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Re: AW: [Inetbib] Informationsmanagement in der eigenen Profession



> in der Tat, nein. Aber aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass
> gemischte Abteilungen (IT-Fachleute und Bibliothekarinnen/Bibliothekare),
> wie man das z.B. hier an der UB in der EDV-Abteilung antrifft, besser in der
> Lage sind, benutzerorientierte Dienste zu entwickeln oder an die Praxis
> anzugleichen, als die geballte IT-Intelligenz eines Rechenzentrums, die sich
> als peer-group immer selbst die Bestätigung gibt, dass sie das Maß der Dinge
> ist. ...
> Jürgen Plieninger

Da haben wir wieder das alte Problem: Die DV-Leute verstehen die 
Anwender (hier: Bibliotheksleute) bzw deren Anforderungen nicht und die 
Anwender verstehen die DV(-Leute) nicht. Es ist wirklich nichts 
aussergewoehnliches in der DV, dass man sich mit der Materie, fuer die 
man arbeitet, auseinandersetzen muss. So muss jemand, der ein System 
fuer das Rechnungswesen einrichtet/betreut, sich auch rudimentaer mit 
dem Rechnungswesen auskennen. Andererseits muss der Anwender mit der DV 
so vertraut sein, dass er die Zusammenhaenge versteht und weiss, "was 
geht und was nicht geht".

Und noch ein Problem: Die Anwender sind oft mehrerer ehemalig wichtiger 
Methoden verhaftet. So werden an die DV-Systeme heute immer noch 
Anforderungen gestellt, die eigentlich nur fuer Zettelkataloge 
zutreffen.

Um die Sache auf die Spitze zu treiben, ist nicht nur die Thematik eines 
Bibliotheksstemes sehr komplex (und muss zusaetzlich zu den ganzen 
anderen Systemen, die es in Bibliotheken so gibt, von den DV'lern 
verstanden werden) sondern sie ist auch noch von Bibliothek zu 
Bibliothek unterschiedlich. Al(b/p)traum. Wie soll irgendeine Firma ein 
hochkomplexes DV-System fuer Bibliotheken herstellen und in 
nennenswerter Anzahl verkaufen, wenn sich nicht die Bibliotheken mit 
ihren hochkomplexen Themen auf einen Standard einigen koennen? Hier 
braucht's eine zusaetzliche Mediennummer, da reicht eine Signatur. Hier 
haben wir eine Verbund-Katalog-Nummer fuer jedes Medium, dort haben wir 
zusaetzlich eine Bibliothekssystem-interne Nummer, weil die anderen 
einfach nicht eindeutig sind. Ruckzuck hat ein Buch 5 Nummern, die in 
unterschiedlichen Systemen (die alle Daten miteinander austauschen 
sollen) unterschiedlich behandelt werden oder unter den Tisch fallen. 
Ganz zu schweigen von einer Vielzahl von Kategorien - keine Mensch 
versteht, warum man so viele braucht, um Buecher eindeutig zu 
katalogisieren. Da hoerten wir in Bielefeld auf dem Bibliothekartag von 
Herrn Seiffert (HBZ Koeln), dass von allen diesen Kategorien sehr viele 
gar nicht verwendet werden. Manche nur aeussert selten oder nie. Siehe
http://www.florian-seiffert.de/2001/Bielefeld/index.html
Da fragt sich doch der effizient arbeitende Mensch, warum hier fuer 
wenige der Daten ueberproportional viel Arbeit investiert wird. Und zwar 
sowohl von der DV als auch von den bibliothekarisch gebildeten Personen. 
Auf jeden Fall stammt hierher der Konflikt, den meine Vorredner 
geschildert haben. Die Leute, die sich hier mit beidem (DV und 
Bibliothekarischem) auskennen, sind zu rar gesaeht. Das liegt (auch) an 
der Komplexitaet der beiderseitigen Thematik.

Es wird tagelang, ach was, jahrelang ueber das Erscheinungsbild eines 
idealen Opacs geredet und der gemeine Benutzer versteht noch nicht mal 
das Wort "Koerperschaft". Geschweige denn den Unterschied zwischen 
Schlagwort und Stichwort. 
Betrachten wir doch mal Google: Bei einer wesentlich vielschichtigeren 
und groesseren Datenmenge liefert diese Suchmaschine in den meisten 
Faellen mit einem (!!!) Suchfeld befriedigende Ergebnisse. Richtig: 
"Befriedigend". Ich denke, die 100%ige Penibilitaet der Bibliotheken 
koennen wir uns nicht mehr leisten - es sind Loesungen gefragt, die 
schneller und besser daherkommen als die never ending storys, die wegen 
des hohen Anspruches nie fertig werden und daher den 
Benutzern/Kunden/Geldgebern (Steuerzahlern!) weniger bieten als 
eigentlich moeglich. 
Bitte nicht missverstehen: Ich moechte nicht Google als Bibl.-Katalog 
einsetzen. Aber _aequivalent_ einfache Loesungen - das waer's doch.

Was ist die Essenz dieser sehr langen Mail? Kein Patentrezept aber 
vielleicht die Idee einer leichten Umorientierung. Und, dass ich mir mal 
meine Gedanken zu diesem Thema von der Seele geredet habe. ;-)

Ich wuensche ein schoenes Wochenende!
Mit freundlichen Gruessen,
Michael Schaarwaechter

-- 
 Michael.Schaarwaechter _at__ ub.uni-dortmund.de 
 Germany, Uni Dortmund, Library 
 http://www.schaarwaechter.de , http://www.inetbib.de 
 PGP-Key: http://www.schaarwaechter.de/misc.asc



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