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Re: open source Kataloge (hier allegro-C)



On Tue, Mar 02, 2004 at 08:35:40PM +0100, Till Kinstler wrote:
> On Mon, Mar 01, 2004 at 09:41:10PM +0100, Martin Bucher wrote:
> 
> > Was aber bei OSS vs. "Closed Source" gerne vergessen wird: was ist, wenn bei
> > kommerzieller Software die Fa. pleite geht oder aufgekauft wird? 
> 
> Gerade das wird unter mit dem Argument "fehlende oder zumindest
> nicht zugesicherte Nachhaltigkeit" gerne als Argument gegen
> Open Source Software angef?hrt. 

Die "Nachhaltigkeit" bezieht sich wohl auf das "kommerziell", d.h. man kann 
sicher sein, dass die Firma, solange sie existiert, Rechnungen schreibt und
Geld eintreibt. Es soll Softwarefirmen geben, die beschaeftigen keine 
Programmierer mehr, aber jede Menge Juristen. Ein schoenes Beispiel sind
z.B. die Rechte an "UNIX" und deren "Verwertung".

> So ganz unrichtig ist das
> Argument ja auch nicht, wenn man heute z.B. erf?hrt, dass die
> Weiterentwicklung von FreeS/WAN (ein Open Source VPN-System f?r Linux)
> eingestellt wird. Da wird das Ende immerhin an- bzw. abgek?ndigt.
> Man mag anmerken, dass diese Sicht strenggenommen falsch ist,
> da man Open Source Software eigentlich nicht einstellen kann.

Ja, das haette ich jetzt auch angebracht :-). Ausserdem habe ich heute gelesen,
dass nur die Weiterentwicklung eingestellt wird, Fehler sollen auch in Zukunft
behoben werden. Wenn jetzt einer von den anderen 6-8 Milliarden Menschen sagt:
"Nein, ich entwickele FreeS/WAN weiter", dann kann (so er selbst programmieren,
organisieren oder zahlen kann) er das nicht nur (wegen OSS), sondern er darf 
das auch wegen der GPL. 

> Das Argument "Sie haben ja den Quellcode und k?nnen selbst..."
> greift aber nicht unbedingt, da dazu Ressourcen notwendig sind, 
> die bei Anwendern nicht unbedingt zur Verf?gung stehen. Ich wei?,
> dass diese Sicht Anwender/Entwickler nicht ganz dem "Community"-
> Modell der Entwicklung freier Software enstpricht. 

Wenn man nur den einzelnen Anwender betrachtet haben Sie recht. Aber ein
wesentlicher Bestandteil der OSS-Entwicklung der letzten 10 Jahre fehlt: 
das Internet. Wenn Tausende Anwender dasselbe Problem haben und alle von
diesem Problem wissen, wird sich evtl. doch einer von diesen finden der den
Fehler beheben kann. Als Katalysator wirkt also das Internet. Andere 
Ressourcen sind: Zeit, Computer und der Wille etwas auszurichten.

> In manchen
> Bereichen scheint dieses Modell aber schwer vermittelbar (selbst 
> an Universit?ten st??t man mit dem Hinweis, dass durch die 
> Beteiligung an einem Open Source Projekt statt des Kaufs eines 
> fertigen Produkts ja auch Know-How geschaffen wird, auf taube 
> Ohren).

Die Universitaet kann das Know-How aber nicht verwerten. Insbesondere deshalb
nicht, weil es dort ja inzwischen wohl nur noch zwei Gruppen von Mitarbeitern
gibt: die fest angestellten (5% ?), die betreiben Forschungsmanagement und
lehren und die befristet angestellten, die nach 2,3 oder 5 Jahren sowieso
die Uni wieder verlassen und ihr Know-How mitnehmen.
 
> Wenn man Open Source Software bei einem kommerziellen Dienstleister
> kauft (z.B. Linux bei einem Distributor), ?bernimmt der ?blicherweise
> aber ebenso wie Anbieter "geschlossener" Software den Support und
> die Pfege der Software ?ber einen bestimmten Zeitraum. Das kostet
> aber Geld, was der verbreiteten Vorstellung, dass freie Software
> kostenlos sei, zu widersprechen scheint.

Man kann Linux nicht kaufen, sondern nur z.B. eine Linuxdistribution bei
einer Softwarefirma. Diese Firma verkauft ihre Dienstleistung: die erstellte
Distribution (und den Datentraeger dazu).
Support kostet auch bei OSS Geld, das ist klar. Auch die Pflege, also das
beseitigen von Fehlern, die der zahlende Kunde meldet, als auch zusaetzliche
Features, die der zahlende Kunde gerne haette, ist eine Dienstleistung, die
bezahlt werden muss. Ich kann aber jederzeit den Dienstleister wechseln,
da die Software an der diese arbeiten nicht ihnen gehoert.

Mit freundlichen Gruessen

Martin Bucher
-- 
Martin Bucher, Braunschweig, Germany, Earth


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