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Re: Stabilitaet der Zielsysteme - Umstieg auf internationale Formate und Regelwerke (MARC21, AACR2)



Bernhard Eversberg wrote:

"Das Umdenken allein reicht ja nicht."
Das ist richtig. Es ist aber die Voraussetzung fuer eine Konstruktive Mitgestaltung.
Ich bin, wie bereits gesagt, auch eher gegen den Umstieg von RAK auf AACR, weil er bereits um Jahrzehnte zu spaet kommt. Wenn das deutschsprachige Bibliothekswesen aber nicht in der Lage sein sollte, aus eigener Kraft, heute Entwicklungen in Gang zu setzen, die bei ihrer Etablierung zeitgemaess sind,
dann bleibt nichts anderes uebrig, als sich an zukunftsweisende Entwicklungen anzuhaengen,
weil uns schon heute die Laender ueberholen, die wissen, dass sie zu Eigenentwicklungen nicht in der Lage sind.


Was XML anbelangt, so ist es zwar nur eine von vielen Moeglichkeiten der Strukturierung,
bibliothekarisch ist es aus meiner Sicht aber eindeutig der Primus inter Pares.
Im Moment sehe ich fuer Bibliotheken weit und breit keine Alternative.


Hinsichtlich der Formalen Erschliessung habe ich schon vor einiger Zeit den Vorschlag gemacht,
nicht mehr zwischen formaler und inhaltlicher Erschliessung zu unterscheiden,
sondern zwischen der Erschliessung des Inhalts und des Objekts (des Informationstraegers).
1. Weil eine formale Titeluebernahme seit dem Einsatz von Retrievalsystemen bereits ein wichtiger Teil inhaltlicher Erschliessung ist.
2. Weil die formale Uebernahme der Autorennamen im Zusammenhang mit Zitationsanalysen ebenfalls wichtige inhaltliche Fragen beantworten hilft.
3. Weil man bei der Dokumentation bzw. Erschliessung von Objekten, heute weit ueber Angaben, wie Seitenzahl, Folio etc. hinausgehen kann, und bei teuren Objekten auch gehen sollte.
4. Weil sich aus meiner Sicht das amerikanische Bibliothekswesen im Rahmen der formalen Erschliessung immer staerker mit Copyrightfragen, und damit auch mit den internationalen Besitz- bzw. Eigentumsverhaeltnissen der Objekte und Objektteile beschaeftigt.
5. Weil die Erschließung von Informationsmedien = Information UND Informationstraeger, als Einheit gesehen werden muss, und in beiden Teilen semiotisch gewinnbringend aufgewertet werden kann.


Der Aussage: "eine konzertierte Gesamtaktion der vereinigten Fachreferentenschaft koennte eine Ontologie zuwege bringen, die man dann einsetzen koennte.", stimme ich voll zu. Wobei ich aus rein terminologischen Gruenden "Ontologie" durch semiotischen Thesaurus ersetzen wuerde, weil "Ontologies" sozusagen Thesauri aus Kuenstlicher Inteligenz heraus erzeugen. Hier ginge es aber gerade darum das Wissen der Fachreferenten fuer einen semiotischen Thesaurus zu nutzen.


MfG



Umstaetter



Bernhard Eversberg wrote:


On 22 Mar 04, at 22:51, W. Umstaetter wrote:


Wenn der Wandel im Denken jedoch so langsam voranschreitet, müssen wir um so weiter vorausschauen, um diese Zeit zu haben, die wir zum Umdenken brauchen.


Das Umdenken allein reicht ja nicht.


Die Semiotik kommt natürlich noch nicht durch "<Verfasser><Vorname> ..." in das System hinein. da haben Sie völlig recht. Aber diese Metatags, die einem Computer z.B. die Möglichkeit geben können zwischen einem Geburts- einem Sterbe- oder einem Kaufdatum zu unterscheiden, in Verbindung mit einem semiotischen Thesaurus, bringt erhebliche Veränderungen.

Ja, aber XML ist nur eine von vielen Moeglichkeiten der Strukturierung,
es ist fuer sich genommen keine Zauberformel. Aeusserungen darueber erwecken
allzu leicht bei Unbeteiligten den Eindruck, es waere eine. Wir sollten da
sehr sehr vorsichtig sein.
Das Entscheidende ist erstens die *Programmierung*, erst die machts ja moeglich, dass was passiert, und zweitens der semiotische Thesaurus, oder Ontologie etc., der dazu erstellt und integriert werden muss. Und genau diese Komponenten haben wir ja ueberhaupt noch gar nicht. Das sind Luftschloesser, das sind enorme Investitionen.


Immerhin arbeitet die National Library of Medicine seit 1984 gezielt in diese Richtung,
hat inzwischen XML eingeführt und entwickelte den semantischen Thesaurus UMLS.


Fuer die Medizin. Und auf Englisch. Wir brauchen fuer unsere anstehenden Probleme aber etwas fuer unsere Allgemeinbestaende. Nur eine konzertierte Gesamtaktion der vereinigten Fachreferentenschaft koennte eine Ontologie zuwege bringen, die man dann einsetzen koennte. Stacheln wir sie an! Doch momentan geht's nicht um Sacherschliessung, sondern um Formalerschliessung. Ohne diese Grundlage, ohne eine Datenbank der Formaldaten, ist alles andere
nicht loesbar.
Realistisch ist eine Konzentration auf die VIAF. Kommt die aber zum Tragen, entfaellt ein Hauptargument fuer einen Umstieg auf AACR. VIAF ist gerade mit dem Ziel geschaffen worden, unterschiedliche Ansetzungsformen virtuell zusammenzubringen und den Teilnehmern Umstellungen zu ersparen.
Dieses Thema ist uebrigens bei der Studie zu kurz gekommen.


MfG B.E.

Bernhard Eversberg
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