist auch der Terminus Deskriptor bei Thesauri irreführend. Wir beschreiben nicht die Inhalte von Dokumenten, sonder indexieren sie. Ich habe das schon mal am Beispiel der Jagd von Kreuzern auf U-Boote bei der RSWK und bei der syntaktischen Indexierung erläutert. Man darf in den meisten solchen Fällen nicht syntaktisch nach dieser Jagd suchen, ohne umgekehrte die Jagd von U-Booten auf Kreuzer zu berücksichtigen. Möglicherweise ist so mancher Kreuzer schon versenkt, bevor er das U-Boot zu jagen vermag.


Ich hatte z.B. mal die Aufgabe herauszufinden ob eine Person durch den Konsum von Alkohol eine bestimmte Krankheit erworben haben könnte. Kurz darauf kam die Frage, ob sie auch durch die Arbeitsplatzbelastungen entstanden sein könnte. Zufälligerweise waren in einem Rechtsstreit beide Parteien zu mir gekommen, ohne dass ich wusste, dass es um den selben Fall ging. Nachdem die eine Partei verloren hatte, kam der Endnutzer zu mir und beklagte sich, weil ich die Gegenargumente für ihn nicht mit recherchiert hatte. Einen ähnlichen Fall gab es beim Olympiadach in München, das bei der Säuberung mit chemischen Mitteln angegriffen worden war, wobei die Frage entstand, ob schlechtes Material beim Bau zur Verwendung kam, und wer nun die Erneuerung des Konststoffdachs zu bezahlen hatte.

Wenn ich in der Szientometrie nach nichtlinearen Vorgängen suche, wäre es meist ein Fehler die linearen Vergleichsvorgänge grundsätzlich auszuklammern.

Ihr Punkt: 'dass nun in den Datenbanken BEIDES drin ist, "nichtlinear" und "nicht linear".',
ist richtig, lässt sich aber bei der Dynamik einer Sprache grundsätzlich nicht vermeiden.
Ebenso, wie ich mich daran gewöhnt habe, grundsätzlich auch falsche Schreibweisen und falsche Terminologie
zu recherchieren.


Ich denke es gehört zu unserem Fachwissen, abzuschätzen, wieviel Verlust wir an Recall oder Precision haben,
wenn wir bestimmte Fehler mit, oder auch nicht mit suchen.
Das hat eigentlich nur wenig mit der Rechtschreibreform zu tun,
außer, dass die Zahl der Fehler in manschen Bereichen, insbesondere in der Übergangsphase, sich erhöhen.


Darum neige ich eher zu dem Rat, die Übergangsphase möglichst kurz zu halten,
als sie durch die Hoffnung einer Umkehr noch zu verlängern.


Diesen Punkt muss man, wie Sie wissen, auch sehen.

MfG

W. Umstätter


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.