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Markenabhaengigkeit bei Software (AW: Enzyklopädien und WWW (speziell zur encarta: anmerkungen))



Lieber Herr Lehmann, liebe Liste,

> die kids, was wollen sie? die encarta!
> ...
> irre ich mich, oder greifen die schüler eben gerne zu der
> encarte (s.o.), aber NICHT zu den anderen
> multimedia-"fach"-paketen?
Tja, welcher "normale" Jugendliche (gilt aber auch fuer Erwachsene) heutzutage
greift anstelle von Windows zu Linux auf seinem Rechner zuhause, anstelle von
Word auf andere Textverarbeitungsprogramme, nicht anders ist es mit der
Dominanz des Internet-Explorers als Browsers und Outlook(-Express) als
E-mail-Programm. Die Reihe laesst sich wohl noch fortfuehren.
Man koennte jetzt eine sehr lange Diskussion darueber fuehren, ob das ein
aehnliches unkritisches Markenkonsumieren wie bei Kleidungsstuecken u.a. ist.
Siehe auch dazu den Artikel in der Zeit (http://www.zeit.de, unter Wirtschaft:
Habe alles, bekomme mehr.) Zitat daraus: "Mehr als 70 Prozent gehen laut der
Studie Bravo Faktor Jugend inzwischen davon aus, dass Aussehen wichtiger wird
als Charakter." Tja, irgendwann kommen diese Leute dann als Studenten in die
Bibliothek und wollen eben das rote Buch mit der tollen Grafik vorne drauf und
nicht das Buch im langweiligen einfarbigen Einband, obwohl letzteres
inhaltlich mehr bietet. Dann wird (Extremfall) fuer diese Benutzer die
Illustration auf dem Umschlag zum formalen Merkmal in unseren Katalogen und
nicht Autor und Titel. Wenn diese Studenten dann ueberhaupt noch in die
altmodische Bibliothek kommen!

> ps: beim längeren nachdenken fällt mir weiteres dazu ein:
> wir reden hier nur von jugendlichen! die erwachsene sehe ich
> NICHT an der encarta!!!! (oder ist das anderes
> in standorten wie dem bildungsbürgertum z.b. in wilmersdorf?
> mein standort: kroizberch und friedenshain...)
Das ist meineserachtens eine globale Erscheinung. Und wenn Microsoft fuer
Schulen in aermeren Gegenden PCs aus der Portokasse spendiert, dann ist da
eben auch mal die Encarta drauf und die Kinder/Jugendlichen nehmen das einfach
als "Standard" an. MS-Produkte sind nunmal so standardisiert verbreitet wie
Blaetter im DIN A4-Format, nur dass beim Kauf eines Stapels DIN A4-Blaetter
nicht eine Quasi-Monopolunternehmen daran verdient.

> vermutlich läuft die encarta ab 1,6ghz erst fix. (MUSS das
> sein? immer diese GHZ-boliden, man kann doch
> nicht wegen EINEM lexikon superschnelle rechner kaufen... ;-(
Gerade viele der Jugendlichen, die nur Encarta kennen, sind die besten
Abnehmer von immer schnelleren Rechnern, da ja auch die von ihnen gekauften
Computerspiele immer mehr verlangen. Da ist dann das Produkt Encarta sehr gut
auf die Zielgruppe abgestimmt. Das ist eben Marketing! Und was tut das
Bibliothekswesen im Marketingbereich? Man schafft es ja noch nicht einmal, den
Begriff Bibliothek fuer sich (die Institutionen) zu besetzen. Wo dieses Wort
ueberall auftaucht und wie es dann verwendet wird... Deswegen schwimmt man ja
lieber auf der Medien- und Informationswelle mit und dann mutieren
Bibliotheken zu Mediatheken oder Infotheken.

Schoene Gruesse aus Bern
Bernd Martin Rohde
__________

Bernd Martin Rohde, Dipl.-Bibl. (FH)
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Tel.: (+41) (0)31 9719674, mailto:b.m.rohde@xxxxxxx
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