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Re: AW: Vorsicht, Laien !



Solange über die Informations-Professionals gezielt Informationen
selektiert werden, die unliebsam sind, und solange gezielt Informationen
bestimmten Kreisen vorenthalten oder bestimmten Kreisen vor anderen zur
Verfügung gestellt werden (Beispiel: Stelle für vorrangig Allgemeinarzt
oder evtl. Soziologen wird nicht in Print- oder Online-Version der
Zeitschrift für alle Ärzte, wohl aber in einem Soziologen-Netzwerk
offeriert), solange halte ich die Informationspraktiker für bereits zu
mächtig.Und Literaturstellen, zu denen online "no abstract available"
ist, braucht man m.E. der heutigen Informationsgesellschaft auch auf
Papier gar nicht zur Kenntnis zu geben...
Notabene: Ich bin wie Sie der Ansicht, dass viel Informationsmüll im
Internet steht, und dass der Laie den Müll nicht leicht von den
Diamanten trennen kann. Und ich bin wie Sie der Ansicht, dass wir
QUALIFIZIERTE UND UNABHÄNGIGE Informationsmanger dringend benötigen;
aber die müssen wirklich unabhängig und nicht gesponsert sein. 

Dr. R. Ströbele
Westtangente 1
D -77886 Lauf / Baden
http://home.t-online.de/home/700700001961/       ####################

Bibl schrieb:
> 
> Die Passage der Original-Presserklärung von BDB und DGI, auf die hier Bezug
> genommen wird, lautet:
> 
> "Ziel des Kongresses ist es, die Öffentlichkeit - so zum Beispiel Politiker,
> Führungskräfte in Unternehmen oder Journalisten ? aufzufordern, stärker als
> bisher auf den Rat der Informationsspezialisten zu hören und deren Dienste
> in Anspruch zu nehmen. Gerade die viel zitierte Informationsgesellschaft
> benötigt die Kenntnisse und Erfahrungen von Informations-Professionals. Sie
> sind die Navigatoren durch einen immer dichter werdenden
> Informations-Dschungel. Sie können Informationen gewichten und
> Informationsquellen bewerten.
> 
> Viel zu viel Zeit ist schon verschenkt worden. Auf dem Informationsmarkt,
> der heute das gesellschaftliche Leben dominiert, herrschen vieler Orts
> Wild-West-Sitten. Denkt man an den teilweise hilflosen Umgang mit dem
> Internet oder an die Informationsflut im Zug der Globalisierung, so wird
> klar, dass nur mit dem fundierten Wissen von Fachleuten die Zukunft
> bewältigt werden kann. Gesetzgeber und Massenmedien benötigen die Hilfe
> dieser Fachleute gleichermaßen.
> Dabei geht es um Fragen des Urheberrechts ebenso wie um rechtliche Probleme
> im Internet oder die Entwicklung einer Informations-Ethik. Noch immer werden
> weitreichende Entscheidungen getroffen, ohne dass man die
> Information-Professionals hinzuzieht. Entsprechend problematisch sind die
> Ergebnisse.
> 
> Um sich Gehör zu verschaffen und auf die Notwendigkeit und die Möglichkeiten
> von professioneller Informationsvermittlung hinzuweisen, haben sich alle
> betroffenen Berufs-Verbände nun zusammengeschlossen und organisieren zum
> ersten Mal in Deutschland in Leipzig im Jahr 2000 einen gemeinsamen
> Kongress. Das Motto ?Information und Öffentlichkeit? wird für die nächsten
> Jahre richtungsweisend sein."
> 
> So schwachsinnig erscheint mir diese Presseerklärung noch immer nicht!
> 
> Dr. Horst Neißer
> DGI - Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und
> Informationspraxis
> 
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Maiser _at__ zb2.ub.uni-dortmund.de
> [mailto:Maiser _at__ zb2.ub.uni-dortmund.de]Im Auftrag von EDBI/Thun
> Gesendet: Dienstag, 7. März 2000 10.35 Uhr
> An: Internet in Bibliotheken
> Betreff: Vorsicht, Laien !
> 
> Nicht nur der Rundfunk bietet dem Internet-Freak taeglich vielfaeltige
> morgendliche Ernuechterung, auch die Zeitung ueberrascht uns immer
> wieder.
> 
> "Wild-West-Sitten im Netz"
> 
> steht da in grossen Lettern am Rosenmontag in der "Berliner Zeitung",
> und mit Schrecken wird man gewahr, dass da Bibliothekare am Werk waren,
> die im Vorfeld des Leipziger Bibliothekskongresses einfach Entsetzliches
> der Presse anvertraut haben:
> 
> "Die deutschen Bibliothekare und Dokumentare haben vor ´Wildwest-Sitten´
> auf dem Informationsmarkt - speziell im Internet - gewarnt. Im World
> Wide Web veroeffentlichten Laien vielfach ungepruefte (!!!)
> Informationen, beispielsweise ueber Quellennachweise oder nicht
> veroeffentlichte sogenannte graue Literatur".
> 
> Na, da ist man als Leser doch wie vom Donner geruehrt. Diese Laien ! Was
> die so alles duerfen. Und ungeprueft ! Und ich haette immer gedacht, im
> Internet seien nur Bibliothekare und Dokumentare taetig, die jede
> Information vorher prueften. Dass nicht nur ich  das glaube, meinen
> offenbar auch meine Interessenvertreter, denn der naechste Satz ist
> bedenkenswert:
> 
> "Dies schade dem Berufsstand der Bibliothekare und
> Informationsvermittler, sagte ..."
> 
> Nur gut, dass man eine Zeitung im Gegensatz zum Radio einfach mal
> anhalten kann, um ueber den letzten Satz nachzudenken - lange, wenn auch
> ohne Ergebnis.
> 
> Liebe leitende Bibliothekare und Bibliothekarinnen, bitte verfallt nicht
> in den Irrtum zu glauben am bibliothekarischen Wesen sollte das Internet
> genesen. Nehmt es doch einfach mal als Phaenomen sui generis und
> integriert es als solches moeglichst schnell in Eure Dienstleistungen:
> Ein sehr nuetzliches Tool, um fix hunderte von banalen Alltagsfragen zu
> klaeren, zu mailen, zu chatten, zu kaufen. Meistens aktueller als
> Gedrucktes, manchmal nicht ganz zuverlaessig, eben "ohne Gewaehr" - aber
> das wissen doch die laienhaften Benutzer meistens selbst. Und wenn dann
> noch das pruefende Auge einer geprueften Bibliothekarin dem Nutzer ueber
> die Schulter faellt, um ungepruefte Informationen herauszufiltern, dann
> schadet das doch nicht dem Berufsstand, sondern es nuetzt ihm. Das
> Internet ist kein Ersatz fuer bibliothekarische Fachinformation, sondern
> ein "Add-on".
> Und bitte nicht noch mehr solcher Pressemitteilung, die vor den Gefahren
> des boesen Internet warnen, die die Bibliothekare in ganzen Kongressen
> beraten wollen, denn sonst haben wir Bibliothekare in der
> Oeffentlichkeit bald das Image von Bibliothekaren.
> 
> Einen schoenen Karnevalsdienstag,
> 
> Hans-Peter Thun


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.