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RE: Definition Virtuelle Bibliothek...
Liebe Liste
Lässt man die "kreativen" Beiträge mal ausser acht, kommt der Beitrag
von Herrn Meyenburg der Sache doch am nächsten:
> "Virtuell" meint hier, dass ueber einen zentralen Einstiegspunkt ...
der
> Zugriff auf dezentral vorgehaltene Bestaende moeglich ist. Und
"Zugriff"
> meint hier, ... auch ... den wirklichen
> Zugriff auf die ... Dokumente, also deren
> Lieferung ggf. ins eigene Haus. Eine "Virtuelle (Fach)Bibliothek"
erweckt
> demnach den Anschein, als waeren die hier recherchierbaren
Informationen und
> Dokumente quasi an diesem zentralen Ort versammelt.
Und in dem schon von anderen erwähnten Thread in INETBIB von 1999
schrieb Wolfgang Binder:
>>> virtuelle Bibliothek <<
>
> Der Begriff "virtuelle Bibliothek" betont gegenueber den
> Bezeichnungen "elektronische Bibliothek" / "digitale Bibliothek"
> (s.u.) lediglich den Aspekt verteilter Ressourcen.
Bei der Definition der beiden Autoren fehlt mir aber der Aspekt der
"unmittelbaren" Verfügbarkeit für die Benutzer. "Sofort" kann ein
Benutzer oder eine Benutzerin bisher nur über die Bestände der
physischen Bibliothek verfügen, in der er sich aufhält. Als Innovation
würde ich bezeichnen, das es heute möglich wäre, dezentral gelagerte
oder gespeicherte Dokumente nicht nur in einem Katalog(in einem
Alephabet), nachzuweisen, sondern sie auch an einem, vom Benutzer
bestimmten Ort "sofort" bereitzustellen. Das könnte seine
Heimatadresse sein oder seine Heimatbibliothek. Es könnte dem Benutzer
einer virtuellen Bibliothek eigentlich ganz egal sein, aus welchen
physischen Bibliotheken seine Literatur kommt.
Das ist beim heutigen Stand der Aus- und Fernleihe leider noch ein
weiter Weg. Denn von einem "just in time delivery" kann keine Rede
sein. Auf dem Weg vom virtuellen Katalog a la KVK oder Verbundkatalog
zur virtuellen Bibliothek klemmt es leider zur Zeit immer noch bei der
Verfügbarkeit.
Das Problem ist mit digitalisierten oder digitalen Dokumenten
natürlich einfacher als mit gedruckten Dokumenten zu lösen. Aber ich
bin nicht sicher, ob es die richtige Lösung ist, für's Medium Papier
aufbereitete Informationen in's Netz zu stellen. Klingt verdächtig
nach Hörspielen im Fernsehen.
Um vom virtuellen Katalog (Nachweis dezentraler Bestände - gedruckter
und digitaler) zur virtuellen Bibliothek (Verfügbarkeit dezentraler
Bestände) zu kommen, braucht es eine Weiterentwicklung vom
Katalogisierungsverbund zum Ausleihverbund: direkte
Online-Bestellmöglichkeit bei allen ausleihenden Bibliotheken eines
Verbundes und eine schnelle Transportlogistik für die bestellten
Dokumente.
Uebrigens: ob eine Sammlung von einigen hundert WWW-Links eine
virtuelle Bibliothek ist, kann ich nicht so recht sagen. Ist eine
Sammlung von einigen hundert Büchern eine Bibliothek?
Nur meine Meinung.
_____________________________________
heinz becker / systembibliothekar
universitätsbibliothek basel
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heinz.becker _at__ unibas.ch
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Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.