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Re: Dissertationen Online und/oder Printexemplar?
- Date: Tue, 22 Feb 2000 18:30:44 +0100
- From: "Walther Umstaetter" <h0228kdm _at__ rz.hu-berlin.de>
- Subject: Re: Dissertationen Online und/oder Printexemplar?
Sehr geehrter Herr Kowalak,
> Problem nicht eindeutig im naturwissenschaftlichen Sinne mit ja oder nein
> beantworten.
die Unterscheidung der zwei Kulturen, wie Charles P. Snow (1959) es nannte,
scheint mir doch zu einfach. Gerade die Naturwissenschaften haben in der
Wahrscheinlichkeitstheorie und in der Unschärferelation bewiesen, dass es
eigentlich keine Probleme gibt, die mit ja oder nein beantwortbar sind. Dass
die Informationstheorie dagegen alles in geradezu infintesimale Jas und
Neins zerlegt, darf nicht darüber hinwegtäuschen, da gerade sie beweist,
dass unser Wissen immer nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit hat. Das gilt
für Geistes- und Naturwissenschaften gleichermaßen.
Ihr Hinweis auf die
> bestangepasste (vielleicht, auch wenn man das nicht gerne hoeren mag, auch
> die am staerksten mehrheitsfaehige) Variante
stammt ja gerade aus der Naturwissenschaft. Trotzdem sollten man nicht
verkennen, dass die Wissenschaft wahre und falsche Aussagen machen kann, die
in manchen Fällen zu 99,99999% und mehr zutreffen. Bei der Abschätzung der
Bedeutung von SGML ist die Sicherheit sicher nicht so hoch.
Insofern würde ich Ihnen in der Aussage:
> Ich moechte mit diesem kurzen Statement dabei ueberhaupt nicht gegen SGML
> oder fuer alternative Formate reden. Ich bin ueberzeugt
> davon, dass das entsprechende HU-Projekt gute Arbeit leistet und es
> viele rationale Argumente fuer den Einsatz von SGML gibt - ein
> Versprechen, dass sich das Gute auch (bibliothekspoilitisch) durchsetzen
> wird, laesst sich daraus aber nicht ableiten.
>
> Betrachten wir also die Entwicklung gelassen, ohne uns all zu sehr auf den
> Triumph des "Wahren, Schoenen und Guten" in der Geschichte zu
> 'ver-lassen'...
durchaus folgen. Es geht hier aber auch um die Frage, ob eine deutsche
Bibliothekswissenschaft auch in Zukunft unbedingt zehn Jahre hinter der
amerikanischen hinterherlaufen muss. Vielleicht muss man es schon als
positiv ansehen, dass Milkau hinsichtlich der Freihandaufstellung 1914
meinte wir wären den USA 70 Jahre hinterher. Da haben wir uns immerhin schon
erhelbich verbessert ;-). Ob dieser Staat seine Zukunft mit den damit
verbundenen finaziellen Verlusten belasten will ist die eigentliche Frage.
Das Problem vor dem wir stehen ist viel einfacher als es sich darzustellen
scheint. Wenn eine Gesellschaft dem Risiko ausgesetzt ist in nächster Zeit
mit 80%iger Wahrscheinlichkeit 10 Mrd. DM zu gewinnen indem sie einer
wissenschaftlich fundierten Empfehlung folgt, oder zu verlieren, indem sie
möglichst nichts tut, bzw. den falschen Weg einschlägt, dann sollte
eigentlich klar sein was man tut, auch wenn die Wissenschaft zunächst kein
zuverlässigeres Wissen anzubieten hat, und 20% gegen diese Empfehlung
sprechen. Das ist aber nur ein Beispiel.
MfG
Umstätter
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.