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Open Access in der Praxis
Ich zitiere aus:
http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/gap-c/declaration_de.html
Klaus Graf
***
TEXT
Bitte beachten: Bei dem Folgenden handelt es sich nicht um
eine weitere Petition oder ein weiteres Manifest, mit denen
die Notwendigkeit von Open Access nur unterstrichen werden
soll. Derartige Unterstützungsinitiativen existieren
bereits. Der Zweck dieses Dokuments ist es, Open Access als
Praxis zu etablieren.
Universitäten und Forschungseinrichtungen, die sich
selbst öffentlich zu einer systematischen und dauerhaften
Umsetzung von Open Access-Strategien für ihren
Forschungsoutput verpflichten wollen sind eingeladen, das
folgende Dokument zu unterzeichnen.
Ihre Unterschrift wird Ihre Selbstverpflichtung auf
Open Access für Ihren Forschungsoutput dokumentieren; sie
wird dazu beitragen, dass Stand und Fortschritt der
Umsetzung von Open Access für die Wissenschaftsgemeinschaft
nachvollziehbar werden, und sie wird andere Einrichtungen
ermutigen, ihrerseits Open Access-Strategien in den eigenen
Institutionen umzusetzen.
Erklärung über die institutionelle Selbstverpflichtung
für die Umsetzung
der Budapest Open Access Initiative
http://www.soros.org/openaccess/read.shtml
der Berlin Declaration
on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities
http://www.zim.mpg.de/openaccess-berlin/berlindeclaration.html
und der
WSIS Declaration of Principles and Plan of Action
http://www.itu.int/wsis/documents/doc_multi-en-1161|1160.asp
http://icsudqbo.alias.domicile.fr/Library/WSIS/brochures/english/anglais1.pdf
(1) Die Forscher und Forscherinnen unserer
Einrichtung werden bezahlt (bzw. ihre Forschungsprojekte
werden ? zumeist mit öffentlichen Mitteln ? gefördert) für
die Durchführung wissenschaftlicher Forschungsarbeiten und
für die Publikation von deren Ergebnissen ("publish or
perish"). Forschende anderer Universitäten und
Forschungseinrichtungen in aller Welt können dann in ihren
Arbeiten auf die publizierten Forschungsergebnisse
zugreifen, sie nutzen, an sie anschließen und sie zitieren.
Dies wird üblicherweise als Impact bezeichnet. Von diesem
Impact hängen die Produktivität, der Fortschritt und der
Nutzen von Forschung ab.
(2) Ergebnisse von Forschung werden in referierten
Zeitschriften veröffentlicht (derzeit sind dies weltweit
ca. 24.000 ? mit ungefähr 2.500.000 Artikeln pro Jahr in
allen Sprachen und über alle Disziplinen hinweg).
(3) Anders als Buchautoren oder Journalisten
erhalten Autorinnen und Autoren von Beiträgen, die in
Fachzeitschriften veröffentlicht werden, keine Tantiemen
oder Vergütungen: Sie schreiben und veröffentlichen mit dem
Ziel, ihren Impact zu vergrößern. Aus diesem Grund nahmen
die Autoren und ihre Forschungseinrichtungen in der
"Papier-Ära" den Aufwand und die Kosten auf sich,
interessierten bzw. nachfragenden Kolleginnen und Kollegen
Nachdrucke zuzuschicken; teilweise mussten zusätzliche
Gebühren für die Publikation von Artikeln an Zeitschriften
entrichtet werden. Denn mehr Impact bedeutet (i)
verbesserte Karriereaussichten, höheres Gehalt, größere
Chancen für künftige Forschungsvorhaben, sowie
Auszeichnungen und Prestige für Forschende und ihre
Einrichtungen. Es bedeutet aber ? noch wesentlicher ? (ii)
eine höhere Produktivität und einen schnelleren Fortschritt
von Forschung, und auf diesem Weg einen größeren Nutzen für
Steuerzahler, die die Forschung finanzieren.
(4) In der Papier-Ära war die kostenpflichtige
Subskription von Zeitschriften die einzige Möglichkeit, um
die Kosten für das Peer Review und für die Publikation zu
decken: Universitäten und Forschungseinrichtungen zahlten
diese Subskriptionskosten, damit sie die begutachteten
Artikel anderer lesen und für die eigene Arbeit nutzen
konnten.
