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Re[2]: DigiZeitschriften-Kommerz



Guten Tag!

(Ich finde es sehr wohltuend, dass mit Klaus Ceynowa jemand aus der
Führungsebene einer großen Bibliothek hier äußert und sogar polemisch
wird. Das wollte ich vorab bemerken)


KC> Vorbild ist die
KC> amerikanische Not-for-Profit-Organization JSTOR, deren Nutzer 
KC> monatlich circa 2,5 Millionen qualifizierte Zugriffe auf die JSTOR-
KC> Datenbank mit ihren 124 Zeitschriften vornehmen.

http://www.jstor.org/

KC> Diese Zahlen 
KC> belegen, das der geplante Service von DigiZeit auf einen 
KC> signifikanten Bedarf der wissenschaftlichen Öffentlichkeit reagiert.

Dass dieser Bedarf besteht, ist unumstritten.

KC> Das geplante Beitragsmodell zielt zudem auf ein Abonnement 
KC> durch die Bibliothek oder Forschungseinrichtung für ihre 
KC> eingetragenen Nutzer in Form einer site licence, wobei 
KC> voraussichtlich eine Preisdifferenzierung nach der Größe der 
KC> Bibliothek vorgenommen wird. In der Startphase soll der Dienst 
KC> zudem kostenfrei nutzbar sein.

Ich persönlich finde so etwas grausam: Ein Blick in's Geheiligte Land
und es wird geschlossen. Muss man also wie Moses weiter auf dem Sinai
herumtapern ;-).

KC>  Im Gegensatz zur Ansicht Grafs 
KC> stellt DigiZeit also gerade auch für kleinere Einrichtungen eine 
KC> attraktive Option des Zugriffs auf ein umfassendes 
KC> Zeitschriftenangebot dar.

Wenn man das Vorbild JSTOR betrachtet, dann können sich kleinere
Bibliotheken den Service nicht leisten. Ich finde gerade die Übersicht
über die Kosten nicht, aber vor 2-3 Jahren, als ich mir das einmal
angeschaut habe, hätte es ca. 12.000 US-Dollar gekostet, mithin mehr als
zwei Drittel unseres Zeitschriftenhaushaltes. Und hier
http://www.jstor.org/about/participants_intl.html
unter "Germany" bestätigt sich das Bild, dass kleinere Bibliotheken
so gut wie keine Chance haben, mit ihren geringen Mitteln an solchen
Diensten teilzunehmen.

KC> Insgesamt zeigt die Mail von Graf also eine beeindruckende 
KC> Verbindung von Sachunkenntnis und Urteilssicherheit, die immer 
KC> Ausdruck eines ungebrochenen Selbstbewußtseins ist, zu dem 
KC> man Klaus Graf nur beglückwünschen kann.

Polemik darf sein. Doch so umfassend ist die Sachunkenntnis nicht, wie
ich hoffentlich gezeigt habe.

Aber um es nochmal auf eine andere Ebene zu heben: Allzuoft wird in
der (Fach-)Öffentlichkeit die Meinung vertreten, dass Digitalisierung
billig sei. Beispiele wie dieses zeigen, dass das alles seinen nicht
unerheblichen Preis hat! Aus Benutzersicht wäre wünschenswert, dass
die teilnehmenden Bibliotheken wenigstens flächendeckend verteilt sind,
so dass man nicht hunderte von Kilometern hinter sich zu bringen
hat, um einen lizensierten Bildschirm zu finden, an dem man dann
recherchieren und ausdrucken kann. Und Herr Graf urteilt nicht zuletzt
aus Benutzersicht ...



Mit freundlichen Grüßen,

Jürgen Plieninger

-- 
Dr. Jürgen Plieninger
07071 - 297 61 41
mailto:juergen.plieninger _at__ uni-tuebingen.de




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