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Re: Re: Bibliotheksschlüssel für Professoren ?



Sehr geehrter Herr Schanbacher,

wenn ich diese Diskussion mit den Empfehlungen des Wissenschaftsrats
vergleiche und mit der schon vor zwanzig Jahren in Baden-Württemberg
erhobenen Forderung an die Bibliotheken, dass das Ziel sein muss, Bücher und
Zeitschriftenaufsätze in einem Tag auf den Tisch der Wissenschaftler zu
bringen, dann sollten Sie ihre Position noch einmal überdenken, auch wenn
ich volles Verständnis dafür habe, weil wir alle die Realität in der
deutschen Bibliothekspraxis kennen.

Unser Ziel muss es sein, das deutsche Bibliothekswesen zu optimieren, damit
Lehre und Forschung verbessert wird. Wie weit das mit Bibliotheksschlüsseln
für Professoren erreichbar ist, hängt von den Randbedingungen ab, die man
schafft.

Wir befinden uns aber im Wettbewerb mit den USA, wo 24 Stunden Öffnungszeit
nicht so selten sind wie hier. Wissenschaft ist teuer und steht im
internationalen Wettbewerb, gleichgültig ob die Wissenschaftler im Institut,
in der Bibliothek, auf Reisen oder zu Hause arbeiten. Bibliotheken sind in
dieser Wissenschaft die wichtigste Rationalisierungsmaßnahme um Doppelarbeit
zu verhindern, um die erfolgsversprechendsten Lösungswege zu gehen und um
die Inspiration anzuregen.

Norbert Wiener verließ , wenn er eine Idee hatte, augenblicklich die Oper,
weil er es sich nicht leisten konnte gute Ideen ungenutzt zu lassen. Wie
gut, wenn man dann zu Hause eine Bibliothek hat, um die Idee auf ihre
Tauglichkeit zu prüfen. Die meisten Wissenschaftler können es sich noch
weitaus seltener leisten gute Ideen zu verschenken.

MfG

Umstätter

> >Vielen Dank Herr Professor Kummer, Sie haben mir aus dem
> >Herzen gesprochen, obwohl die meisten bei zwei Tagen ja nicht
> >meckern, aber auch Bibliothekare sollten Verständnis dafür
> >aufbringen, wie die Zeit drängen kann, wenn man- wie imer kurz vor
> >Publikationsschluß- noch eine Fußnote überprüfen muß. Elisabeth
> >Simon, HonFLA
> >****************
> >Elisabeth Simon
> >Auslandssekretariat des EDBI
> ....
>
> Liebe Frau Simon, lieber Herr Prof. Kummer,
>
> hier treffen doch wohl 2 ganz verschiedene Blickrichtungen (wenn nicht gar
> Welten) aufeinander : einmal der einzelne Benutzer, der eine gerade jetzt
> für ihn absolut unpassende Regelung nicht akzeptieren kann (will) und zum
> zweiten "die Bibliothek" bzw. "der Bibliothekar", die nicht in der Lage
oder
> Willens sind, diesem Bedürfnis zu entsprechen.
> Als Praktiker an einer kleinen Hochschule sehe ich das wesentlich anders :
> 1. die Bibliothek kann nur in den Rahmenbedingungen agieren, die von
Politik
> und Finanzen bereitgestellt werden. Wesentliche Parameter sind dabei
> Personalstellen und sonstige Sachmittel, z.B. für Hiwis und verlängerte
> Öffnungszeiten. Aber auch Arbeitszeit- bzw. Gleitzeitregelungen spielen
eine
> wesentliche Rolle.
> 2. Die Öffnungszeiten der Bibliothek sind daher immer ein Kompromiß
zwischen
> Wünschen und realen Gegebenheiten. Konkret: wir haben im Semester 45
> Öffnungsstunden, Mo - Do 9 - 19 und Fr 9 - 14 Uhr. Wie oft wird von
> langjährigen Hausangehörigen vor 9 bzw. am Freitag nach 14 "vergeblich"
> Zugang zur Bibliothek verlangt ? Sehr selten. Sind die nun domestiziert
oder
> sind die Öffnungszeiten ziemlich gut ?
> 3. Wie sieht es denn mit der Anwesenheit der Professoren aus ? Das
> Schlagwort Di-Mi-Do-Prof kommt doch nicht von ungefähr. Und für diese
Leute
> soll ich mich mit Verwaltung und Rektorat anlegen, damit ich mehr Personal
> für eine Samstagsöffnung bekomme, die dann eine Benutzerfrequenz kleiner 1
> pro Stunde hat ? (Haben wir über 2 Semester exemplarisch durchgeführt, ist
> keine hohle Behauptung !)
> 4. Von jedem Studierenden wird verlangt, daß er seine Arbeit rechtzeitig
und
> ordentlich abliefert. Wieso kann dann ein Prof. Dr. seine Fußnoten erst in
> allerletzter Sekunde überprüfen (wenn er das überhaupt selbst macht - auch
> hier habe ich wesentlich andere Erfahrungen).
> 5. Die einmal kritisierten "2 Tage Wartezeit" beziehen sich m.E. auf den
> Samstag und Sonntag. Wer hat denn in Deutschland in den Hochschulen 7 x 24
> Stunden offen - mir ist nur das Konstanzer Experiment bekannt. Und
Konstanz
> hat bekanntermaßen ein einschichtiges System. An den großen, alten,
> zweischichtigen Systemen haben es die Professoren doch gar nicht nötig,
die
> zentrale Bibl. zu nutzen, da ihre Forschungsliteratur im Institut etc.
steht.
>
> Mein Fazit : es wird immer Ansprüche geben, die wir nicht zufriedenstellen
> können.
> Insbesondere, wenn diese sehr individualistisch ausfallen. Ich kenne
> Kollegen (!), die keine EDV, keine Online-Angebote wollen, das Geld wäre
in
> Literatur besser investiert. Andere verlangen möglichst schnellen Zugriff
> auf entlegen(st)e Quellen, egal was es kostet (nicht sie, sondern
> überhaupt). Wir vor Ort und insbesondere in den kleinen Bibliotheken
müssen
> den schwierigen Spagat versuchen - schaffen werden wir ihn nie.
>
> Mit freundlichen Grüßen
>
> Michael Schanbacher
> Bibliotheksleiter
> Hochschulbibliothek Heilbronn
> Max-Planck-Str. 39
>
> 74081 Heilbronn
>
> Tel. 07131 - 504 301
> Fax 07131 - 504 434
> mail : bibliothek _at__ fh-heilbronn.de
>



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