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AW: Diplomarbeit "Sicherheit durch Medienmanagement"



Sehr geehrter Herr Beyer,

Danke Ihnen fuer diesen Beitrag! Genau das haette ich schreiben wollen!
Mit freundlichen Gruessen,

Luise von Loew
Dipl.-Bibliothekarin
Muenchen

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Sven Beyer [mailto:sven.beyer _at__ gmx.net]
Gesendet: Freitag, 31. Oktober 2003 09:35
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: Diplomarbeit "Sicherheit durch Medienmanagement"


Sehr geehrte Damen und Herren,

mit sehr großem Interesse verfolge ich Ihre Diskussionen im INETBIB. Ich bin
kein Insider, d.h. nach Zitat Guido Hölker "mitlesender Nicht-Bibliothekar".
Allerdings platzt mir bei der jetzigen Diskussion zum oben genannten Thema
regelrecht der Kragen.
Die Art und Weise, wie diese Diskussion teilweise geführt wird, ist meines
Erachtens schon pervers und grenzt an Hexenjagd im finstersten Mittelalter.
Letztendlich geht es hier um einen Menschen - das sollte niemand aus den
Augen verlieren. Stellen Sie sich mal vor, Ihre Kollegin, Frau Wegner,
bekommt nun den ganzen Tag die neuesten Beiträge aus dem INETBIB und liest
die sogar teilweise unter die Gürtellinie gehenden Beiträge und
Verwünschungen in ihre Richtung. Meinen Sie, dass das einen jungen Menschen
ermutigt? Nein, mir und sicher auch Ihnen würden die Tränen in den Augen
stehen, die Gedanken würden sich nur noch um diese Thematik drehen und von
ruhigem Schlaf könnte auch keine Rede sein. Sie sind mit dieser Diskussion
und der Richtung, in die diese abgedriftet ist, gerade dabei, ein Urteil
über einen Menschen zu fällen, den sie zum einen nicht kennen und den zum
anderen die Auswirkungen dieses Urteils womöglich sogar ein ganzes Leben
begleiten werden - ich möchte nicht namentlich einige Teilnehmer nennen, die
direkt oder indirekt dazu auffordern, Frau Wegner ihren Berufsweg zu
verbauen. Ist das wirklich Zielstellung und Philosophie des INETBIB? Wenn
ja, wäre mein Vorschlag MOBBINGBIB.
Über dieses Angebot, welches Frau Wegner - sicher auch in jugendlicher
Euphorie über die sehr gute Benotung - im INETBIB veröffentlicht hat, mag
vielleicht zu diskutieren sein. Ist diese Offerte ein Fehler oder nicht?
Allerdings, gebe ich zu bedenken, dass man gerade auch jungen Leuten
zugestehen sollte, Fehler zu machen. Über diese kann man auch diskutieren -
aber bitte in fairer Art. Vergessen Sie, liebe Teilnehmer, dabei auch nicht,
dass Sie auch ein Mensch sind, auch mal jung waren und sicher auch schon
viele Fehler gemacht haben!
Aber vielleicht hat Frau Wegner auch etwas ganz anderes mit ihrem Angebot
bezweckt. Es kann ja sein, dass sie mit dem Gedanken spielt, sich
selbstständig zu machen und daher einen sogenannten "Versuchsballon" steigen
ließ, um anzutesten, was ihre Leistung wert ist und ob sich für diese
überhaupt ein Markt darstellt. Was spricht denn dagegen, die Ergebnisse der
Diplomarbeit zu verwerten und den maximalen Nutzen daraus zu ziehen? Die
Gewinnmaximierung stellt letztendlich das grundlegende Ziel jeglicher
Unternehmungen in der freien Marktwirtschaft dar. Über die Steuern dieser
Firmen, Unternehmungen sowie ihrer Angestellten wird letztendlich auch ein
Großteil der Bibliotheken und ihrer Angestellten in Deutschland finanziert.
Was ist denn daran bitte so "moralisch verwerflich", dass für eine
offensichtlich sehr gute angebotene Leistung - was ich angesichts der
Benotung von 1,6 stark annehme - auch eine geldwerte Gegenleistung erwartet
wird? Es sollte meines Erachtens niemand ein schlechtes Gewissen haben
dürfen, für eine Leistung auch eine Rechnung zu stellen. Aber ich spinne den
Gedanken mit der Selbstständigkeit mal weiter. Frau Wegner hat ja laut
eigener Aussage auch eine sehr große Resonanz und Anfragen bezüglich ihrer
Diplomarbeit gehabt. Aus diesen Reaktionen ermutigt und mit dem sich in der
Erarbeitung der Diplomarbeit angeeigneten hohen Know-how macht Frau Wegner
sich nun selbstständig als "Sicherheitsberaterin mit Schwerpunkt
Medienmanagement in Bibliotheken". Angesichts der stetigen Zunahme
wirtschaftlicher Strukturen, d.h. Controlling und Kostenmanagement spielen
in allen Bereichen - auch Bibliotheken - eine immer gewichtigere Rolle, wird
auch die effektive Sicherung von Medienbeständen ein wichtiges Kriterium in
den Augen von Kostenrechnern und Entscheidungsträgern sein. Es stellt sich
also ein attraktiver Markt mit Zukunftspotential für Frau Wegner dar. Sicher
wird sie hier auch nicht umsonst ihre Leistung anbieten. Im Gegenteil -
soweit ich es zu beurteilen vermag, wird sie womöglich sogar Preise
bestimmen und diktieren können. Auf diese Art hat sie auch wieder ihre
Diplomarbeit verwertet und direkt zu Geld gemacht. Allerdings wird dann
sicher mit anderen Summen als 20 Euro hantiert. Soll sie vielleicht auch
dafür noch an den Pranger gestellt werden?
Was ich damit sagen will, ist dass diejenigen, die hier als große
Moralapostel auftreten, in sich gehen und mit sich erstmal ins Reine kommen
sollten. Diese sich aufspielenden Moralapostel sind in meinen Augen
unglaubwürdig und vielleicht sogar etwas neidisch auf Frau Wegner. Hier
wurde und wird mit einer Scheinheiligkeit und Arroganz auf einen Menschen
eingeprügelt und geurteilt, der am Anfang seines beruflichen Lebensweges
steht. Ist es da gerechtfertigt, diesen im Namen der "Moral" und des "Guten
Anstands" die Füße wegzuziehen?
Ich empfehle Frau Wegner, sich ernsthaft Gedanken zu machen, ob nicht die
Selbstständigkeit sogar eine lukrative Alternative zur Anstellung ist. Die
Thematik ihrer Diplomarbeit hat genug Potential. Wirtschaftliches Handeln
und Denken liegen ihr sehr nahe. Das sind zwei Eigenschaften, die sich auch
jeder Vorgesetzte von seinen Mitarbeitern wünscht. Ich wäre als Kompetenz-
oder Entscheidungsträger in einer Bibliothek sehr stolz, Frau Wegner als
Mitarbeiterin haben zu dürfen. Aus diesem Grunde werde ich sie auch bei der
Stellensuche unterstützen, falls sie sich nicht doch selbstständig macht. Es
wäre auch von Ihnen eine menschliche Geste, der jungen Diplomandin unter die
Arme zu greifen, statt auf sie einzuprügeln, und ihr einen guten Start ins
Berufsleben zu ermöglichen.

Besten Dank

Sven Beyer
Nicht-Bibliothekar und Diplomkaufmann


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.