(5) Allerdings wird kaum eine Einrichtung in der
Lage sein, sich den Zugang für auch nur annähernd alle der
derzeit ca. 23.000 kostenpflichtigen Journals zu erkaufen;
die weitaus meisten werden lediglich einen schmalen
Ausschnitt finanzieren können, ein Ausschnitt, der auch in
der "Internet-Ära" angesichts steigender
Zeitschriftenpreise weiter schrumpft.
(6) Dies bedeutet aber für jeden der ca. 2.500.000
Zeitschriftenbeiträge, die jährlich publiziert werden ? und
dies galt für die "Papier-Ära" und es gilt auch heute für
die "Internet-Ära" ?, dass nicht alle potenziellen Nutzer
und Nutzerinnen Zugang zu ihm haben. Damit geht ein großer
Teil des potenziellen Impact für jeden Artikel verloren.
(7) In der "Papier-Ära" war dies unvermeidbar,
anders in der "Internet-Ära". Hier gibt es zwei
komplementäre Wege, mit denen Zugangsbarrieren ? und diese
bedeuten einen wesentlichen Verlust an Impact ? überwunden
werden können:
(8) (OAJ) "Open Access"-Zeitschriften können ihre
Kosten auf anderem Weg decken als kostenpflichtige
Zeitschriften, die alle Nutzer(-Einrichtungen) für Zugriffe
auf Zeitschriften/Artikel belasten. (Sie können z.B. von
einzelnen Autoren bzw. deren Einrichtungen Gebühren für die
Publikation eines Beitrags erheben. Allerdings existieren
bisher weniger als 1.000 referierte Open
Access-Zeitschriften, in denen nur ungefähr 5% der jährlich
2.5 Mio. Artikel veröffentlicht werden.)
(9) (OAA) Für die verbleibenden 95% ? d.h. für die
Artikel, die jährlich in den 23.000 kostenpflichtigen
Zeitschriften erscheinen ? ist der direkte Weg, um den
Zugangsrestriktionen und dem damit verbundenen Verlust an
Impact zu entgehen, die Selbst-Archivierung der Texte über
die eigenen institutionellen Open Access-Webseiten für alle
potenziellen Nutzer und Nutzerinnen weltweit.
(10) Die Open Access-Ära wird beginnen, sobald
Universitäten, Forschungseinrichtungen und
Förderinstitutionen ihre "publish or perish"-Politiken
ausweiten, d.h über die Auflage, Forschungsergebnisse zu
publizieren hinaus auch den freien Zugang zu diesen
Forschungsergebnissen einfordern und sicherstellen ? durch
OAJ, also durch die Veröffentlichung in geeigneten Open
Access-Zeitschriften, sofern diese existieren, und durch
OAA, d.h. durch die Selbst-Archivierung all ihrer in
kostenpflichtigen Zeitschriften veröffentlichten
Publikationen. Erst auf diesem Weg wird der Fortschritt von
Wissenschaft und wird die Forschungsproduktivität maximiert
statt unnötigerweise beschnitten, wie es derzeit der Fall
ist.
VERBINDLICHE VEREINBARUNG
ZUR INSTITUTIONELLEN UMSETZUNG VON OPEN ACCESS:
(OAJ) Forscher und Forscherinnen
veröffentlichen ihre Arbeiten in Open Access-Zeitschriften,
wenn geeignete Zeitschriften existieren,
andernfalls
(OAA) veröffentlichen Forscher und
Forscherinnen ihre Arbeiten in geeigneten kostenpflichtigen
Zeitschriften, und sie archivieren sie zugleich in dem Open
Access-Archiv der eigenen Universität oder
Forschungseinrichtung.
Unsere Einrichtung verpflichtet sich hiermit zur Übernahme
und Umsetzung einer institutionellen Praxis (siehe z.B.
http://software.eprints.org/handbook/departments.php) , die
den freien Zugang zu der gesamten hier veröffentlichten,
referierten Zeitschriftenliteratur sicherstellt ? d.h. den
kostenlosen Online-Zugang zu Volltexten für alle
potenziellen Nutzerinnen und Nutzer weltweit ?
übereinstimmend mit der Budapest Open Access Initiative
(http://www.soros.org/openaccess/view.cfm) und der Berlin
Declaration
(http://www.zim.mpg.de/openaccess-berlin/signatories.html).
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.