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Re: BDB und DBI



Die Kollegin Bechthold liefert so wundervolle Stichworte, dass ich
einfach nicht widerstehen kann.

Ingrid Bechtold wrote:

> 
> Liebe KollegInnen,
> 
> ich finde, die bibliothekarischen Berufsverbaende sollten sich als
> naechstes konstruktiv betaetigen.

Das klingt fast so, als sei das etwas Neues. Nein, ich denke, das haben
sie auch in der Vergangenheit immer versucht und gewollt und oft auch
erfolgreich getan, aber auch der professionellste Bibliothekar ist eben
leider nur Bibliothekar, bei aller bibliothekarischen Professionalitaet.
Wenn ich mir die Schlagzeilen ansehe, die die Politik im Augenblick
erzeugt, dann weiss ich eines aber ganz sicher: kein Bibliothekar vermag
so zu denken und zu handeln, dass er dem Politiker mit adaequaten
Mitteln begegnen koennte.
 
Ich bin überzeugt: Selbst wenn alles zutraefe, was hier in der
Diskussion den Verbaenden vorgeworfen wird und man alles so gemacht
haette, wie die Kritiker sagen - das Ergebnis haette nicht anders
ausgesehen. Auch drei Jahre perfekter Verbandsarbeit koennen nicht
ausgleichen, was in 50 Jahren Bibliothekspolitik doch augenscheinlich
nicht gelungen ist. Denn 
> 
> Dass eine starke, gut funktionierende zentrale Einrichtung des
> Bibliothekswesens notwendig ist, bezweifelt vermutlich keiner, der in
> diesem Bereich taetig ist.

, aber darauf kommt es, wie wir gemerkt haben, gar nicht an. "Dieser
Bereich", unser Berufsstand, ist von vielem überzeugt. Wichtig ist
vielmehr:
> 
 Dieses Konzept muss vor allem auch Politiker ueberzeugen.
> 
, und da sind wir am Ende des Dezenniums, nach 50 Jahren
bibliothekspolitischer Bemuehungen auf den Boden der Tatsachen
zurueckgeholt worden. 50 Jahre deutsche Bibliothekspolitik haben nicht
vermocht ein Bibliotheksbewusstsein in der Politik zu schaffen, das ein
einfaches Wegwischen der in 40 Jahren von zwei bibliothekarischen
Generationen beider deutscher Teiltaaten geschaffenen zentralen
bibliothekarischen Dienstleistungseinrichtung unmoeglich gemacht haette.
Das ist m.E. die ernuechternde Erkenntnis - und die ist schlimmer, als
die Beseitigung des DBI. Sie zeigt, dass es jetzt nicht nur um "neu
anfangen koennen" geht - mit allen damit verbundenen Chancen - sondern
um wieder einmal ganz von vorne anfangen muessen. Das lange muehevolle
Ringen um ein Nachfolge-Institut und die kleinen Dimensionen, in denen
es zunaechst gedacht ist, belegen das.

Der Berliner wuerde sagen "Und was lernt uns das ?"

Vor allem: Jetzt nicht zur Tagesorndung uebergehen und unverdrossen von
vorne anfangen, wie beim Mensch-Aergere-Dich-Nicht. Es ist etwas
passiert in den letzten drei Jahren !

Also sehen, dass der Kaiser eben doch keine neuen Kleider anhat, dass
wir alle noch lange nicht die beachteten und ueberzeugenden Partner der
Politiker geworden sind. Akzeptieren, dass man mit den bisher
angewendeten Mitteln im naechsten Jahrhundert nicht weiterarbeiten kann
und versuchen, bessere zu entwickeln. Sich fragen, ob unser Berufsstand
und seine Gremien vielleicht auch in der Behandlung, in der
Arbeitsbegleitung, in der Struktur des DBI Fehler gemacht haben
koennten, die man tunlichst in Zukunft vermeiden sollte, sie bei einem
kuenftigen Institut nicht wiederholt. Neu anfangen darf nicht heissen,
die alten Mittel und Wege am neuen Objekt zu erproben.

Hans-Peter Thun


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.