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Re: Handschriftenaufbewahrung in Spezialbibliotheken
- Date: Tue, 9 Jan 2001 08:13:06 +0100
- From: "Dr. Staecker" <staecker _at__ hab.de>
- Subject: Re: Handschriftenaufbewahrung in Spezialbibliotheken
Lieber Herr Hilger,
es gibt vor allem gewisse Rahmendaten fuer die Magazinierung, die
zwar in der Literatur immmer wieder diskutiert werden, die sich m.E.
aber bewaehrt haben, das sind ca. 50% (+ - 5%) relative Luftfeuchte
und konstantes Klima 18-20 Grad. Wichtig ist auch, wiewohl oft
unterschaetzt, Sauberkeit im Magazin. Staub ist ein idealer
Naehrboden fuer Pilze aller Art. Wenn es moeglich ist, sollten die
Baende daher spaetestens alle 3 Jahre einmal abgesaugt werden (mit
einem speziellen Staubsauger mit Microfilter) oder aber im Freien
gereinigt (wenn das machbar ist).
Bezueglich der Praesentationsmoeglichkeiten ist die Frage nicht so
leicht zu beantworten. Hier kommt es auf das Exponat an. Direktes
Sonnenlicht sollte man vermeiden, bei der Beleuchtung UV-Filter
verwenden, langfristige Lichtexposition ueber 100 Lux koennen sich
ebenfalls schaedigend auf das Exponat auswirken. Sie sollten
ferner darauf achten, dass ein Exponat nicht "jahrelang" an
einer Stelle geoeffnet liegt. Es sollte idealerweise spaetestens alle
3-4 Wochen ausgetauscht oder zumindest geblaettert werden.
Soweit die groben Rahmendaten eines konservatorischen
Minimalstandards, im Detail gibt es hier in der Literatur eine recht
lebhafte Diskussion unter den Restauratoren. Fuer die Praxis moechte
ich Ihnen nur den vom DBI herausgegebenen Band ans Herz legen:
"Zur Praxis des Handschriftenbibliothekars. Beitraege und
Empfehlungen. 2. Aufl. Frankfurt 1995 (ZfBB Sonderheft, 60)"
Die Frage, wie alte Drucke zu sichern sind, haengt natuerlich von
deren Wert ab. Wenn es sich um exzeptionelle und
seltene bzw. unersetzliche Stuecke handelt, sollte auf jeden Fall
eine Alarmanlage installiert werden. Ob dies in Ihrer Bibliothek
realisiert werden kann, kann ich freilich nicht beurteilen. Sie
muessen selbst abwaegen, wie hoch Sie den Sicherheitsaspekt
bewerten. Ohne die Situation vor Ort zu kennen, sollten Sie vor
diesem Hintergrund vielleicht auch in Betracht ziehen, Ihre Bestaende
z.B. der SUB Hamburg als Depositum anzuvertrauen, so die Bibliothek
entsprechende Kapazitaeten hat und zur Aufnahme der Baende bereit
ist.
Mit besten Gruessen,
Staecker
Am 8 Jan 01 um 10:26 hat Andreas Hilger geschrieben:
> Liebe Liste,
>
> als kleine Fachbibliothek stehen wir vor dem Problem der adäquaten
> Aufbewahrung einiger seltener und alter Drucke (16./18.
> Jahrhundert). Neben der Erhaltung dieser Werke geht es einerseits um
> die Sicherung, andererseits um Präsentationsmöglichkeiten.
>
> Meine Frage ist, ob es hierfür eigene bibliothekarische
> Richtlinien/Empfehlungen, rechtliche Bestimmungen oder Erfahrungen
> anderer Bibliotheken gibt.
>
> Herzliche Grüße
>
>
> *** *** ***
> Dr. Andreas Hilger
> Institut fuer Slavistik
> Universitaet Hamburg
> Von-Melle-Park 6
> 20146 Hamburg
> 040 42838 3396
> email: hilger _at__ uni-hamburg.de
>
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Dr. Thomas Staecker (Leiter Abteilung Alte Drucke)
Herzog August Bibliothek - Postfach 1364 - D 38299 Wolfenbuettel
Tel. +49(0)5331/808-119 - email: staecker _at__ hab.de
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