Liebe INETBIBlerInnen, eine traurige Nachricht fuer die Informationswelt... E. J. _________________________________________________________ | | Dipl.-Phys. Dipl.-Ing. Eberhard Janke, Bibliotheksleiter | Deutsches Informationszentrum fuer technische Regeln (DITR) im | DIN Deutsches Institut fuer Normung e.V. | Burggrafenstr. 6, D-10787 Berlin, Postanschrift: D-10772 Berlin | Tel. (030) 2601-2494, Fax -1231, E-Mail: janke _at__ ditr.din.de | http://www.din.de |_________________________________________________________
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- Date: Tue, 16 Feb 1999 19:32:53 +0100
- From: Wolfgang von Keitz <keitz _at__ hbi-stuttgart.de>
- Subject: Giampolo del Bigio ist tot
Liebe Freunde von ISIS, Giampolo del Bigio, der Vater von CDS/ISIS, ist tot. Er starb im Dezember letzten Jahres an Lungenkrebs. Die UNESCO hat mehr als nur einen Mitarbeiter verloren. Giampolo verkoerperte noch den alten Geist einer UN-Organisation, die sich als Plattform fuer Leute aus dem Bereich Education, Science und Culture verstand. Die Entwicklung von CDS/ISIS war im Sektor 5 Information and Communication als Teil des General Information Programs (GIP) angesiedelt. Dieser Sektor gehoert zu den kleineren Sektoren der UNESCO. Entsprechend knapp waren die Mittel fuer dieses wichtige Projekt. Ich lernte Giampolo vor mehr als 7 Jahren in der UNESCO in Paris kennen. Seine lebensoffene Art spiegelte sich in seinem Projekt wieder: CDS/ISIS eine Software fuer jeden, der bereit war Zeit statt Geld zu investieren. Dieses Konzept ging auf. CDS/ISIS duerfte eines der meistgenutzten Retrievalsysteme der Welt sein. Daß sein Projekt, gemessen an den eingestzten Mitteln, eines der erfolgreichsten Projekte der UNESCO wuerde hatte niemand vorausgesehen; und doch ist es so gekommen. Als liebenswürdigen Menschen, der sein berufliches Leben nahezu vollständig der Entwicklung von CDS/ISIS gewidmet hat, lernten ihn die deutschen CDS/ISIS-Nutzer auf der ISIS-Nutzerkonferenz bei der GTZ kennen. Wir entwarfen Plaene, wie man CDS/ISIS in Deutschland populaerer machen koennte; wie man eine aktive Nutzergruppe auf die Beine stellen koennte. Beim gemuetlichen Zusammensein zog Giampolo die unvermeidliche Schachtel schwarzer, filterloser, franzoesischer Zigaretten aus der Tasche. .... Die CDS/ISIS-Gemeinde hat ihren Spiritus Rector verloren. Ob seine Softwarephilosophie auch heute noch traegt wissen wir nicht. Die UNESCO leidet unter staendiger Geldnot. Sie ist nicht in der Lage, die Betraege zur Verfuegung zu stellen, die heute in der Softwareentwicklung benoetigt werden. CDS/ISIS ist kostenlos erhaeltlich. Die Einarbeitung in die Nutzung des Systems kostet allerdings Zeit; Zeit, die viele Computernutzer heute nicht mehr aufbringen wollen oder koennen. Noch hat CDS/ISIS keinen direkten Konkurrenten; denn alle vergleichbaren Systeme sind nicht nur teurer sondern meist auch leistungsschwaecher; und sie fordern vom Nutzer ebensoviel Einarbeitungszeit wie CDS/ISIS. Es gab mehrere Versuche den Quellkode von CDS/ISIS freizubekommen; CDS/ISIS nach den Grundsaetzen der Free Software Foundation weiterzuentwickeln. Das beste Beispiel fuer ein gelungenes System auf der Basis freiwilliger Softwareentwicklung ist Linux, ein Betriebssystem, das kostenlos erhaeltlich ist, und der Windows-NT-Welt zumindest ebenbuertig ist. Wie die Geschichte von CDS/ISIS auch immer fortgeschrieben werden wird, Giampolo del Bigio ist der Ursprung von allem, was da noch kommen mag. Giampolo, wir werden Dich nicht vergessen. Wolfgang von KeitzAttachment: smime.p7s
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