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Re: Bibliothekswissenschaft?
Sehr geehrter Herr Wöske,
das was sie in Ihrem Beitrag zu Bibliothekswissenschaft
sagen, stimmt inetwa mit dem überein was M. Rehm im
Lexikon Buch, Bibliothek, neue Medien schreibt,
insofern ist dem nichts hinzuzufügen.
Zu Dewdney:
> Daß wir uns mit dieser Diskussion nicht allein auf weiter Flur bewegen,
zeigt
> meines Erachtens sehr schön ein aktuelleres Zitat von dem amerikanischen
> Autor Alexander K. Dewdney:
> "Die Verwirrung darüber, was Wissenschaft ist, hat sich weltweit bis in
die
> Universitäten ausgebreitet. Innerhalb der letzten Jahrzehnte haben
Fachbereiche
> eifrig ihre Namen geändert, indem sie das Wort "Wissenschaft" hinzufügten.
> Das Fach Ingenieurwissenschaften zum Beispiel bezeichnet nicht wirklich
eine
> Wissenschaft, sondern das Studium der Technologie und ihrer Techniken.
> Inzwischen gibt es Management-Wissenschaft, Sekretariatswissenschaft und
> sogar Politikwissenschaft ... Alle möchten Wissenschaftler sein."
> (A. K. Dewdney: Alles fauler Zauber?. - Basel: Birkhäuser, 1998, S. 14f).
ist allerdings anzumerken, dass er eine sehr eigene Definition entwickelt,
wenn für ihn nur eine deduktive Wissenschaft wie die Mathematik
(wohl weil er selbst Mathematiker ist) wissenschaftlich ist.
Galilei, auf dessen Discorsi die "Scienze" eigentlich zurückgeht,
ist für ihn nur noch ein induktiv arbeitender, der nie weiß, ob seine
Gesetze auch außerhalb der untersuchten Grenzen gelten.
Das scheint mir allerdings recht abwegig, weil gerade dies eine der
wichtigsten
Erkenntnisse der Wissenschaft überhaupt war, dass es Gesetze und
mathematische Erkenntnisse gibt,
die sich in der praktischen Welt immer wieder bestätigen lassen.
Es war für diese Wissenschaftler schon beeindruckend zu sehen,
dass man Anziehungskräfte untersuchen, messen und ihre Gesetzmäßigkeit
mathematisch fassen kann ,
und dass diese Gesetze sich als eine universale Harmonie wiederfinden.
Dass wir uns heute so daran gewöhnt haben, dass wir dies, wie Dewdney,
schon gar nicht mehr zur Kenntnis nehmen, ist sicher interessant.
So betrachtet (Wissenschaft als das Auffinden von Gesetzen,
die sich unter festgelegten Bedingungen immer wieder verifizieren lassen),
ist die Scientia keinesfalls unscharf definiert.
Und dies widerspricht auch der Aussage von Dr. Hilberer,
"dass die Pseudo-Professoren der
Bibliothekshochschulen nur an der Aufwertung ihrer eigenen Position
durch Verwissenschaftlichung arbeiten, statt sich um die Probleme
der Praxis zu kuemmern (die sie freilich im Normalfall ueberhaupt
nicht kennen)."
Vermutlich wird sich niemand als ein solcher Pseudo-Professor angesprochen
fühlen,
da dies anderenfalls den Tatbestand einer Beleidigung bzw. eines
Amtsmissbrauchs erfüllen würde.
Man kann den Bibliotheksbereich per definitionem nicht
verwissenschaftlichen,
wenn der Praxisbezug fehlt.
Und deswegen zu leugenen, dass es Bibliothekswissenschaft gibt,
ist so als leugnete man, dass es eine Bibibliothekspraxis gibt,
die man mit den Methoden der Wissenschaft untersuchen kann.
MfG
Umstätter
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.